Eurovision Club Switzerland; vorstadtmusic; OGAE Switzerland

Eurovision Song Contest


Direkt zum Seiteninhalt

Hauptmenü


update Helsinki

Eurovision Song Contest > 2007

Reisebericht und Impressionen
von Peter Ramón Baumann


Dienstag, 1. Mai 2007

Dieses Jahr konnte ich es mir etwas gemütlicher nehmen, da ich nicht mit dem öffentlichen Verkehr zum Flughafen reisen musste. Mein Nachbar brachte mich zu Flughafen. Wie jedes Jahr traf ich dann doch auf meine Kollegen. Obwohl das einchecken doch ein paar Minuten länger dauerte als ich annahm, schafften wir es problemlos auch mit etwas Übergepäck unsere Sitzplatzkarten zu bekommen. Clever gepackt gibt auch einen Riesenvorteil bei den Securitychecks. An der Bye Bye Bar noch ein Glas Weisswein, ich selbstverständlich ein Cola.

Der 3-stündige Flug konnten wir uns mit Witz erzählen, über andere Leute lästern etc. vertreiben. So fiel auch die verspätete Landung in Helsinki nicht so gross ins Gewicht. Beim Verlassen des Flugzeuges konnten wir einen merklichen Temperaturunterschied ausmachen. Noch gerade mal ca. 10 Grad. Da kam schon ein wenig frösteln rüber da wir in der Schweiz ja schon hochsommerliche Temperaturen haben.

Im Flughafengebäude amüsierten wir uns über die Schreibweisen von Hinweisschildern. Finnisch ist nicht unbedingt leicht zu verstehen. Zum Glück wird alles auch in der zweiten Landessprache (schwedisch) angeschrieben. Auch wenn man nicht fliessend schwedisch versteht kann man doch ausmachen was die Beschriftungen heissen.



(Schon am Flughafen wird man in Eurovisions-Stimmung gebracht)

Nachdem ich nach längerer Suche das Büro gefunden hatte, welches uns die Schlüssel zu unserem Apartment aushändigen soll ging es daran und nach einem Transportmittel zu suchen welches uns in die Innenstadt von Helsinki bringen soll. Mit einem Sammeltaxi sind wir dann bei fast leeren Strassen in die Innenstadt von Helsinki gefahren. Das Apartment welches wir für zwei Wochen gemietet haben ist zweckmässig und vor allem noch bezahlbar, was die Hotels in den Eurovisionswochen nicht sind.

Da zum Flug kein Essen mehr serviert wurde, mussten wir unsere knurrenden Mägen beruhigen und haben uns auf zur Erkundung der Stadt gemacht. Es war nicht gerade leicht ein Restaurant zu finden. Auch hier in Finnland wird der 1. Mai zelebriert und alle hatten ein weisses Hütchen mit einem Bommel dran aufgesetzt. Nicht gerade finnisch haben wir uns dann in eine Pizzeria verpflegt. Erschrocken habe ich mich mehr darüber, dass es sehr viele besoffene hatte die auf den Strassen herumkrakelten.

So haben wir dann den Rest des Tages/Abends/Nacht, ist hier nicht so leicht zu unterscheiden da es bis 22.00 Uhr taghell ist, noch zu Fuss durch die Stadt begeben. Danach habe ich meine Kollegen verlassen und bin zurück in unser Apartment gegangen und habe mir dort eine Mütze Schlaf geholt.

Mittwoch, 2. Mai 2007

Heute werden wir uns gut ausgeruht auf den Weg Richtung Hartwall Arena. Leider hat sich das Wetter noch etwas verschlechtert. Bei leichtem Regen haben wir uns zum Hauptbahnhof aufgemacht, wo wir mit nur einer Station das Gelände der Arena erreichten. Alles ist hier sehr schön dekoriert. Den Menschen denen wir begegnet sind, sich freundlich und hilfsbereit. Heute laufen hier noch keine Proben. Es ist aber immer von Vorteil wenn man sich das Gelände in welchem man sich nun die nächsten 12 Tage aufhält ein bisschen heimisch macht.



