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Eurovision Song Contest


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Eurovision Song Contest > 2008

Reisebericht und Impressionen
von Peter Ramón Baumann


Sonntag, 11. Mai 2008

Endlich geht es los. Obwohl ich nicht mehr alles erledigen konnte, da ich am Samstag noch sehr stressig in meinem Beruf eingebunden war, schaffte ich es hoffentlich alle meine Siebensachen zu packen. Meine Nachbarn fuhren mich auch dieses Jahr zum Flughafen. So musste ich mein Gepäck, welches jedes Jahr etwas zunimmt, ich meine nicht mein Gewicht, nicht herumschleppen. Bereits die Passkontrolle passiert, suchte ich nach einem Schalter meiner Bank. Leider gab's den nicht mehr in der Abflughalle. So musste ich bevor es losging noch einmal in die Schweiz einreisen. Schalter gesichtet, konnte ich mein letztes Bankgeschäft vor der Reise noch erledigen. Und erneut ging es zur Passkontrolle, der freundliche Polizist kannst uns gleich und liess und passieren. In der Abflughalle machten wir aus, wer wohl mit uns auf den Flug nach Belgrad einsteigen wird. Schon bald wenn auch mit der üblichen Verspätung, schafften wir unsere Reise anzutreten.

Ein Glück, dauerte der Flug nur etwas über eine Stunde. Denn viel länger wäre es nicht mehr auszuhalten gewesen. Weinende Kinder sind ja noch akzeptiert, aber das Geschreie auf einer Frequenz die schon nach wenigen Minuten nicht mehr auszuhalten war, gab uns den Rest. So freuten wir uns die Kabine zu verlassen. Nach der Passkontrolle musste nur noch der Koffer wieder in Empfang genommen werden. Und dann der erste Lichtblick, Kristian, welcher uns auf dem Flughafen abholte wurde gesichtet. In ein Taxi gequetscht, machten wir uns auf den Weg in die Stadt, genauer nach Novi Beograd, wo ein Appartement für uns zur Verfügung gestellt wurde. Meine Bleibe wurde mir dann etwas später vorgestellt. Endlich vom Gepäck befreit, machten wir uns auf zum Sava-Center, wo wir unsere Akkreditierungen in Empfang nehmen durften. Ein Riesengebäude mit vielen Sälen, zu welchen man je nach Rechten Zutritt hat oder eben auch nicht. Meine Akkreditierungskarte war vorhanden, die von Louis und Ronny musste noch hergestellt werden. Nach langjähriger Erfahrung mit dem Eurovision Song Contest machte uns das kein Kopfzerbrechen. Die fleissigen Helfer hinter der Empfangstheke hatten dies auch schnell im Griff und konnten die frisch ausgedruckten Ausweise aushändigen.



(Sava Center in welchem sich das Pressezentrum ESC 2008 befindet)


Da die Pressekonferenzen schon zeitig begonnen hatten, konnten wir nur noch bei den Belgiern und dem Duo von Aserbeijan beiwohnen. A Capella stellten die Belgier ihren Song "Oh Julisse" vor. Ein Song der ganz bequem auch ohne grosses Orchester funktioniert. Dei gesanglichen Ergüsse des Duos aus Aserbeijan hörten sich da schon eher etwas gewöhnungsbedürftig an. Wir sind aber wieder in "Eurovision" angekommen.

Mit dem Taxi bin ich zusammen mit Kristian an den Sava Trg 5 gefahren um endlich einen Augenschein meines Appartements nehmen zu können. Direkt vor dem Hauptbahnhof in alt Belgrad gelegen. Im fünften Stock mit einem Ausblick auf den Bahnhofplatz und an die Sava. Den Standard von beiden Wohnungen entspricht nicht ganz dem was wir erwartet haben, und wir haben in den letzten Jahren im Osten schon vieles gesehen. Nach einer kurzen Ruhepause, machten wir uns auf ins Eurocafé zu gehen. Leider konnten wir dort nichts essen, wie es geplant war. So machten wir uns auf den Weg ein Restaurant zu finden wo man sich noch kulinarisch verwöhnen lassen konnte. Da unsere Gruppe mittlerweile auf 11 Personen angewachsen war, stellte dies zusätzlich eine Herausforderung an das Restaurant welches wir in Focus genommen hatten. Das uns servierte Essen hat auch gut geschmeckt, jedoch mussten wir schon hier die erste Erfahrung mit einem Betrug machen. Wir hatten das Geld zusammengelegt und gezählt. Schon vom Kellner bis zur Theke sind dann einige Dinar verschwunden. Eine Situation die nicht gerade angenehm war. Müssen wir uns an diese Situation in den nächsten zwei Wochen gewöhnen? Auf jeden Fall werden wir uns anders Verhalten, damit dies nicht noch einmal passiert.



(Aussicht aus meinem Appartement zum Hauptbahnhof bei Tag und Nacht)

Mittlerweile wurde auf allen Fernsehkanälen das Ergebnis der Wahlen bekannt gegeben. Und schon ging es los in den Strassen. Mit Gehupe fuhren die Autos durch die Altstadt der Belgrader Innenstadt. Ein ganz Verrückter hat sein Motorrad auf das Hinterrad gestellt und ist so mit völlig übersetzter Geschwindigkeit durch die Strassen gefegt. Echt gefährlich. Ich denke aber, dass die Polizei nach den Wahlen ein Auge zugedrückt hat, denn hier wäre schon wegen übersetzten Geschwindigkeit und Gefährdung der anderen Verkehrsteilnehmer eine Busse fällig gewesen.

Die ganze Truppe wollte nun noch zurück ins Sava Center, wo sich der Euroclub befindet, gehen. Ich habe mich von der Truppe gelöst, welche mit dem Tram Nummer 7 in Richtung Sava-Center verschwand.

Montag, 12. Mai 2008

Nach einer eher ungewöhnlich langen Nacht, in welcher ich des Lärmes wegen nicht sonderlich gut geschlafen habe, ging es wieder los. Belgrad erwachte bei strahlendem Sonnenschein. Sogar das Wetter schien sich über den gestrigen Wahlsieg der Demokraten ins schönste Kleid zu stürzen. Pech hatte ich bei meiner morgentlichen Toilette, denn was in jedem Haushalt immer vorhanden zu sein scheint, ist in Serbien wohl nicht so. Nicht einmal Toilettenpapier war in der ganzen Wohnung zu finden. So kam ich mir mehr und mehr vor wie in einem europäischen Drittweltland. Dies soll aber mein Enthusiasmus dem Song Contest gegenüber nicht trüben. Ohne Frühstück machte ich mich auf den Weg zur Halle. Mit dem Tram nimmt das ganze 7 Minuten in Anspruch, so ich dann nicht noch 10 Minuten auf dieses Tram warten musste. Während des Wartens sind mir auch schon einige bekannte Gesichter von früheren Song Contests über den Weg gelaufen. Im Sava-Center angekommen wurde nun der alltägliche Sicherheitscheck gemacht. Obwohl die Schranken bei beinahe jeder Person zu piepen begannen, wurde kein weiteres Augenmerk darauf verschwendet. Neu dazu gekommen ist, dass der auch auf dem Badge befindlichen Barcode gescannt wird. Heute galt es den zweiten Teil des 1. Semi-Finales zu begutachten. Von gewöhnlich bis hin zu eher ausgefallenen Beiträgen war da alles zu sehen. Mit Polen eröffnete Isis Gee den zweiten Probetag. Ein wenig auf Céline Dion getrimmt, hatte sie doch etliche Probleme den Song zu performen. Im Grossen und Ganzen verlief diese Probe obwohl sehr in die Länge gezogen nicht schlecht ab. Trotzdem wurde die anschliessende Pressekoferenz gleich abgesagt und auf später heute Nachmittag angesagt.

Mit Irland kam nun die wohl schrägste Performance auf die Bühne. Nicht nur, dass die Iren den Anstand zu hause gelassen haben, der Sänger rülpste in einem fort, auch sonst war dieser Auftritt eher gewöhnungbedürftig. Will man nun wirklich Verka Serduchka aus der Ukraine nachahmen? Solche nachahmer haben in der Eurovisions-Geschichte noch selten den gewünschten Erfolg gebracht. Ist dieser Truthahn-Song doch eher der etwas bescheideneren Klasse. Mit einer LED Anzeige am DJ Mischpult leuchtet der einschleimende Text "We love Serbia". Als Witzsong geht es noch gerade durch, aber ist das wirklich das was die Fans des Song-Contest haben möchten? Ich wage dies zu bezweifeln.

Mit Andorra kommt eine Wiederholungstäterin auf die Bühne. Die Teilnehmerin der Casting-Show Operacion Triunfo, Gisela, vertritt den kleinen Pirenäenstaat. Gisela war in 2002 zusammen mit "Rosa" und "Europe living a celebration" im Background-Chor des Spanischen Beitrages. Die CD-Version dieses Titels wirkt schon um einiges besser als die Live-Performance. Ein gängiger Song, der sicherlich auch in den Radiostationen gespielt werden wird. Kommt sich nun darauf an, ob der Bühnenauftritt bis zum 20. Mai noch dazugewinnen kann.

