Dienstag, 3. Mai 2016
Obwohl die Temperaturen in der Nacht die Nullgradgrenze klar unterschreiten steigt die Temperatur bei wolkenlosem Himmel sehr schnell wieder auf angenehme 18 Grad an. Nach meinem Frühstück geht es ab ins Hovet wo die Proben auf grossen Fernseher mitverfolgt werden können. Das Pressezentrum ist schon sehr gut besetzt. Von hier aus die Auftritte zu beurteilen ist nicht einfach, da aus Gründen der Sicherheit ein Standardtext eingeblendet ist, damit die Monitore nicht abgefilmt werden und dies ins Netz gestellt wird.
Ich nehme bei meinen Deutschen Freunden Bernd, Jack und Jens Platz. Mit ihnen habe ich schon so manchen Eurovision Song Contest verlebt. Bernd ist in den Song der Sängerin aus Tschechien verliebt. «I Stand» gesungen von Gabriela Gunciková könnte aus jeden beliebigen Land stammen. Es fällt bei vielen Songs einmal mehr schwer die Länder der Herkunft zu bestimmen. Das gilt vor allem auch für den Song aus Zypern. Früher immer mit einem Touch von folkloristischen Elementen und jetzt ist der Song «Alter Ego» mehr ein schwedisches Produkt als ein Zypriotisches. Ist auch nachvollziehbar, denn kein geringerer als Thomas G:son hat den Titel zusammen mit der Gruppe «Minus One» geschrieben. Auf der Bühne die Macker, danach im Gespräch aber die netten warmherzigen Zyprioten die keiner Fliege etwas anhaben können.
«Loin d’ici» mit Zoë aus Österreich kommt wohl das aussergewöhnlichste auf die Bühne. Ein Chanson in Französischer Sprache, etwas zurückversetzt in der Zeit aber einfach schön anzuhören. Mit dem Kleid und dem Bühnenhintergrund bin ich nicht so zufrieden. Die Sängerin setzt sich zum Hintergrund beinahe nicht ab, zu viel Ton in Ton. Estland setzt auf einen jungen Sänger Namens Jüri Pootsman der nur spielen will, mit «Play» versucht er den Contest wieder zurück in den Baltischen Staat zu holen. Im Gegensatz zu dem ruhigen Song ist die grafische Unterstützung und Umsetzung nicht sonderlich unterstützend.
Dann passiert doch noch etwas was ich so die letzten Jahre nicht mehr erlebt habe. Die Sängerin aus Aserbaidschan «Samra» kann mit ihrem Song nur auf ein «Miracle» hoffen. Ich wage zu behaupten, dass mehr schiefe und falsche Töne zu hören waren als korrekte. Eigentlich schade, würde die zierliche Frau doch auch optisch etwas hermachen. Aber was sie in der ersten Probe abgeliefert hat kann ihr den Weg ins Finale nicht ebnen.
Nach diesem für mich doch erschreckenden Erlebnis habe ich das Festival-Gelände verlassen und mich mit der Photo-Kamera bewaffnet in die Innenstadt begeben. Vom Globen gestartet über Gamla Stan bis zum Gröna Lund Park und zurück ins Hotel. Die Fotos habe ich auf meinem Facebook-Profil öffentlich abgelegt.
Zur Probe von Bosnien & Herzegowina war ich aber wieder zurück im Pressezentrum. Châpeau – ein Land welches in seiner Landessprache an diesem Wettbewerb teilnimmt. Danach konnte ich noch auf ein 8tes Wunder hoffen, denn Ira Losco welche im Jahre 2002 in Tallinn Malta vertrat wird in diesem Jahr nach Auswechslung des Songs der Maltesischen Ausscheidung den «Gang auf dem Wasser – Walk on Water» wagen. Leider hat der Song nicht mehr die Qualität des «7th wonder». Die Sängerin ist nicht nur 14 Jahre älter, sondern auch selbstsicherer, geworden. Trotzdem ich wünschte mir musikalisch einen Song wie damals in Tallinn zurück.
Danach hatten wir noch das Vergnügen «Frans» den Schwedischen Interpreten bei der Probe zuzuschauen und am Meet & Greet teilzunehmen. Frans scheint sich nicht sonderlich wohl zu fühlen. Auf die Fragen der Fans stockte er oftmals mit seinen Antworten. Etwas verstrahlt hatte ich den Eindruck. Manchmal schon komisch, da er die Antworten nicht auf die gestellten Fragen gab. Mit den Gedanken wohl schon am grossen Finale.
Mittlerweile habe ich weitere bekannte Gesichter getroffen, welche wie ich auch schon jahrelang an diesen Wettbewerb pilgern. Gelacht, gescherzt und Witze gemacht. Das Hobby das so viele verbindet bringt Freude und Freunde. Der Event des Jahres von welchem ich (wir) auch noch in Jahren erzählen werden. Auf der Tunnelbana Fahrt nach Hause konnte ich mich noch mit Josh – ebenfalls aus der Schweiz – unterhalten.