(Ich vor dem Event-Sujet stehend)


Im Pressecenter konnte ich auch schon ein paar bekannte Gesichter ausmachen. Noch nicht einmal den Laptop aufgeklappt, habe ich schon ein erstes Interview für ein lokales Fernsehen in Helsinki gegeben. Schon bald haben wir uns entschlossen wieder in die Innenstadt zurückzufahren. Was wir auch noch gelernt haben ist, dass der Badge den wir erhalten haben auch für die Benützung der öffentlichen Verkehrsmittel gültig ist. Da haben wir also schon eine Investition zuviel gemacht, denn wir haben uns einen Dreitagespass gekauft. Aber was soll’s wir haben auch schon Geld für Dümmeres ausgegeben. Auf unserer Erkundungstour durch die Stadt haben wir weitere bekannte Gesichter angetroffen. Eine Art Klassentreffen von Freunden des Eurovision Song Contest die wir seit Jahren immer wieder antreffen.

Das Wetter hier macht Kapriolen die kaum nachvollziehbar sind. Von sonnig und klar, bis zu Graupelschauern und Regen ist alles an diesem Tag zu erleben. So haben wir uns von Einkaufszentrum zu Einkaufszentrum fortbewegt und CD’s und auch noch wärmere Kleidung gekauft.



(Die berühmte Kathedrale und Wahrzeichen von Helsinki)


Danach haben wir beschlossen heute Abend selber zu kochen. Also musste jetzt auch noch ein Einkauf von Lebensmitteln gemacht werden. Vieles haben wir gleich auf Anhieb gefunden vieles brauchte aber unwenig mehr Zeit. Geschafft und die 100 Euro-Note kleingemacht, ging es dann zurück ins Apartment. Jetzt kann unser Chefkoch Ronny zeigen was er kann. Um 20.00 Uhr wird gegessen, egal ob’s fertig ist oder nicht. Wie ihr lesen könnt kann man hier in Helsinki auch ohne finnische Sprachkenntnisse durchkommen.

Nach dem gelungenen Nachtessen ging es dann wieder ab in die Stadt. In einer Bar haben wir dann den angebochenen Abend ausklingen lassen. Hier haben wir auch viele Fans, welche wir schon seit Jahren kennen wieder getroffen. Vor allem die türkischen Fans haben uns ganz herzlich empfangen, seit der Songcontest in Istanbul war, hat sich da eine schöne Freundschaft entwickelt Wie jeden Abend bin ich trotzdem wieder etwas früher als meine Kollegen zurück ins Apartment gegangen. Morgen gehen ja die ersten Proben los und da möchte ich fit sein um Euch auch etwas darüber erzählen zu können.

Donnerstag, 3. Mai 2007

Nach dem Frühstück geht es ab zur Halle. Leider ist die Arena und das Pressezenter nicht im selben Sicherheitscircuit und auch noch örtlich getrennt. So ist es nicht gut möglich alle Proben anzuschauen und gleichzeitig auch noch an allen Pressekonferenzen teilzunehmen. Ich werde mich aber bemühen so gut es geht vieles einzufangen und euch die Highlights mitzuteilen. Ganz sicher werde ich euch aber über die Proben und auch die Pressekonferenz von DJ BoBo auf dem Laufenden halten.

Da nicht alle Pressekonferenzen wirklich etwas Interessantes hergaben, beschränke ich mich auf einige ausgewählte Länder.

Israel hatte sicherlich viele Fragen zu beantworten, da das Lied des Textes wegen schon auf der Kippe stand. Der Leadsänger von TeaPacks meinte das sei halt die jüdische Art mit dem Terror umzugehen und den ihm ins Gesicht zu lachen. Es gäbe ja viele die einen Knopf drücken könnten, da sei nicht wie ihnen unterstellt wurde der Iran gemeint es könnte auch Bush sein. Für sie sei diese keine Kaugummiblasen-Veranstaltung und in Europa gäbe es noch viele Bands die diese Art von Musik machen.

Zypern hatte auch viele Fragen zu beantworten, da die Teilnehmerin bereits zweimal am internationalen Finale teilgenommen hat. 1992 und 1994 hat Evridiki den Mittelmeerstaat schon vertreten. Heute sieht sie beinahe jünger aus als damals. Ich denke mir da wurde auch etwas nachgeholfen. Viele Fragen haben sich natürlich darum gedreht, warum Zypern nun in Französischer Sprache singt. Evridiki hatte ja 1987/88 in Paris studiert und natürlich auch die Französische Sprache erlernt. Doch noch mehr hat zu dieser Konstellation geführt, dass der Textdichter in Belgien aufgewachsen ist und die Komposition nie in Griechischer Sprache erwähnte zu texten.