Schade, dass keine Hühner auf die Bühne dürfen. So der Beitrag von Bosnien-Herzegowina. Aber eine Wäscheleine mit knapper Unterwäsche kann ja die Zuschauer auch begeistern. Habe ich da nicht Uriella im Background-Chor gesehen? Da war doch eine Dame im Hochzeitskleid mit rabenschwarz gefärbten Haaren. Das stimmliche Bild dieses Song lässt sich mit dem von Belgien vergleichen. Beide Songs etwas speziell aber doch nicht zu überdreht. Vielleicht sogar eine Musikstilrichtung welche sich noch durchsetzen wird. Armenien brachte mit "Qele Qele" einen Popsong mit östlichen Klängen auf die Bühne. Diese Mischung schien den Anwesenden gut zu gefallen und Sirusho wurde mit einem herzlichen Applaus belohnt. Nicht ganz ins Ohr will der Beitrag aus den Niederlanden. Kaum jemand kann sich für "My heart belongs to me" von "Hind" erwärmen. Sie würde wohl eher ihr Herz ans Publikum verschenken um Punkten zu können.

Finnland versucht es wieder einmal mit einer Stück Hardrock. Dies brachte Finnland ja bereits den ersten Eurovisions Sieg ein. Ob eine Wiederholung mit dem Titel von "Teräsbetoni" zu schaffen ist, wage ich zu bezweifeln. Kopieren führt selten zum Sieg, ausser es ist eine sehr gute Kopie. Rumänien trumpft erneut mit sehr guten Stimmen auf. Der Beitrag ist jedoch eher flach. Ob die Gefühle über den Fernsehschirm zum Publikum finden werden. Wir werden es bei der nächsten Probe sehen. Warum Russland sich nicht an den Probenplan hält, entzieht sich meiner Kenntnis, auf jeden Fall steht nun Griechenland auf der Bühne. Ein moderner Popsong mit einem Arrangement das die Herkunft heraushören lässt. Man fühlt sich in der Aegäis bei blauem Himmel, klaren Meer und etwas Uzo.

Die Probe der Russen welche aus technischen Gründen verschoben wurde, konnte jetzt auch noch nachgeholt werden. Russland wird im ersten Finale sehr hoch gehandelt. Die Umsetzung auf der Bühne ist für den eher durchschnittlichen Titel jedoch sehr gut inszeniert. Mal sehen, ich werde mir auf jeden Fall die Teilnehmer des ersten Finales noch einmal sehr genau anschauen, denn ich konnte noch keine 10 Titel bestimmen die weiterkommen sollen.

Heute ist auch ein Teil der Crew aus der Schweiz hier in Belgrad eingetroffen. Paolo noch nicht, da er noch an einem Fussball-Tournier in Italien beschäftigt war. Aber morgen wird er hoffentlich unverletzt seine erste Probe antreten können. Ich freue mich riesig, die neue Umsetzung der Bühnenperformance zu sehen. Den Abend habe ich dann nach dem Nachtessen mit der CH-Crew verbracht und bin, man höre und staune, zum ersten Mal in den Euroclub gegangen. Wie immer, etwas zu laut für mich, aber etwas gutes hat es hier, das Rauchen ist untersagt. So habe ich wenigstens zur lauten Musik nicht noch den Qualm um die Ohren. In Länderblöcken spielte der DJ sowohl Songs aus der Vergangenheit aber auch die neuen Töne 2008 wurden kräftig gespielt. Der Club war nicht brechend voll, man könnte eher sagen leer. Ich habe es auf jeden Fall genossen, da ich mich in einem Gedrücke nicht sonderlich wohl fühle. Da es nun doch schon kurz vor 2 Uhr war, habe ich mir ein Taxi genommen, welches mich direkt vor die Haustüre gebracht hat.

Dienstag, 13. Mai 2008

Erneut begrüsst uns Belgrad mit strahlendem Sonnenschein. So macht Eurovision doppelt Spass. Und heute wird ja der erste Teil der 2. Semi-Final Teilnehmer die erste Probe zu absolvieren haben. Das heisst, auch Paolo Meneguzzi wird sich zur ersten Probe einfinden. Als ich in der Halle ankam, war bereits Island am Proben. Ein eurovisionskompatibler Song wurde da von der "Euroband" präsentiert. Ein Song der meiner Meinung nach ins Finale gehört. Danach mussten die schwedischen Windmaschinen wieder installiert werden. Ansonsten würden die langen blonden Haare der Charlotte Perrelli nicht showmässig umherfliegen. Eine sehr starke Performance von einem Profi. Auch dieser Song hat bestimmt Siegerchancen. Das wäre dann nach 1999 der zweite Sieg für Charlotte. Einzig ihr Gesicht sieht ein bisschen zu gestrafft aus. So gestrafft, dass eine Mimik nicht mehr zu erkennen ist.

Mittlerweile haben sich auch Verantwortliche für den Schweizer Beitrag im Pressezenter eingefunden. Noch immer war nicht klar ob es die vorbereiteten Presse-Kits in die Halle schaffen werden. Dann endlich, die freiwilligen Helfer begannen die Kisten mit den Pressemappen ins Zentrum zu bringen. Kiste für Kiste wurden da hereingetragen. Da bekam die Verantwortliche von Serbischen Fernsehen ihre Gesichtsfarbe, welche sie noch vor ein paar Minuten verloren hatte wieder zurück. Und auch uns als Schweizer Delegation gings merklich besser. Die fleissigen Helfer haben diese Pressemappen dann auf jede "Pigeon Hole" verteilt. Die Zeit verrann wie im Fluge und schon musste man sich wieder auf den Weg machen. Freundlich aufgefordert schlossen wir uns der Delegation an und gingen in Hotel wo der Bus für den Transfer in die Arena bereitstand. Alle waren bereit, nur Paolo fehlte noch. Er war gestern noch in Rom an einem Benefiz-Fussballspiel und kam erst heute in Belgrad an. So musste entschieden werden, ob wir nun geich in die Halle fahren würden, und Paolo vom Flughafen direkt zu und stossen würde. Da Paolo aber bereits auf dem Weg ins Hotel war, entschieden wir uns auf ihn zu warten, obwohl wir dem Zeitplan erheblich hinterherhinkten. Es waren wohl alle erleichtert als wir Paolo unversehrt im Hotel eintreffen sahen. Noch kurz umgezogen und dann ab im bereitgestellten Shuttle-Bus.



(Paolo im Backstagebereich)

Im Schlepptau schlossen wir uns der Crew an und wurden in den Backstagebereich, genauer gesagt zu den Umkleidekabinen der Künstler geführt. Was bei einer Fernsehproduktion immer ist, ist das Warte, das Warten auf den Einsatz. In den Kabinen wurden die Kleider ausgepackt und zurecht gelegt, die richtigen Schuhe vorbereitet und auch die Haare mussten noch etwas gerichtet werden. In all diesem Trouble hatte Paolo äusserlich gesehen die Ruhe weg. Für uns war es sehr spannend, da wir einen solchen Einblick das erste Mal hatten. So weit in den Künstlerbereich hatten wir es bis dato noch nicht geschafft. Einzig unser Host Juliana war ein bisschen von der Rolle. Sie als Helfer und Vermittler und so viele Menschen die nicht immer das machten was laut Plan angesagt war. Es ist, und da war sie wirklich nicht zu beneiden, auch schwer ca. 12 Personen zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu haben, keinen zu verlieren und und und. Plötzlich kam auch Philipp Kirkorov mit der Ukrainischen Delegation zu den Umkleidekabinen. Heute das Haar nicht à la Wuschelkopf, sondern geglättet und in Gel getränkt. Ich hatte sogar noch die Möglichkeit ihn schnelle zu begrüssen. Kenne, wenn man das so nennen darf, ihn ja schon seit 1994, dort ist er mir das erste Mal über den Weg gelaufen. Die Backing Vocals (männlich) von Paolo haben ihr Augenmerk auf eine ganz andere Truppe geworfen. Die Tschechen haben ihre Umkleidekabinen gleich neben der Schweiz, Startreihenfolge. Der Pianist wollte sich gleich in Tschechien einbürgern lassen, damit er die Schönheiten immer um sich haben kann. Die Damen defilierten auch noch zwei mal in ihren Hot-Pants und Beinen die bis zum Boden reichten an den Jungs vorbei. Wegzuschauen wäre da wohl mehr Sünde gewesen, als hinzuschauen. Auch die Damen schienen es zu geniessen so viel Aufmerksamkeit zu erhalten.

Da uns das Warten bei den Umkleidekabinen zu lang erschien, beschlossen wir nun endlich in die Halle zu gehen. Der Host versuchte dies noch zu verhindern, wurde aber von der Crew überstimmt. Und los ging es durch die Katakomben der Beogradska Arena. Einmal links, dann wieder rechts, zurück und einen anderen Weg eingeschlagen, erreichten wir dann die Halle. Ein Bild für Götter, diese Bühne, obwohl diese in Realität etwas kleiner ist als sie auf den Bildschirmen wahrzunehmen ist. Noch immer war Litauen daran zu Proben. Also war es für uns abwechslungsreicher in der Halle den Proben beiwohnen zu können. Nach Litauen wurde Albanien auf die Bühne gebeten. Dort gab es noch ein paar Unstimmigkeiten, da nicht genügend Stühle für die Gitarristen bereit standen. Aber auch dies wurde schnell erledigt und die erste Probe von Albanien konnte abgeschlossen werden.