Belarus war eine Inszenierung von Philip Kirkorov. Sein Schützling Dmitry Koldun hatte nur ein Schattendasein an der Pressekonferenz. Er sei die Diva, meinte er. Auch hat er weder Kosten noch Mühen gescheut um seinen Schützling zu promoten. Mit Schatztruhen voller Schokolade wurden Journalisten mit guten Fragen belohnt. War das nicht schon fast Bestechung? Auf jeden Fall war es bis dahin die lustigste Veranstaltung in Sachen Pressekonferenz. Dmitry Koldun ist auch das Ergebnis einer Casting-Show „Star Academy“ in Weissrussland. Immer wieder betonte er, dass sein Ziel ist den Contest zu gewinnen. Dieses Ziel haben ja wohl alle und Angelika Agurbash ist mit Philip Kirkorov dieses in Kiew verwehrt geblieben. Wie es dieses Jahr aussieht, wissen wir spätestens am 11. Mai 2007.



(Mit einer Schatztruhe voll Schokolade werden Fan zum voten bestochen)

Die erste Probe die ich live in der Halle erleben konnte, war diese von DJ BoBo. Die Bühne ist zwar im Verhältnis zum letzten Jahr eher klein. Jedoch imposant ist die Lichtgestaltung. Das Lichtdesign unterstützt den Song „Vampires Are Alive“ sehr gut. Mit jeden der Probendurchgänge konnte man spüren, dass sich BoBo und seine Crew auf der Bühne heimischer fühlten. Kein Song vor und nachher, bis jetzt, ist aus einem Guss was Song, Thema und auch choreografische Umsetzung angeht. Alles aus einem Guss. Die Stimmen welche ich nach den Proben einfangen konnte waren alle sehr positiv gestimmt. Ich konnte auch viel Lob für den Beitrag meines Namensvetter ernten. Was die Anwesenden sehr positiv stimmt ist auch der Umstand, dass dieses Jahr wieder ein Schweizer die Schweiz vertritt.



(DJ BoBo bei seiner ersten Probe)



(DJ BoBo mit seiner Eurovisions-Crew - DJ BoBo beim Erfüllen der Autogrammwünsche)

In der anschliessenden Pressekonferenz durfte BoBo sich noch einmal erklären warum er sich entschieden hat am Eurovision Song Contest teilzunehmen. Auch die Skandalpetition der EDU wurde erneut zum Thema. Noch einmal teilte er den Anwesenden mit, dass er keine religiösen Gefühle verletzen wollte. Dass diese kurze Textpassage zu einem solchen Aufruhr führte sei schlichtweg nicht nachvollziehbar. Fiktion und Phantasie sollten eigentlich vom reellen Leben unterschieden werden können. DJ BoBo ist ein Star zum anfassen. BoBo nahm sich sehr viel Zeit mit den Journalisten und den Fans Fotos zu machen und Interviews zu geben. Keine Distanz war zu spüren. BoBo ist trotz seinen Riesenerfolgen auf dem Boden geblieben.

Jetzt um 18.30 Uhr ist wohl der bunteste Vogel des Semi-Finales auf der Bühne. DQ alias (Peter Andersen) ist mit den Proben dran. Mit viel Glamour führt er/sie seine Drama Queen vor. Er/Sie kann wirklich wundervoll singen und bringt dem Song Contest dieses Jahr auch einen Hauch von der Glitzerwelt zurück. Obwohl ich nicht ein sonderlicher Fan von Drag-Queens bin muss ich Peter Andersen zugestehen, dass er sehr gut singen kann und auch sein Kostüm passt hervorragend zu seiner Performance. Ich würde mich sehr stark wundern wenn er den Sprung ins Finale nicht schaffen würde.



(Peter Andersen alias DQ)

Am Abend wurde dann der Euroclub eröffnet. Wie meine Kollegen mir mitteilten war da aber nicht sonderlich viel los. Im Verlaufe der Nacht konnten sie aber Gerli Padar (Estland) mit Background-Sänger, Freund was auch immer in ziemlich angetrunkenem Zustand auf der Tanzfläche ausmachen. Da frage ich mich ob das wohl die richtige Vorbereitung für den kommenden Donnerstag ist. Ich habe den Club noch nicht besucht, da ich echt zu müde war und auch keine Lust verspürte wegzugehen.


Freitag, 4. Mai 2007

Heute wurde mit einem Song gestartet der mir persönlich sehr gut gefällt. Ein ruhiges Gebet welches Marija mit ihrer schönen sonoren Stimme gut vorträgt. Sie ist im Gegensatz zum bunten Vogel Dänemärk eher unscheinbar. Was Marija aber auszeichnet ist wirklich ihre Stimme. Die Pressekonferenz hat sie dann auch zusammen mit ihren Chorsängerinnen acapella gestartet. Für Serbien ist es die erste Teilnahme als unabhängiger Staat. Die schöne getragene Ballade sticht auch aus den anderen Songs hervor, da es so ziemlich die einzigste ist. So dürfte sie auffallen und auch Gehör finden. Marija liebte vor allem den Song von Dima Bilan letztes Jahr und auch Sakis Rouvas hat es ihr angetan. In ihrer Freizeit spielt sie gerne mit ihrer Playstation aber auch sportlich hat sie sich schon betätigt und zwar mit Tennis. Das nicht viel herumgehopst wird während des Vortrages wird nun angekreidet. Wie kann man zu einem Lied das „Das Gebet“ heisst herumtanzen und Gymnastikübungen praktizieren. Der Verantwortliche wird nicht an der Performance ändern, sondern so schlicht lassen wie es geplant war. Die Englische Version heisst „Destiny“, auch von dieser Version wurde eine Hörprobe dargeboten.Der Leiter der Pressekonferenz verwechselte bei der Verabschiedung die Serbische Delegation mit derjenigen von Kroatien.



(Marija Serifovic mit Molitva für Serbien)


Der zweite Starter heute ist auch ein Land welches bis dato noch nie am Eurovision Song Contest teilgenommen hat. Tschechien mit der Gruppe Kabat. Der Sänger meinte, als in Tschechien verkündet wurde, dass Kabat ihre Republik vertreten wird, dass viele Personen Selbstmord begehen würden. Da haben die Vampire aus der Schweiz ja noch Konkurrenz bekommen. So hat wohl jedes Land seine kleinen Skandälchen.



(Kabat die Teilnehmer für Tschechien)


Nach dem beiden Newcomer Staaten nun wieder ein Land das schon lange mitmacht und wie Finnland, bis letztes Jahr, noch nie gewinnen konnte. Portugal möchte alle einladen mit ihnen zu tanzen und fröhlich sein. Sabrina ist Mitglied einer Band Namens „Teenager“. Dieser Song könnte der Anfang einer Solokarriere werden. Portugal wird auch dieses Jahr nicht von der gelockerten Sprachregelung Gebrauch machen und den Song in Portugiesischer Sprache vortragen obwohl auch hier diverse Fragmente andere Sprachen zu hören sein werden. Seit ihrem Sieg am Festival de cançao dreht sich ihr Leben nur noch um diesen Song und diese drei Minuten.

Mazedonien starte dieses Jahr mit einer Teilnehmerin welche ihr Land bereits 2002 in Tallinn vertreten hat. Karolina wird ihr Lied halb mazedonisch halb englisch singen. Karolina ist es wichtig, dass der grösste Teil der Zuschauer auch etwas von der Message versteht. Und Musik ist in ihren Augen das einzigste Mittel ohne Grenzen etwas weitergeben zu können. Die grösste Differenz zu ihrem Teilnahme in Tallinn ist, dass es nun ein Semi-Final gibt und auch Länder teilnehmen welche bis jetzt die Bühne Eurovision noch nicht betreten haben. Schon fast selbstverständlich wurde sie auch gebeten einen kurzen Ausschnitt aus Ihrem Beitrag von 2002 zu singen.


(Karolina mit Mojot svet für Mazedonien)

Was momentan in der Arena abläuft will ja nicht wirklich jemand wissen. Da singt eine Norwegerin einen spanischen Titel welcher von einem Schweden komponiert wurde. Dazu kommt noch die Umsetzung auf der Bühne die an Kroatische und Lettische Zeiten erinnert. So viele Kleider kann Frau doch nicht übereinander tragen. Im Minutentakt legt Guri Schanke einen Fummel ab. Da können wir aber heil froh sein, dass das Lied keine 6 Minuten lang ist. Sonst hätte man die gute Frau gesetzteren Alters doch glatt splitternackt auf der Bühne gesehen.