Und nun kam der grosse Moment. Der Schweizer Beitrag zum ersten Mal auf der Bühne in Belgrad. Ein Flügel wurde auf die Bühne geschoben und schon konnte man die Backing-Vocals und den Pianisten ausmachen welche die Bühne betraten. Ein sauglattes Teil, diese Bühne, was auch unser Paolo noch erfahren durfte. Nach den Einstellungen welche an den verschiedenen Mikrofonen gemacht wurden konnte begonnen werden. 3 Durchläufe sind geplant und können hoffentlich auch ohne grosse Probleme gemacht werden. Ich habe mich gleich am Bühnenrand positioniert um eine Videoaufzeichnung zu machen. Zusätzlich wurde ich gebeten noch ein paar Fotos zu machen. So hautnah eine Probe mitzuerleben ist schon etwas spezielles, auch wenn ich dem Eurovisions-Tross schon so manche Jahre hinterhereile. Näher an das Geschehen kann man nicht mehr kommen, ausser man ist der Interpret und steht auf der Bühne. Wäre schon immer mal ein Traum von mir gewesen. Nach dem ersten Durchlauf kontaktierte mich ein Techniker mit einer Frage, den ich dann an den Head of Delegation weiterverwies. Ich gehöre zwar zu der Schweizer Delegation, werde mich aber hüten Instruktionen zu geben. Zuviel über das angestandene technische Problem werde ich später erläutern. Will ja nicht schon alles preisgeben. Beim zweiten Durchlauf war der Ablauf schon etwas flüssiger, doch muss ich noch einmal auf die spiegelblanke Bühnenbodenbeschaffung zu sprechen kommen. Denn Paolo musste sich sehr gut balancieren, da er in seinen Schuhen beinahe ausgerutscht war. Obwohl ausser uns nicht gerade viele Zuschauer in der Arena waren, wurde der Beitrag von Paolo mit viel Applaus beklatscht. Wo man eigentlich hinhört, derselbe Grundtenor, das beste Lied seit Jahren welches die Schweiz an den Song Contest geschickt hat. Nach dem dritten Durchlauf wurden die Proben für die Schweiz beendigt. Die ganze Entourage bewegte sich nun hinter die Bühne an Technik vorbei bis wir wieder in den Umkleidekabinen angelangt waren. Die Protagonisten und die Verantwortlichen begaben sich dann in den Viewing-Room, der Rest ging zurück. Nach ein paar langen Minuten, so lange kamen sie mir persönlich nicht vor, konnten wir dann den Shuttle-Bus in Richtung Pressezenter wieder besteigen.



(Aufnahmen während der ersten Probe in Belgrade mit Paolo)


Im Pressezenter wurden wir bereits erwartet, da wir etwas in Zeitverzug waren. Viele interessante Fragen gab es für Paolo nicht zu beantworten. Ein Journalist aus Australien brachte uns dann aber schon noch zum Lachen. "Bellinzona und das Tessin seinen seine präferenzierte Gegend in Italien". Ich denke mal Down-Under sieht das alles ganz anders aus. Sehr souverän, wenn auch mit leichtem Sprachhandikap, meisterte Paolo seine erste Pressekonferenz.

So viele Eindrücke und das Erlebte muss erst einmal verarbeitet werden. Sicherlich bin ich nicht in der Lage alles Erlebte hier zu beschreiben. Nachdem sich das Schweizer Team wieder zurück in Hotel begeben hatte, musste ich noch meinen Hunger befriedigen zusammen mit meinen Kollegen und dann bin ich zurück ins Appartement und auch am Abend nicht mehr weggegangen.





Mittwoch, 14. Mai 2008

Wenn auch nicht mehr mit ganz blauem Himmel, begrüsste und der Tag in Belgrad erneut mit Sonnenschein und sommerlichen Temperaturen. Heute können wir den zweiten teil der Proben zum zweiten Semi-Final anschauen. Aus Lettland werden uns sehr stark geschminkte Piraten serviert. Die Kostüme sind zwar dem Thema angepasst und den Text könnte man à la 60 Jahre mit "LA LA LA" ersetzen, dennoch war die ganze Performance der Letten eher holzig (ohne Holzbein) und unkoordiniert. Einige Journalisten bezeichnen diesen Song jedoch den schwedischsten aller Beiträge dieses Jahres. Hätte der Beitrag etwas Lustiges, so könnte er wenigstens die Kinder, welche um diese Uhrzeit noch fernsehen begeistern und zu einer SMS-Flut an stimmen bewegen.

Mit 75 Jahren versuchen wir's noch einmal. So haben es sich die Kroaten wohl gedacht als sie ihren Beitrag für Belgrad ausgewählt haben. Ein Beitrag dem ich nun wirklich nichts abgewinnen kann. Früher versuchte man es mit Kindern (Sandra Kim) und jetzt mit Greisen. Moldawien hatte ja in Kiew den Anfang gemacht und war damit sogar erfolgreich. Dieses Effekt wird Kroatien aber nicht mehr haben. Zu schnelllebig ist die Zeit und die Menschen wollen mit Neuem begeistert werden. Abklatsch gibt es sonst schon genug. England hatte schon einmal mit einem DJ einen Abschiffer erlebt. Will dies Bulgarien in diesem Jahr wiederholen? Auch wenn die brennenden Plattenteller showmässig einen Effekt bringen, so bringt es die Sängerin, welche zwar recht gut singen kann in ihrem Kostüm aus dem Rotlicht-Milieu nicht ganz auf den Punkt. Obwohl ihr Wunsch "DJ, take me home" mit der Aufmachung gut passen würde.

Da wirkte der Auftritt von Simon Mathew doch eher bieder. Ein Song der mit nicht viel Show auskommt und eher an frühere Zeiten des Song Contests erinnert. Corinna May zum Zweiten. Mit Diana Ghurtskaya schickt Georgien eine blinde Sängerin ins Rennen. Die Thematik ihres Liedes knüpft an Nicole 1982 an "Peace will come". Die Stimme ist zwar gut - die Melodie reisst einem aber nicht vom Hocker. Das ist das Lichtermeer aus Ungarn doch noch etwas erträglicher. Obwohl "Candlelight" hatten wird auch schon einmal aus Israel. Ist dies ein Songcontest der Wiederholungen?

Das neue Nationalgetränk in Malta wird ab sofort "Vodka" sein. Morena, welche das Lied des maltesischen Erfolgsgespann Philipp Vella und Gerard James Borg vorträgt, trinkt nicht einmal Wodka wie sie uns an der Pressekonferenz mitteilte. Sie betonte sogar keinen Alkohol zu trinken. Dennoch hätte sie ein bisschen Wodka probiert, da sie ja wissen müsse wie das schmeckt. Mit einer "Femme Fatale" versucht Zypern in diesem Jahr (ohne Punkte aus Griechenland) zu punkten. Wohin werden also in diesem Jahr die Punkte der Griechen und der Zyprioten vergeben werden? Ob es Mazedonien, wie in den letzten Jahren auch dieses Jahr ins Finale schaffen wird? Durch die Neuregelung der Semi-Finale könnte dies auch zu einer Wende kommen. Portugal, welche mit Sabrina in Helsinki einen schönen Song präsentierte, wird dieses Jahr mit einer Komposition aus dem Balkan antreten. Andrej Babic der schon für Bosnien-Herzegowina und Slowenien geschrieben hat, tritt mit Vania an. Der Beitrag aus Portugal der aus Bosnien stammt und auf Fado getrimmt wurde. Wie auch immer, das portugisische Fernsehpublikum wählte die gewichtige Dame als Vertreterin.

Um nicht den ganzen Tag in den Hallen herumzusitzen. Habe ich beschlossen einen kleinen Rundgang im alten Belgrad zu machen. Die 2 Millionen-Stadt hat sicherlich ihren Reiz. Obwohl im Gegensatz zu anderen Ländern im Osten ist die Stadt doch eher schmutzig. Die grosse Fussgängerzone lädt jedoch zum verweilen ein. Obwohl man hier immer wieder von bettelnden Zigeunern belästigt wird. Auf dem Weg zur Festung säumen Marktstände den Weg. Jeder will ein Stück vom Kuchen abhaben. Ist doch klar. Von Gucci bis Prada ist alles zu finden. Echt oder unecht ist hier keine Frage. Hauptsache die richtigen Buchstabenkombinationen stehen auf den Artikeln. Innerhalb der Festung kann man auf der Aussichtsplattform einen sehr schönen Blick auf den Zusammenfluss der Sava und der Donau haben. Ein Riesenpark mit vielen Sitzgelegenheiten die auch rege genutzt werden. In einem Pavillion wieder ausserhalb der Festung spielte sogar ein Quartett Livemusik. Und was passte zu meinem Aufenthalt besser als das Siegerlied des letztjährigen Song Contest "Molitva". Dies brachte mich dazu ein paar Minuten zu verweilen und der gelungenen Interpretation dieses Song zu lauschen.



(Bilder vom Festungsgelände und Blick auf die Mündung der Sava in die Donau)

Danach habe ich mich wieder mit meinen Kollegen im Eurocafé getroffen. Dort wollten wir eigentlich unser Nachtessen einnehmen. Von der Qualität der Speisen bin ich zwar nicht überzeugt. Die Pasta die ich am ersten Abend gegessen hatte, wäre wohl gekocht etwas schmackhafter gewesen. Und die Auswahl von heute war noch bescheidener. Bei jeder von uns getroffenen Wahl von der Menukarte, hiess es, dass es diese Speise nicht mehr im Angebot habe. Schon etwas angenervt verlangten wir die Rechung der bereits konsumierten Getränke und verliessen das Lokal. Schnell war dann auch eine Restaurant als Alternative gefunden. Die ausgehängte Speisekarte schien für alle von uns etwas passenden zu haben. So beschlossen wir einzutreten. Doch auch hier wurde erstmal herumgezickt. Erst als Louis seinem Unmut Luft machte, war es dann doch noch möglich das was auf der Karte war zu bestellen. Das Essen war hier jedoch sehr gut, der Preis auch. Ich denke nicht, dass dort je Einheimische zum Essen gehen würden. Etwas Süsses musste nach diesen Erlebnissen sein, nicht für mich. Nachdem Louis und Ronny den Dessert verspiesen hatten machten wir uns auf den Weg zur Tramstation. Für die Beiden war jetzt noch der Euroclub angesagt. Ich habe mich am Hauptbahnhof von ihnen verabschiedet und mich in mein Appartement zurückgezogen.



Donnerstag, 15. Mai 2008

Heute werden die zweiten Durchgänge der Proben vom ersten Semi-Final abgehalten. Von Startnummer 1 bis 13, das heisst von Montenegro bis rüber zu Bosnien-Herzegowina. Aussergewöhnliches gibt es dazu nicht zu berichten ausser dass dieser Durchlauf zum Busenblitzer Durchlauf mutierte. Zuerst rutsche das Kleid der Belgierin immer tiefer, dies selbstverständlich ohne dass sie dies bemerkte. Zu dem Sonnenbrand im Gesicht welchen sich die Sängerin holte kam nun noch die Schamröte dazu. Sie konnte sich beinahe nicht mehr erholen. Bei Isis war es nicht ganz so schlimm, jedoch die Kamera fokusierte genau in ihr sehr grosszügig ausgeschnittenen Ausschnitt. Ansonsten ist durch den engeren Zeitplan alles etwas flüssiger abgelaufen. Die Distanzen vom Pressezenter zur Beogradska Arena erlauben es mir nicht immer hin und her zu laufen/fahren. So beschränke ich mich die Proben hier am Schirm zu verfolgen. Was natürlich nicht für ,unseren, den Schweizer Beitrag gilt.

Die Pressekonferenz der Esten mutierte zu einer Lachnummer. Weder die gestellten Fragen noch die gegebenen Antworten waren seriös und ernst zunehmen. Eher ein Pflichtprogramm das absolviert werden musste. Aber Unterhaltungswert hatten die Spässe trotzdem teilweise. Nach der Pressekonferenz der Polen hatte ich aber definitiv genug und Irland wollte ich mir nicht noch einmal antun. Ein Durchgestylter Blödsinn, der vielleicht sogar noch reüssieren kann. Mit graut davor. Was aber bei den meisten Interpreten, wenn sie auch nicht immer dazu stehen, langsam zu spüren ist, ist teilweise die Verbissenheit unbedingt gewinnen zu wollen. Ich hoffe nur, das sie sich nicht so darin verbeissen, dass die Authentizität und die Freude an der Musik dabei verloren gehen.

Am Abend haben wir uns dann aufgeteilt. Dies, da sowohl die Russische Party wie auch die Mazedonische angesagt waren. Die genaue Zeit der Russischen Party war bekannt, diejenige der Mazedonischen nicht so klar. Louis und Ronny haben sich dann auf den Weg zur Russischen Party im Euroclub aufgemacht. Da ich ja keinen Alkohol trinke war dies wohl die beste Aufteilung. Denn mit Wodka könnte ich sowieso nichts anfangen. Ich habe es mir auf der Terrasse des Eurocafés gemütlich gemacht. Obwohl gemütlich blieb dies auch nicht all zu lange, trotz der warmen Temperaturen wurde es doch merklich kühl und der Wind tat das seinige dazu. Vor dem Café hat der OGAE Serbia noch ein paar Internet Computer augestellt. So verweilte ich mich dort noch eine Weile bis die Party, dann um 22.00 Uhr endlich startete. Einen eigentlichen Startschuss gab es dann aber auch nicht. Plötzlich wurden die Getränke serviert und die Besucher machten sich hinter die bereitgestellten Häppchen her. Aus den Lautsprechern erklang plötzlich das Lied "Casanova" und da Gisela, die Vertreterin Andorras, auch anwesend war, wurde sie natürlich von den anwesenden TV-Teams abgefilmt wie sie singt und tanzt.

Schon nach einer halben Stunde war das Café so übervoll, dass ich mich entschieden haben wieder zu gehen. Ich fühle mich nicht sonderlich wohl von allen Seiten bedrängt zu werden. Plötzlich klingelte auch noch mein Handy, das mit der Serbischen Nummer. Louis versuchte mich zu erreichen, bei diesem Lärm war aber ein Gespräch nicht realisierbar. So habe ich mich durch die Menschenmenge gezwängt und am Eingang dann auf Louis getroffen. Ich für meinen teil hatte es zu diesem Zeitpunkt schon gesehen. So beschloss ich die Gelegenheit beim Schopf zu packen und bin dann nach einer kurzen Unterredung zurück in meine Wohnung gegangen.

Freitag, 16. Mai 2008

Schon beinahe eine Woche Eurovision Song Contest vorbei. Heute standen die letzten sechs Teilnehmer des ersten Semi-Finale an. Und natürlich auch noch 7 Beiträge des zweiten Semi-Final. Paolo wird die Proben heute als Letzter für diesen Tag beschliessen. Der Grundtenor über die beiden Semi-Finale bleibt aber auch bei den hier anwesenden Journalisten und Fans gleich. Das erste Semi-Final ist nicht so stark was die Songs anbelangt wie das zweite. Somit wird der Kampf um einen Einzug ins Finale beim zweiten Semi-Final härter als beim Ersten. Dort zeichnen sich jetzt schon Länder ab, welche den Finaleinzug nicht schaffen werden. Mit jeder Probe entdeckt man wieder Neues und muss diese Impressionen auch wieder in die Bewertung einbeziehen. So kann es gut vorkommen, dass es während diesen Proben auch mächtige Verschiebungen in der Klassierung geben kann. Wie wird der Televoter letztendlich entscheiden? Das wissen wir nicht.

Ausser Russland, konnte mich im ersten Semi-Final kein land wirklich begeistern. Dima Bilan bringt aber eine Show vom Feinsten. Nur sollte es bei einem Song Contest nicht die Show alleine machen, der Song müsste da doch noch mehr Gewicht haben. Wer kann die Fernsehzuschauer am Dienstagabend am besten in den Bann ziehen? Wird es vielleicht doch wieder eine Hardrock-Band aus Finnland, welche mit nackten Oberkörpern um die Gunst der Zuschauer buhlt? Wir mehr das sexy Aussehen der Damen bewertet? Fragen über Fragen, welche erst am Dienstagabend gegen Mitternacht beantwortet werden.

Ganz stark wird das zweite Semi-Finale am Donnerstagabend ins Rennen gehen. Mit dem isländischen Beitrag kann man die Zuschauer am Schirm halten. Die eher unterkühlte aber sehr professionelle Charlotte Perrelli aus Schweden gleich anschliessend wird auch ihr Zielpublikum erreichen. Danach kommt meiner Meinung nach die erste Pause. Der Beitrag der Türkei konnte mich nicht überzeugen. Doch da sollte der Zuschauer nicht wegzappen, sonst versäumt er den wohl aufwändigst inszenierten Beitrag des Abends. Die Ukraine hat wieder einmal unter der Federführung von Philipp Kirkorov eine Geschichte auf die Bühne gezaubert die das Publikum begeistern wird. Ich hoffe nur, dass die Details die man in der Halle sehen kann auch auf den Bildschirmen zu sehen sind. Wäre schade wenn da auch nur ein wenig dieser Mega-Performance nicht rübertransportiert werden könnte. Dieser Spiegel, welcher in vier Teilen separat beleuchtet, wie Duschkabinen die Tänzer beherbergt. Perfektion in Tanz und Gesang. Dieser Beitrag hat sich zum stärksten Konkurrenten von Paolo gemausert.

Sehr bescheiden kommt da der Beitrag aus Litauen daher. Ein Sänger, mit Hammerstimme, und sehr viel Ausdruck. Kann mir jedoch sehr gut vorstellen, dass dieser Beitrag unter ferner liefen abgehackt wird, da keine Show dazu geboten wird. Der Wiedererkennungswert ist deswegen sehr bescheiden. Abschrieben sollte man ihn trotzdem nicht, denn es kann ja wieder einmal ganz anders kommen als die Mehrheit denkt. Die Sandra Kim aus Albaninen Names Olta Boka die eher schüchtern und kindlich wirkt, könnte mit dem jö-Effekt punkten. Wird Sie wie damals in Bergen 1986 auch die Schweiz vom Thron stürzen?