Gerli Padar von Estland wurde von Ihren Tänzern zur Pressekonferenz getragen. Ob wohl die ganze Mannschaft ihre Augenringe verstecken mussten hinter den Sonnenbrillen die die estnischen Flaggenfarben tragen. Die jüngere Schwester vom Eurovisions-Sieger 2001 distanziert sich zwar von ihrem Bruder Tanel. Ziemlich kurz angebunden und schon beinahe schnippisch kamen die Antworten. Die meisten Fragen haben sich um ihr Benehmen im Euroclub gehandelt. Da muss ja wirklich die Post abgegangen sein, dass sogar Security Mitarbeiter des Clubs einschreiten mussten. Sie möchte sich aber den Rest ihres Aufenthaltes genau so geben wir gestern Abend im Club. Sie findet es gut so wie sie sich aufführt. Selbstbewusst und eher etwas arrogant wirkt das Ganze auf mich. Fragen zu ihrem Bruder weicht sie aus und gibt vor nicht dieselben Interessen in Musik zu haben und auch das Alter spiele eine grosse Rolle. Abkaufen tut man ihr das aber nicht wirklich.



(Im Foyer des Pressezentrums - Loungemässig mit gemütlichen Sitzgelegenheiten)

Die restlichen Proben verliefen ohne grosse, für mich sichtbare, Probleme. Die Umsetzung der Österreicher Beitrages ist grosse Show. So wird aus dem Titel „Get A live – get alive“ von Eric Papilaya der in einem von Swarowski Steinen besetzten Outfit von Viviane Westwood auftritt glamourös umgesetzt. Eric musste zugeben, dass dieses Teil extrem schwer sei. Er ist aber zuversichtlich, dass der offizielle Song zum „Life Ball 2007“ – grösster AIDS Charity Event in Europa – beim Publikum gut ankommen wird.
Ich habe die Halle erst um 22.00 Uhr verlassen. Mit dem Zug bin ich aber innert 5 Minuten am Hauptbahnhof und von dort geht es nur ein paar hundert Meter bis zu unserem Apartment. Ronny war so nett und hat das Nachtessen noch für mich vorbereitet, da die Beiden nicht mit dem Essen auf mich warten wollten. Was ich auch verstehe, aber ich musste noch alle Proben und Pressekonferenzen sehen. Obwohl wie oben erwähnt nicht mehr viel spektakuläres passierte.
Nach meinem Nachtessen habe ich mich zum ersten Mal auch meinen Kollegen angeschlossen um in den Euroclub im „Old Student House“ zu gehen. Ich musste aber schnell feststellen, dass es mir dort nicht sonderlich gefällt. Zu dunkel, zu laut, einfach nicht mein Ding. Bulgarien und Slowenien haben dort ihre Beiträge live vorgestellt. Dies hat mir noch gut gefallen, aber als dann mehr die Disco anfing habe ich mich verabschiedet und bin zurück ins Apartment gegangen.

Samstag 5. Mai 2007

An der Pressekonferenz reklamierte, wie noch nie, die Gruppe Teapacks aus Israel, dass ihr Song nicht korrekt umgesetzt ist. Obwohl die Wünsche bei den ersten Proben angebracht worden sind, wurde das nicht umgesetzt. Es sieht aus als wollen die Israelis, entgegen dem was sie sagen, doch einiges skandalöser auftreten. Ich habe selten so einen miesen Kommentar eines Teilnehmers über die technische Umsetzung gehört. Sie wollen den Song viel aggressiver performen als das der verantwortliche Direktor umsetzt. Wie auch immer. Der Veranstalter, soviel ich mich erinnern kann, nimmt Rücksicht auf die Wünsche der Umsetzung. Ich kenne die Umstände nicht genau, aber auch so kann man sich Freunde schaffen.

Total widersprüchlich äusserte sich nun Evridiki aus Zypern. Sie ist mit der Umsetzung komplett zufrieden. Sie fühlt sich sogar noch besser und ist happy. Sie findet es diese Jahr noch professioneller als die beiden Teilnahmen welche sie am Song Contest schon hatte. Die Nervosität sei aber auch nach mehreren Teilnahmen an diesem Wettbewerb nicht kleiner geworden. Auch der Druck aus dem eigenen Land gut an diesem Wettbewerb sei nicht geringer geworden. Evridiki wurde auch wieder einmal mehr aufgefordert einen Titel ihrer früheren Teilnahmen zu singen. So stimmte sie „Teriazoume“ an.



(Dimitris Korgialas und Evridiki)

Für Weissrussland ist wieder Philip Kirkorov mehr im Zentrum des Geschehens als Dmitry Koldun der Interpret. Philip „I’m the Diva“ unterhält das ganze Pressezentrum. Wie viele Schatztruhen voller Schokolade er noch verteilen wird weiss niemand. Auf jeden Fall hat er auch heute wieder einige verteilt. Die Frage ob derselbe Choreograph den Auftritt konzipierte wie in Kiew für Helena Paparizou konnte Philip verneinen. Er meinte.“Wenn Du etwas haben willst wie du es dir vorstellst, dann musst du es selber machen“. Selbstverständlich sei er auch unterstützt worden von seinem Choreographen, der die Philip Kirkorov Show choreographierte.