Und nun hiess es aufpassen, denn die Schweiz wird ihre zweite Bühnenprobe abhalten. Mit etwas geänderter Choreographie präsentiert sich Paolo und seine Truppe auf der Bühne. Der spiegelglatten Bühne entgegen wirkte Paolo mit Schuhen welche nun rutschsicher präpariert sind. Ein Stolperer am Donnerstagabend würde das Aus bedeuten. Das darf nicht passieren. Ich habe mich wieder direkt vor der Bühne aufgestellt um diese Probe auch noch mit meiner Videokamera festzuhalten. Dieser Blickwinkel wird ja nie zu sehen sein. Danach habe ich auch noch zwei Durchläufe auf dem Monitor abgefilmt. Dort sind die Bilder zu sehen, welche Euch am Donnerstagabend und hoffentlich auch am Samstagabend in die Wohnstuben flimmern. Eine solide Leistung von Paolo und den Background-Sängern welches mit einem Feuerwerk endete.

Der fortgeschrittenen Zeit wegen, wurde noch diskutiert ob die anschliessende Pressekonferenz abgehalten werden soll. Am Vorabend war für die letzten Pressekonferenzen beinahe kein Publikum mehr vorhanden. Heute war dies jedoch anders. So wurde die Pressekonferenz nicht abgesagt und hat auch noch zu vielen Schmuntzlern geführt. Paolo gab auch zu verstehen, dass er hoffe, dass die Aufnahmen von der zweiten Probe nicht gleich über Youtube verbreitet werden. Schliesslich wolle man auch noch eine Überraschung für Donnerstag-Abend haben. Dies wird aber schlecht zu verhindern sein, zumal die Medien heute so schnell sind. Fällt Übermorgen ein Hochhaus ein, kann man dies bestimmt schon morgen im Netz sehen! Dass die Schweiz nun wieder mit Schweizer Künstlern auftritt wurde von den Anwesenden mit Applaus quittiert. Florian Kohler der Head of Delegation meinte, dass es zwar eine Tendenz zu Schweizer Künstlern gibt, versprechen dass dies aber in den nächsten 10 Jahren auch so sein wird könne er aber nicht.

Samstag, 17. Mai 2008

Heute werden zusätzlich zu den 6 restlichen Beiträgen aus dem 2. Semi-Final, welche die zweite Probe absolvieren, auch noch die Big Four und Serbien, der letztjährige Sieger, ihre erste Probe abhalten. Die Proben der zweiten Semi-Final Teilnehmern liefen ganz gut ab, nur bei Lettland sieht es immer aus, als ob die sich noch nicht so koordiniert heben. Aber vielleicht ist dies ja bewusst so. Piraten werden sich ja wohl nicht choreographisch absprechen. Schlimm finde ich nach wie vor der Beitrag aus Kroatien. Dieser sehr alte Gigolo mit der Rose. Etwas aus dem letzten Jahrhundert. Gut, alles muss Platz haben auf dieser Plattform, und vieles haben wir ja auch schon erlebt. Vielleicht wünschen sich ja genau die Televoter, obwohl sie da noch nicht gelebt haben, die gute alte Zeit zurück.

Der Auftritt von England hat mich nicht gerade aus den Socken gehauen. Ich hätte da schon etwas mehr Performance erwartet. Auch die vier Girls von "No Angels" sind wie Statisten auf der Bühne gestanden. Da war sogar der Auftritt anlässlich des Vorentscheides in Hamburg lebendiger. Erst als Sebastien Tellier aus Frankreich mit einem Golfwagen die Bühne befuhr war das Kopfschütteln perfekt. Er, der sowieso etwas abgedreht ist, brachte nicht mit dem Song sondern mit den Requisiten etwas Abwechslung und dem Gospel-Chor etwas Abwechslung auf die Bühne. Der Komiker aus Spanien ist für meinen Geschmack wirklich nur ein "Joke". Mit diesem "Baila el Chiki Chiki" kann man in einem Touristenhotel an der Costa Brava die überalterten Feriengäste unterhalten, aber mit dem Song Contest denke ich hat dieser Beitrag nun wirklich nicht viel am Hut. Vielleicht auch ein nach aussen getragener Protest gegen das schlechte Abschneiden am Song Contest in den letzten Jahren.

Mit Serbien hingegen kam noch einmal ein wirklicher Song auf die Bühne. Zwar sind die Song welche Joksimovic schreibt immer nach demselben Strickmuster. Sein Erfolg gibt ihm aber Recht, auf dieser Schiene zu fahren. Ob es diesmal wieder zu einem Erfolg, oder wenigstens Achtungserfolg führen wird, wissen wir erst kurz nach Mitternacht vom kommenden Samstag. Die Pressekonferenz der "No Angels" habe ich leider verpasst. Aber auch bei der Pressekonferenz von Sebastien Tellier (Frankreich) konnte man nicht wirklich interessante Neuigkeiten erfahren.

Am Abend habe ich mich dann dazu durchgerungen noch an die party der Ukraine zu gehen. Ani Lorak hat ein paar Songs und selbstverständlich auch "Shady Lady" vorgetragen. Dies kommt auch ohne die grosse Bühne gut an. Ein sehr ernstzunehmender Konkurrent von Paolo. Schon während dieser Vorführung hatte ich Mühe mit der Lautstärke. Es ist für mich immer noch nicht nachvollziehbar, warum man sich Ohrstöpsel in die Ohren stecken muss nur damit die Musik nicht zu laut ist, meine Lösung wäre noch immer die, die Musik nicht so laut laufen zu lassen. Nachdem die Georgierin Diana ihren Song gesungen hatte und auch Boaz aus Israel seinen Beitrag vorgeführt hatte, nahm ich wieder einmal den Reissaus. Ich wäre gerne noch geblieben, aber die Lautstärke der Musik, liess keine Konversation zu und ich wollte ja mit den Anwesenden sprechen und sie nicht anschreien. Dass Dana International sich unter sVolk mischte konnte ich noch mitverfolgen, jedoch die anderen angekündigten Gäste habe ich nicht mehr gesehen.

Sonntag, 18. Mai 2008

Heute werden die letzten Proben abgehalten. Wieder ist ein Mix aus dem 2. Semi-Final und den Final-Teilnehmern angesagt. Die Luft in Belgrad ist zum Schneiden. So heiss und schwül, es könnte jederzeit mit einem Gewitter zu rechnen sein. Durch den diesjährigen Modus mit zwei Semi-Finalen ist auch der Zeitplan nicht ganz so straff wie bisher. Dies heisst aber nicht, dass plötzlich für alles Zeit ist. Um wirklich alles miterleben zu können müsste man sich mindesten zwei teilen können. An den Performances hat sich zum ersten Durchgang nicht sonderlich viel geändert. Der einzig grosse Unterschied war, dass die Kostüme geändert haben. Bei den schlichteren Aufmachungen konnte ich sogar beinahe keinen Unterschied feststellen. Wo mehr Action auf der Bühne abging, waren die Abläufe zum Teil jetzt besser koordiniert und stimmig. Je mehr Choreographie zum Song präsentiert wurde umso schwieriger wird es auch alle Feinheiten zu beobachten. Da fallen dann bloss die Dinge auf, die nicht wirklich so hätten abgehen sollen.

An den anschliessend abgehaltenen Pressekonferenzen, gab es nicht wirklich viel neues. Zumal viele der gestellten Fragen schon in der ersten Pressekonferenz beantwortet wurden. Klar, dass Deutschland und vor allem Spanien, der grossen Anzahl der jeweiligen Journalisten wegen, besser besucht wurden als andere Länder die keine so grosse Entourage hatten. Wer blödelt wird beklatscht das durfte ich nun die ganze Woche zur Kenntnis nehmen. Nur diese Blödeleien ausserhalb der Bühne werden die Fernsehzuschauer nicht sehen können. Also verpuffen solche Aktionen im Nichts. Deutschland trat ja nur noch mit drei Damen der "No Angels" auf. Angeblich mit einem Virus infiziert. Hat es vielleicht intern schon wieder gekracht? Oder PR-Gag? Ich steige diesen strategischen Spielchen nicht ganz nach.

Nicht ganz alle Proben gesehen, habe ich mich wieder zurück auf den Weg zum Appartement gemacht. Duschen, ausruhen und Umziehen für den grossen Empfang von heute Abend. Doch es kam anders. Plötzlich verfinsterte sich der Himmel über Alt-Belgrad. Windige Böen kamen auf und wiegten die Bäume gefährlich hin und her. Aus heiterem Himmel ein Blitz. Dann ging es los mit riesengrossen Regentropfen, die wirklich gegen meine Fenster klopften. Ein paar Minuten später wandelte sich der regen in Hagel. Innert Minuten waren die Strassen um das Bahnhofsgebäude weiss. Das Wasser konnte nicht mehr ablaufen. Es bildeten sich grosse Seen in den Strassen. Plötzlich hörte ich auch, dass Wasser in meinem Badezimmer rauschen. Klar, das Badezimmerfenster war offen. ich versuchte es zu schliessen. Vergeblich, denn es liess sich mit alles Gewalt nicht schliessen. So lief ein braune Brühe in mein Badezimmer, welche von den darin liegenden Teppichen aufgesogen wurde. Trotz des starken Regens/Hagel wurde es plötzlich ganz still. Stromausfall. Die Trams blieben stehen und das Chaos rund um den Belgrader Bahnhof war perfekt. Am Fenster beobachtete ich das Treiben. Auto welche sch durch die gebildeten Seen pflügten, erzeugten Riesenfontänen. Bald erlag auch der Individualverkehr. Nach gut einer Dreiviertelstunde war der Spuk vorbei. Nicht aber dessen Folgen. Die Abläufe in den Strassen waren den grossen Wassermengen nicht gewachsen und so dauerte es auch eine ganze Weile bis ein Rückgang des Pegelstandes erkennbar wurde.

Nach etwa einer Stunde bewegten sich wieder Autos und Busse. Die Trambahnen konnten wegen des Stromausfalles noch immer nicht verkehren. Wie komme ich nun wieder ins Pressezenter? Ohne Tram nimmt das doch gut und gerne 30 Minuten in Kauf. Und wo kann man gehen ohne nicht gleich die Schuhe voll Wasser zu haben? Ich beschloss noch die Wasserlachen in meinem Appartement zu beseitigen. Mein Hab und Gut in die Höhe zu stellen und noch etwas zu warten. Ohne geduscht und mich umgezogen zu haben, habe ich mich an die Tramhaltestelle begeben, in der Hoffnung, dass der Betrieb bald wieder aufgenommen wird. Weit gefehlt, nach mehr als einer halben Stunde, sprach mich eine Frau aus Montenegro an. Zum Glück war sie der Englischen Sprache mächtig. Auch sie war ein wenig verloren, ich um so mehr, da ich der Serbischen Sprache nicht mächtig bin. Diese freundliche Dame sprach mich an, da ich schon etwas verloren dastand. Mit Ihrer Hilfe, konnten wir ausmachen welche Busse in der nächsten Zeit in Richtung Sava-Center fahren werden. Ob sie nun wirklich auch in diese Richtung musste, weiss ich nicht, auf jeden Fall hat sie sich rührend darum bekümmert, dass ich den richtigen Bus nehme und auch an der richtigen Haltestelle wieder aussteige. Vielleicht ist die gute Dame danach wieder in die Gegenrichtung gefahren. Auf jeden Fall war ich froh, dass sie mir geholfen hatte und erreichte so mein Ziel. Komischerweise hatte es in ganz Novi-Belgrad keinen Tropfen geregnet gehabt. Kann sein, dass auch hier der Fluss, die Sava, eine Sperre für diese thermischen Wetterphänomene bildet.

Nachdem ich meine Kollegen getroffen hatte, machten wir uns auf den Weg einen Shuttle-Bus zu finden welcher uns an die Welcome-Party bringen sollte. Der Ort des Geschehens wäre auch zu Fuss erreichbar gewesen, der Bequemlichkeit wegen haben wir uns aber beschlossen den Bus zu nehmen. Nach kurzer Fahrt haben wir das Gebäude "SIV" auch erreicht. Dutzende von geladenen Gästen warteten bereits. Wir beschlossen, obwohl es noch nicht 21.00 Uhr war, ins Gebäude zu gehen. Auch hier wurde ein Security Check gemacht und die eigens für diesen Anlass vorbereitete Einladung kontrolliert. Ein sehr grosszügig bemessene Location, in welcher wir sicher genug Platz haben werden. Einzig, und das kam dann etwas später zum Tragen, die Lüftung dieses Gebäudes war nicht sonderlich gut. Es wurde heiss und stickig.

Auf mehreren Buffets waren Drinks angerichtet, welche uns die Angestellten reichten. Etwas später gab es auch noch Canapés und kleine Häppchen. Am Eingang lauerten TV-Teams um den Einmarsch der Delegationen bildlich festhalten zu können. Schon bald konnten wir unsere eigene Delegation, Paolo und die ganze Belgrad-Crew entdecken. Etwas später konnte ich, Litauen, Frankreich, Schweden, Deutschland (nur zu Dritt), Norwegen und Island ausmachen. Da der Platz immer enger wurde und die Stars echt von Fotografen und TV-Cameras bedrängt wurden, konnte ich von diesen Begegnungen keine Bilder machen. Ich wollte diese Künstler ja ohne Fans ablichten und das war leider völlig unmöglich. Die Temperatur stieg und stieg und da ich auch nicht das machen konnte was ich wollte (Fotos) habe ich mich zurückgezogen und mich wieder auf den Weg nach hause aufgemacht. Mit zwei Kollegen aus Deutschland und Andorra habe ich die Trambahn Nummer 7 in Richtung Bahnhof Belgrad bestiegen und mich dann zum Schlafen gelegt.

Montag, 19. Mai 2008

Heute stehen für einmal keine Proben im üblichen Sinne an. Somit kann ich es ein bisschen ruhiger nehmen. Noch bevor ich das Haus verlassen habe, klingelte mein Handy. Florian wollte wissen wie's mit meiner Wohnung aussieht. Da ich gleich mit der Vermietungsfirma in Kontakt getreten war, war geputzt worden und die Teppiche die sich mit Wasser vollgesogen hatten, wurden ausgewechselt. Einzig der muffige Geruch konnten sie nicht wegbringen. Aber jetzt geht es wieder zum wohnen. Nun, ausser Duschen und Schlafen verbringe ich sowieso nicht viel Zeit in der Wohnung. Im Gegensatz zu meinen Kollegen verbringe ich aber sicherlich mehr Zeit schlafend in der Wohnung.

Im Presse-Center angelangt, schnell den Update hochgeladen, damit ihr wieder etwas zum Lesen habt. Danach noch einige E-Mails beantwortet und Termine mit Radiostationen für Interviews vereinbart. Angefragt wer an welche Parties geht und wer heute Nachmittag an das erste Dress-Rehearsal geht. Parties der folgenden Länder stehen heute auf dem Programm. Island, Türkei, Portugal welche übrigens seit ich denken kann das erste Mal einen Empfang machen, Belarus zusammen mit Bulgarien und Malta. zuletzt hat sich dann herausgestellt, dass ich wohl der Einzigste bin der an das Dress-Rehearsal geht. Die anderen planten in welcher Reihenfolge die anstehenden Parties zu besuchen sich. Ich als nicht Party-Mensch habe mich entschlossen zu keiner dieser Parties zu gehen, sondern an die Generalprobe in der Arena zu gehen.

Um 15.00 Uhr sollte die erste durchgängige Probe beginnen. Der Anfang verzögerte sich doch aus technischen Gründen noch etwas. Die Halle, beinahe leer, bot den auftretenden Artisten auch nicht unbedingt ein Anblick der sie zu Höchstleistungen anspornen sollte. Endlich die Eurovisionshymne erklang. Mit ein paar alten Song wie "Congratulations" und "Waterloo" wurde die Show in einer Guggenmusik ähnlichen Formation eröffnet. Im Hintergrund wurde die Skyline von Belgrade auf die Bühne gezaubert. Mit Tanz und Gesang ging es weiter bis das Moderatorenpaar auftauchte. Zur Eröffnung der Show kann man die Moderatoren welche nicht gerade verständlich zu hören waren akzeptieren. Ansonsten könnte man die Show auch ohne Werbeblock nur mit den Postkarten unterbrochen abspulen. Mit Montenegro eröffnet ein solider Pop-Song die 19 Beiträge des 1. Semi-Final. Auch Israel ist vor allem mit dem stimmlich gewaltigen Boaz sehr gut unterwegs. Nur schade, dass man ihn beinahe suchen musste auf der Bühne. Hier muss mit der Beleuchtung und dem hintergrund noch was passieren, sonst sieht man den jungen Künstler nicht.

Und jetzt ist es bereits Zeit sich ein Bier aus dem Kühlschrank zu holen. Die Klamauk-Nummer aus Estland, schafft es weder blöd noch lustig zu sein. Für eine Schulaufführung würde dieser Beitrag noch knapp durchgehen. Was das Kuchenschild auf der Bühne soll, ist mir schleierhaft. Vielleicht eine Anspielung an die etwas gut beleibten Sänger des Beitrages? Auch die Interpretin aus Moldawien, welche ein ausgedientes Sofa auf die Bühne geschleppt hat, hält einen Teddy-Bär in den Armen, während ihr Kollege einer Trompete Töne zu entlocken versucht. Dieser Beitrag konnte mich auch nicht überzeugen. Gefolgt wurde dieser Beitrag von San Marino, ein Land welches zum erstem Mal an diesem Gesangswettstreit teilnimmt. Die Gruppe bei der sich in der Freizeit alles um Sex dreht versucht mit einem eher eintönigen Song, ohne Höhepunkt die Gunst des Publikums zu erheischen. Hätte die Sängerin der Gruppe Ishtar aus Belgien ein Kleid in den Nationalfarben gewählt, wäre noch nachvollziehbar warum diese Farben gewählt wurden. Doch rot-weiss, vielleicht in Anlehnung an Pommes-Frites mit Mayonaise und Ketch-up, hebt sich zu sehr vom Rest der Truppe ab. Erneut versuchen die Belgier mit einer Fantasiesprache zu punkten. Einmal hat es ja schon geklappt. Eine Melodie zum nachträllern, aber nach 2 Minuten und ein paar Sekunden, ist dann auch genug.