In der Zwischenzeit ist auch der Sänger „Eirikur Hauksson“ aus Island eingetroffen. Er hat seinen Probenplatz mit Estland abgetauscht weil, er nicht abkömmlich war. Der Sänger des ersten Isländischen Beitrages „Gledibankin“ von „Icy“ ist auch ein Wiederholungstäter. Zuerst mit der Gruppe „Icy“ für Island, danach noch einmal für Norwegen mit "Just4Fun" und jetzt als Solokünstler wieder für sein Heimatland. Einmal von Eurovision Song Contest angesteckt kommt man wohl nicht so schnell wieder davon los. Anders kann ich mir nicht erklären, dass es so viele Interpreten mehr als einmal auf diese Bühne wagen.

Die Spannung auf kommenden Donnerstag steigt täglich. Da wir die Songs jetzt schon mehrfach gehört haben, fällt es immer schwieriger die Top-Favoriten herauszuschälen. Auch rechnerische Prognosen zu machen ist relativ schwierig. Da aus den Balkanstaaten nur Bosnien-Herzegowina direkt qualifiziert ist, könnte das ein Vorteil für alle Semi-Finalisten sein. Die Punkte müssen sich nun noch auf mehr Nationen verteilen. Dies könnte dazu führen, dass doch ein paar Staaten nach dem Semi-Finale nicht mehr dabei sind. Dies ist aber nur rechnerisch zu belegen. Wenn die restlichen Länder ihre Punkte auch in diese Richtung vergeben, könnte es sogar ein Balkancontest werden. Bleibt doch zu hoffen, dass die Fernsehzuschauer nicht die Nation wählen sonder das Lied.

Um 15.20 Uhr Finnischer Zeit startete der zweite Probendurchlauf für DJ BoBo und sein Team. Heute schon etwas mehr gestylt. Es geht von Probe zu Probe näher in die Richtung der Show vom Donnerstagabend. Die visuelle Umsetzung des Songs ist für den Fernsehzuschauer sehr wichtig. Die Kostüme und Choreographie muss den Song und dessen Thema perfekt unterstützen, nur so kann das Maximum herausgeholt werden. Wir dürfen also sehr gespannt sein wie das Endergebnis am Donnerstagabend aussieht.

Edsilia Rombley ist auch ein Wiederholungstäter. Nach „Hemel en Aarde“ will sie in diesem Jahr mit „On top of the world“ die Niederlande zurück ins Finale holen. Zu lange haben es die Niederländer nicht mehr geschafft ins Finale zu kommen. Edsilia wäre es zu gönnen mit diesem Song den Einzug ins Finale zu schaffen.

Auch die zweite Pressekonferenz von DJ BoBo ist nun abgeschlossen. Ganz souverän mit sehr viel Stolz vertrat René die Schweiz. Er erntete sehr viel Applaus dafür, dass er als Schweizer mit diesem Bekanntheitsgrad die Schweiz vertreten wird. Auf die Frage ob er keine Angst hat seinen Ruf mit der Teilnahme am Song Contest zu ruinieren meinte er: “In drei Minuten kann man eine so langanhaltende Karriere nicht ruinieren. Als Newcomer würde dies anders aussehen. Da könnte man eher in der Versenkung verschwinden“. Es ist wirklich schön zu sehen wie DJ BoBo hinter seinem Projekt Eurovision und der Schweiz steht.



(Fotos nach der zweiten Pressekonferenz; BoBo im Interview mit Medien)


So ein grosses Medien Interesse wie DJ BoBo hier in Helsinki ausgelöst hat, hat in den letzten Jahren wohl kein Interpret der die Schweiz vertreten hat. BoBo nimmt sich Zeit um möglichst allen Anfragen gerecht zu werden. Wir können wirklich stolz auf unseren Vertreter am Eurovision Song Contest 2007 sein.

So früh wie heute habe ich die Halle noch keinen Tag verlassen. Aber das Hin- und Hergerenne ist doch sehr ermüdend. Obwohl ein kleiner Zug eingerichtet wurde welche uns vom Pressezenter zur Halle bringt und natürlich auch wieder zurück. Wenn’s pressiert verzichtet man aber auf diesen Service, denn zu Fuss ist man doch noch schneller.