Die Postkarten zwischen den Beiträgen sind fantasievoll in den jeweiligen Landesfarben gehalten. Mit je einem Text in der Landessprache abgefasst. Also nicht für jedermann lesbar, ausser man ist sich aller Sprachen der Eurovision mächtig. Ich bin es nicht. Nach Lied Nummer 6 nun die obligate gefürchtete Werbeunterbrechung. Wenn diese Unterbrechung im 2. Semi-Final an derselben Stelle gemacht wird, fallen die Chancen für Paolo, denn er hat die Startnummer 7. Bleibt zu hoffen, dass die Zuschauer nicht wegzappen und zu spät wieder auf das Programm zurückkehren. Das wäre für unseren Beitrag fatal.

Nach der Unterbrechung geht Azerbeijan ins Rennen. Halb Vampir, halb Engel wird hier auf der Bühne inszeniert. Das Duo Elnur und Samir bringen einen eher gewöhnungsbedürftigen Beitrag auf die Bühne. Wobei sich das Dunkle, Schwarze plötzlich ins Weisse wandelt. Ich überlasse Euch diesen Beitrag zu bewerten. Mit Slowenien kommt wieder etwas weniger gewöhnungsbedürftiges auf die Bühne. Rebeka könnte vielleicht etwas mehr Schwung in die Performance legen, der obligate Balkankleiderwechsel findet auch diese Jahr wieder statt. Mit eingängigem Piano und Gitarren-Pop verführt die Norwegische Sängerin Maria das Publikum. Am Bildschirm sieht die gute Frau um Jahre älter aus, als sie in Realität ist. Ein sehr schönes Gesicht und vor allem jugendlich, warum das auf dem Bildschirm nicht so zur Geltung kommt kann ich nicht nachvollziehen. Auch Polen mit Isis Gee, lässt kurz nach den ersten Tönen Teile ihrer Kleidung auf die Bühne fallen. Zum Glück ist die Kameraeinstellung etwas vorteilhafter gewählt worden. Der grosszügig ausgefallene Ausschnitt kommt jetzt nicht mehr ganz so penetrant zum Zug. Schliesslich ist es eine Familiensendung und kein "Oben Ohne" Contest. Den völligen Ablöscher aus meiner persönlichen Sicht ist der Beitrag aus Irland in diesem Jahr. Ein unkoordinierter Haufen Menschen und eine Puppe in Form eines Truthahns, krächzend nach 12 Punkten. Ich denke sowohhl das Bier wie auch die Chips und andere Häppchen könnten jetzt nachgefüllt werden.

Mit Andorra kommt eine Background-Sängerin von Rosa "Europe is living a celebration" aus dem jahre 2002 in Estland nun als Solistin zu ihrem Einsatz. Ein Produkt der Spanischen Casting Serie Operacion Triunfo. Das Lied mit der eingängigen Melodie sollte am Dienstagabend einfach korrekt gesungen werden, und dies sowohl von Gisela wie auch dem Begleitchor. Heute war alles etwas ausserhald der Toleranzgrenze zur Komposition ausgefallen. Gibt es nun eine Massenheirat, wird aus der Bühne Wäsche gewaschen, oder was soll diese Inszenierung? Bosnien und Herzegowina tritt auch mit einem Komiker-Duo an. Strickende Bräute, der weibliche Duettpart beim Wäscheaufhängen und so weiter. Zum Glück muss man nicht warten bis die Wäsche trocken ist, sonst müsste man noch das ganze Bügelprozedere mitverfolgen. Und schon wieder gab es einen Unterbruch der technisch bedingt war. Noch zwei Proben und dann muss es aber klappen.

Armenien hat eine sehr schöne Performance, wenn nun auch der Song noch so gut wäre wie die Inszenierung. Aber was zählt, sagt sowieso das Fernsehpublikum und nicht ich. Manchmal wird die Show bewertet, manchmal aber auch wie eigentlich vorgesehen der Song. Bei einem Autoren und Komponisten-Wettbewerb sollte meiner Meinung nach die Show nicht überbewertet werden. Das Display meines Radios ist zu klein um noch eine Show anzuzeigen. Den Niederländischen Beitrag musste man förmlich auf der Bühne suchen. Hier muss an der Beleutung noch stark bearbeitet werden. Die in schwarz gekleideten Protagonisten heben sich nicht vom Hintergrund ab. Nur Close-Ups sind wirklich zu erkennen. Mit Lordi hat es für Finnland auf Anhieb geklappt. Dies ist sicher mitunter einer der Gründe warum das finnische Volk erneut eine Hardrockband zum Song Contest schickt. Diesmal ohne gruselige Masken, dafür teilweise oben ohne. Keine Angst es handelt sich um eine Männerband. Kopien von vorgängigen Contests haben es selten bis gar nicht mehr geschafft. Das Volk will Neues, Verrücktes und Ungewöhliches. Dieses Jahr werden alle bedient.

Endlich wieder etwas für's Ohr. Rumänien mit Nico & Vlad, beides klassisch ausgebildete Stimmen, lassen einem wieder in den Song Contest eintauchen. Entspannung pur, die jedoch nicht langweilig rüberkommt. Den absoluten Vogel schiesst wieder einmal Russland ab. Dima Bilan der bereits einmal teilgenommen hat und eine Frau aus dem Flügel gezaubert hat, lässt in diesem Jahr einen Eiskunstläufer auf der Bühne antreten. Lasziv räkelt er sich liegend auf der Bühne und bringt den eher eintönigen Beitrag "Believe" zum Besten. Er wird im ersten Semi-Final als Favorit gehandelt. Ich persönlich kann es nicht ganz nachvollziehen. Den Abschluss des 1. Semi-Final wird Griechenland machen. Die Performance erinnert an "My number one" von Helena Paparizou. Die Stimme klingt als hätte die gute Kalorima an einem Heliumballon geschnüffelt, der Chor hingegen klang sehr gut. Mit diesen Einschätzungen beschliesse ich die Berichterstattung von heute.

Meine Vermutung der 10 Songs die es ins Finale schaffen werden: Montenegro,
Israel, Belgien, Slowenien, Norwegen, Polen, Andorra, Bosnien-Herzegowina, Rumänien und Russland.
(Stand 19.Mai 2008; 17:00Uhr)

Dienstag, 20. Mai 2008

Ins Finale geschafft haben es: Armenien, Azerbeijan, Bosnien-Herzegowina, Finnland, Griechenland, Israel, Norwegen, Polen, Rumänien und Russland.

Die Menschenansammlung vor der Arena brachte sich durch verschiedene Aktivitäten in Stimmung. Mit ausgefallenen Kostümen versuchte jeder einmal in eine Kamera linsen zu können. An Flaggen sichtete ich vor allem Azerbeijan, Griechenland und Armenien. Mit Federboa's geschmückt traten die Irischen Fans ins Rampenlicht. Supporter der teilnehmenden Nationen waren überall auszumachen, die einen etwas auffälliger, die anderen eher etwas dezent. Dann auch noch diejenigen Fans die noch gar nicht wirklich unterstützen konnten, da ihre Beiträge erst am Donnerstag oder gar erst im Finale auftreten werden. Überall die Frage, wer wird ins Finale einziehen. In zweieinhalb Stunden werden wir's alle wissen. Schaffen es die Favorisierten, oder hat ein Aussenseiter auch noch eine Chance?

Ernüchterung für die Spassfraktion. Sowohl Estland als auch Irland haben es nicht geschafft in das Finale einzuziehen. Meine Vermutung ist zu 60% aufgegangen, was beim Televoting welches sehr unberechenbar ist, doch schon mal nicht so schlecht ist. Jetzt müsste auch Spanien die Möglichkeit haben den Song auszutauschen. Es scheint, dass die Song Contest Zuschauer genug von dieser Art von Songs hat.

Vor einer halbleeren Halle mussten sich die Interpreten des 1. Semi-Final präsentieren. Wir konnten die Show von einem Balkon in der Arena beobachten. So richtig Stimmung ist nur in den ersten Reihen aufgekommen, wo sich die ganzen Fans befanden. Auch in hinteren Teil der Arena gab es noch Ansammlungen verschiedener Nationen welche für etwas Stimmung sorgten. Die Interpretation der alten Song Contest Titel mit einer Guggenmusig kam beim Publikum nicht sonderlich gut an. Die in den nationalfarben gehaltenen Postkarten hingegen, sorgten durchwegs für positives Echo. Die Beiträge wurden auch sehr unterschiedlich mit Applaus bedacht. Dies spiegelte wiederum nicht das Ergebnis, welches dann verkündet wurde.

Tiefe Trauer bei den Einen, Riesenfreude bei den Fans der Nationen die es geschafft hatten. Mit Polizeieskorten wurden die Siegernationen in Richtung Presse-Center gefahren. Obwohl die Arena nur zur Hälfte besetzt war, kam es zu einem Verkehrschaos. Da war es nützlich sich den Weg von der Polizei bahnen zu lassen. Wir haben uns entschieden zu Fuss in zu gehen. Auch bei uns hat es einiges Unverständnis gegeben. So konnten wir während des 10 minütigen Spaziergangs noch die Ergebnisse analysieren. Belgien, das konnte nun niemand begreifen. Warum hat es Ishtar nicht geschafft? Mit den restlichen Ergebnissen konnten wir aber einen gemeinsamen Nenner finden. Lediglich bei den Hardrockern aus Finnland sind dann die Meinungen doch kilometerweise auseinander gelegen.