Nach einer kurzen Ruhezeit im Apartment haben wir uns aufgemacht um wieder einmal auswärts zu Essen. Es ist schon ein komischer Anblick, was einem da auf der Strasse an einem Samstagabend alles über den Weg läuft. Ich denke ich habe an keinem Austragungsort so viele Menschen mit Alkoholproblemen getroffen. Während dem Essen ist und beinahe ein betrunkener Mann auf den Tisch gefallen. Nicht gerade angenehm.

Danach wollten wir noch in einen Club gehen, wo Weissrussland seinen Interpreten vorstellte. Wir haben und dann dagegen entschieden, da für den Eintritt in diesen Club pro Person EUR 12.00 fällig würden. Das war es uns dann doch nicht wert. So gingen wir wieder zurück in Richtung des Euroclubs. Dort verabschiedete ich meine Kollegen und ging zu Bett.

Sonntag, 6. Mai 2007

Heute morgen irrte ich ein wenig in der Stadt herum bis ich einen Laden fand indem ich etwas für unser Frühstück einkaufen konnte. Gestern hatten wir leider erst zu spät daran gedacht Einkaufen zu gehen. Trotz ziemlich liberalen Öffnungszeiten, konnte ich kein Geschäft finden das vor 9.00 Uhr öffnete. Was ich aber fand, waren Alkoholleichen die noch nicht nach Hause gefunden hatten. Endlich nach einem guten Fussmarsch konnte ich einen Laden entdecken der auch geöffnet war. Nun ging die Sucherei nach Lebensmittel wieder los. Nicht ganz so strukturiert wie die Einkaufsländen in der Schweiz, vielleicht ist dies ja der Finnische Standard, für mich aber eher etwas verwirrlich, habe ich dann die gewünschten Artikel gefunden.

Schon bald nach dem Frühstück machten wir uns wieder auf den Weg zum Hauptbahnhof um einen Zug in Richtung Halle besteigen zu können. Unterwegs sind uns noch Fans aus der Türkei begegnet die sich uns angeschlossen haben. Wir haben ja diese Woche wohl immer wieder den selben Weg.

Heute hält der zweite Teil der Semi-Finalteilnehmer ihre zweiten Proben ab. Marija mit ihrem Gebet aus Serbien gibt sich sehr selbstsicher das Finale zu schaffen. Es wird immer schwieriger heraus zu kristallisieren welcher Stil von Musik die Hürde schaffen wird. Werden es die Entkleidungskünstler (Norwegen) oder eher das ruhige Gebet aus Serbien sein die wir im Finale wieder sehen? Mag das Publikum eher Pop/Rock, Balladen oder den Glamour im Discostil? Dieses Jahr ist ja jede Musikstilrichtung vertreten.

Den Latino-Sound den Guri Schanke aus Norwegen mit ihren Tänzern vorträgt hat schon was. Aber eine Kopie der Choreographie von Maire N. aus Lettland will nicht wirklich jemand sehen. Eine Kopie hat es noch selten geschafft weiter zu kommen. Mal sehen, niemand hatte im letzten Jahr daran geglaubt, dass Lordi es schaffen würde.

Ich hoffe auch, dass die Interpretin aus Ungarn den Bus nicht verpasst. Muss sie doch einen Koffer mit auf die Bühne tragen. Mit ihrem Blues fällt sie ganz bestimmt, was das musikalische anbelangt, auf. Ein Blues hat den Song Contest bis heute nie gewonnen. Vielleicht ist 2007 aber das Jahr des Blues.

Die Kindergartengruppe „Anonymous“ aus Andorra will mit ihrer Punktrock-Nummer den Song Contest aufzumischen. Ihren Beitrag kann man aber als jugendlicher Leichtsinn taxieren und es ihnen nicht bös nehmen. Sie sind bestimmt ein musikalischer Farbtupfer aber ob ein Farbtupfer reicht?

Auch heute wollte sich noch niemand wagen erste Prognosen zu geben. Viele haben aber gesagt es werden 9 Nationen den Sprung ins Finale schaffen plus Mazedonien. Das würde auch bestätigen was in den letzten Jahren passiert ist. Mazedonien hat es immer geschafft, auch wenn der Song dann im Finale nicht reüssieren konnte.