Vor dem Presse-Center hatte sich eine Menschentraube gebildet. Dies hat uns dazu bewogen direkt in den Euroclub zu gehen. Dieser war heute nur mit einer Einladung zu betreten. Die Kontrolle wurde jedoch nicht gemacht und somit konnten alle die wollten in den Club. Der DJ spielte zuerst die Songs welche es ins Finale vom Samstag geschafft haben. Danach war Eurodiso angesagt. Ich wartete nicht mehr bis die Siegernationen im Club eintrafen. Nach einem kurzen Abstecher in Presse-Center bin ich per Taxi nach Hause gefahren.

Mittwoch, 21. Mai 2008

In Belgrad ist es noch immer heiss und stickig. Nach dem Duschen ist vor dem Duschen. Erst Wasser, dann Schweiss. Trotz der nun vermehrten Nachmittagsgewitter, hat sich die Temperatur nicht sonderlich nach unten bewegt. Im Presse-Center sind nun wesentlich weniger Leute anzutreffen als sonst, da die Proben und dazugehörenden Pressekonferenzen vorbei sind. Jetzt hat man auch Zeit etwas von der Stadt anschauen zu gehen. Selbstverständlich finden in der Arena heute zwei sogenannte Dress-Rehearsal statt. Ich werde daran teilnehmen. Die Anspannung in mir wächst von Tag zu Tag. Ich will ja sehen, wie es mit der Performance von Paolo steht. Heute zum ersten Mal die ganze Show des 2. Semi-Final. Mit meinen Kollegen begebe ich mich in Richtung Beogradska Arena. Unterwegs treffen wir bekannte Gesichter, Journalisten als auch Fans. Alle geben uns Zuspruch, dass sie unser Lied "Era stupendo" gut finden und es nicht begreifen könnten, sollte es Paolo morgen Abend nicht in das Final schaffen.

Das Intro vom Dienstagabend gibt es in einer etwas abgeänderten Form auch für das 2. Semi-Final. Diesmal in Farbe. Der quirlige Isländer wird es bestimmt schaffen das Publikum auf seine Seite zu ziehen. Man sieht dem Duo "Euroband" an, dass es ihnen wirklich Spass macht. Dies konnten wir auch an Parties beobachten. Etwas unterkühlt aber bis in die Haarspitzen durchgestylter Auftritt der Charlotte Perrelli auch Schweden. Ob ihr ein Sieg, wie in 1999 in Jerusalem, gelingt, wage ich langsam zu bezweifeln. Zu Wenig der Natürlichkeit kommt rüber. Auch der Türkische Beitrag kann mich nicht überzeugen, wird aber wohl trotzdem den Einzug ins Finale schaffen, da hilft auch die neue Regelung nichts. Und dann kommt es, die Performance von Ani Lorak aus der Ukraine. Eine Augenweide mit einem guten Song. Auch hier bis ins letzte Detail durchgedacht und umgesetzt. Trotzdem sieht es nicht so aufgesetzt aus wie bei Schweden. Für mich der klare Sieger des 2. Semi-Final.

Ansonsten konnte sich kein Beitrag, wovon alle stärker sind als die des 1. Semi-Final, absetzen. Vielleicht Tschechien, und dies meine ich nicht im Positiven, denn der Auftritt heute war grottenschlecht. Da kommt sogar Belarus noch besser weg, obwohl ich diesem Beitrag auch nicht sonderlich viele Chancen einräume. Noch vor der Pseudopunktevergabe haben wir die Halle verlassen. Wieder im Presse-Center angekommen. Wartete ich noch auf die Pressekonferenz der EBU und des RTS. An einem Teil dieser Veranstaltung bin ich ja schliesslich massgeblich beteiligt.

Und endlich war es soweit. Die Pressekonferenz wurde eröffnet. Svante Stockselius kündigte schon im ersten Satz eine Überraschung an. Genau an dieser Überraschung bin ich beteiligt. Nach Fragen wie's mit dem Contest weitergeht, wurde die letzjährige Siegerin Marija Serifovic auf die Bühne gebeten. Und dann zur Verwunderung ALLER, kündigte Svante die erste Siegerin des "Concours Eurovision de la Chanson 1956" an. Lys Assia. Für diesen Akt war ich verantwortlich. Ich habe alles arrangiert, dass Frau Assa an diese Pressekonferenz eingeladen wurde. Zusätzlich wird sie auch im 2. Semi-Final das Votig auf der grossen Bühne der Beogradska Arena. Die Fans und Journalisten scharten sich wie Heuschrecken um die Grande Dame de la Chanson. Endlich sah ich die Früchte meiner Vorarbeit. Ein bisschen stolz darauf bin ich schon. Endlich konnte ich mein Schweigen brechen. Informiert darüber war nämlich nur das SF und rtsi. Ansonsten habe ich diese Information für mich behalten, so war ich mir auch sicher, dass ganz bestimmt nicht aussickerte.



(Lys Assia, Siegerin 1956, Marija Serifovic, Siegerin 2007)

Nach diesem aufregenden und erlebnisreichen Tag, beschlossen wir in der Belgrader Altstadt unser Nachtessen einzunehmen. Danach habe ich mich wieder von meinen Kollegen getrennt, sie Party ich Bettruhe.

Meine Vermutung der 10 Songs die es ins Finale schaffen werden:
Island, Schweden, Ukraine, Albanien, Schweiz, Lettland, Dänemark, Zypern, Mazedonien und Portugal.
(Stand 21. Mai 2008; 17:00 Uhr)

Donnerstag, 22. Mai 2008

Heute wir sie sein die grosse Nacht der Schweiz. Wird es uns reichen in das Final einzuziehen? Nach der verheissungsvollen Generalprobe von heute Nachmittag, durften wir getrost Hoffnungen auf den Einzug ins Finale hegen. Gleich nach der Probe haben wir uns in unsere Wohnungen zurück begeben um uns für den Abend vorzubereiten. Mit T-Shirt's in den Nationalfarben und natürlich mit Flaggen bewaffnet haben wir uns in Richtung Arena aufgemacht. Ein Menschenmeer wartete bereits von den Toren. Die Stimmung war überall gut. Von vielen Seiten wurde uns zugerufen, dass es die Schweiz in diesem Jahr machen werde. Zuversichtlich haben wir dann die Sitzplätze in der Arena eingenommen. Von der ersten Reihe bis hin zur sechsten waren unsere Sitze verstreut. Die Auftritte so nah zu erleben. Für jeden Fan ein absolutes Highlight.

Die ganzen Show-Acts welche den eigentlichen Teil umrahmten, kamen nicht sonderlich gut an. Die Beiträge des 2. Semi-Final's dafür umso mehr. Am Applaus der Zuschauer in der Arena gemessen, durften wir erneut noch mehr Hoffnung schöpfen, dass es heute klappen wird. Dass Lys Assia nicht mehr wusste in welchem Land sie sich gerade befand, war nicht ganz nachzuvollziehen. Wie auch immer, gespannt haben wir dann auf die Verkündigung der Länder die's ins Finale geschafft haben gewartet. Mit der Ukraine waren noch alle einverstanden. Kopfschütteln hat dann aber Kroatien ausgelöst. Dieses Ergebnis kann wirklich nur durch die vielen Kroatischen Migranten in den Nachbarländern zustande gekommen sein. Anders ist dieses Ergebnis echt nicht nachzuvollziehen. Mit Albanien und Island hatten wir auch gerechnet. Mit Georgien hingegen wieder weniger. Dass es Dänemark geschafft hat, hat auch zu etwas Verwunderung geführt. Schweden, hätte jeden gewundert, wenn Charlotte es nicht geschafft hätte. Mit Lettland haben die einen gerechnet, andere jedoch gar nicht. Dass die Türkei, obwohl der Beitrag nicht einheitlich Fans hinter sich scharen konnte, weiterkommt, war auch eher eine Überraschung. Wird es nun die Schweiz sein, die den letzten Platz im Finale erhalten wird. Nein, ein Schrei ging durch die Fans im Saal, damit hatte niemand gerechnet. Portugal hat es bestimmt auch nur deshalb geschafft, weil der Komponist, wie sollte es anders sein aus Kroatien stammt. Dies möchte ich aber nicht vorschieben, denn mir hat dieser Titel auch sehr gut gefallen.

Partystimmung habe ich nun auf gar keinen Fall. Meine Kollegen sind an die After-Show-Party gegangen. Ich habe echt keine Lust dazu. Auf dem Weg ins Pressezentrum habe ich von vielen Fans Zuspruch erhalten. Niemand kann begreifen, dass man der Schweiz mit diesem tollen Song der auch super vorgetragen wurde den Einzug ins Finale verwehrte. Es ist weniger der Schock, dass wir nicht weitergekommen sind, als dass schlechtere Songs es geschafft haben. Das der Himmel über Belgrad nach der Show weinte ist für mich bezeichnend. Ich werde mich bestimmt wieder fassen, muss zuerst aber eine Kappe Schlaf nehmen.


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