Mit Eirikur Hauksson kam wieder einmal gute Stimmung im Pressezentrum aus. Dies ist für die Fans natürlich ein Erlebnis, da Eirikur schon zweimal an diesem Contest teilgenommen hat. Zu seiner unplugged Version von „Valentine lost“ in Spanischer und Türkischer Sprache gab es auch noch ein Leckerli. Eirikur stimme auch noch den ersten Titel den Island je am Song Contest präsentierte an „Gledibankin“ damals mit der Gruppe „Icy“ dies wurde vom anwesenden Publikum mit kräftigem Applaus honoriert.



(Eiríkur Hauksson aus Island - dritte Teilnahme)

Obwohl ich nach der letzten Pressekonferenz von Lettland, mit ihrem klassischen Song, beinahe in den Schlaf gesungen worden war, habe ich meinen Weg Richtung Apartment unter die Füsse genommen. Kurz auf’s Bett gelegt und bin erst um 3.30 Uhr als meine Kollegen zurück ins Apartment kamen aufgewacht und bemerkt, dass ich das Nachtessen und vielleicht auch noch eine Party verpasst habe. Da ist man nun schon vor Ort und dann passiert einem so was. Somit gibt es also keine Neuigkeiten von gestern Abend.

Montag, 7. Mai 2007

Heute beginnen die Proben der direkt qualifizierten Länder. Bis jetzt hat in den Proben der spanische Beitrag am meisten Aufsehen erregt. D’NASH (Boyband) wird sicherlich viele Punkte aus dem weiblichen Lager der Zuschauer ernten können. Da ist der Beitrag aus Bosnien-Herzegowina schon etwas ruhiger. Okay dazu ist zusagen, dass ein Fluss normalerweise auch ruhiger fliesst als die heisse Liebe der Spanier.

Die Pressekonferenz der Spanier hielt sich nicht ganz an die Abmachungen. Die Sprache in welcher die Fragen gestellt werden müssen ist ganz klar Englisch. Daran halten sich die spanischen Journalisten aber schon seit Jahren nicht. Okay, es ist zu sagen, dass nicht alle Spanier mit Fremdsprachen gesegnet sind. So gab es dann auch lustigste Aussagen, die eigentlich nicht so gemeint waren. So danken sie auch den Mitstreitern der Mision Eurovision und meinten es sei gut wo sie jetzt seinen. Dies wurde vom Publikum dann mit Gelächter entgegengenommen. Sogar als nicht gerade freundlich. Aber was soll’s er meinte es ja nur gut, die Zusammenarbeit mit den Teilnehmer der nationalen Ausscheidung. Bei den Übersetzungen kann ja schon das eine oder andere zu Missverständnissen führen. Ich baue dies auch nicht zu einem Skandal auf. Eines ist sicher die Mädchen in Europa haben etwas zum Kreischen.



(Die Boyband D'NASH aus Spanien mit "I love you mi vida")

Sehr traditionell, schon eher altbacken, kommt der Irische Beitrag rüber. Es handelt sich um typisches irisches Liedgut das da am Contest präsentiert werden wird. Mit diesem Lied stechen sie auch jeden Fall aus den anderen Songs heraus. Ein Beitrag bei dem das Land der Herkunft noch mit geschlossenen Augen herausgefunden werden kann. Wer Irischen Folk liebt wird sich an diesem Song gütlich tun können. Ob es jedoch für einen Platz unter den ersten zehn im Finale reicht, wage ich zu bezweifeln.

Heute präsentierte sich auch Hanna Pakarinen die Repräsentantin des austragenden Landes Finnland. Ihre Bitte, sie alleine zu lassen, könnte sogar eintreffen. „Leave me alone – I wanna go home“ (Lass mich alleine – ich will nach Hause gehen) würde wohl besser in „Give me some points – I wanna stay here“ (Gebt mir Punkte – ich will hier bleiben) umgetextet. Rockig aber ziemlich eintönig und das ganze drei Minuten lang. Sehr viel Feuerwerk auf der Bühne, das irgendwie nicht richtig zu diesem Song passt.

Schweden, welche auch als Favoriten gehandelt werden haben nach ihrer Probe das Pressezenter betreten. Für den Leadsänger von „The Ark“ ist der Song Contest mehr als nur ein friedlicher musikalischer Wettstreit. Es sei um einiges höher einzuordnen als ein Wettbewerb. „Europe United“ ist das Gefühl welches er für diesen Contest hat. Sie werden weder nicht weinen, egal ob sie gewinnen oder auch verlieren. Sie wollen, wie die meisten Interpreten, eine gute Zeit haben und ihr Land würdig vertreten. Egal wie das am Samstagabend rauskommt, es wird „The Ark“ weiterhin geben.

Um rechtzeitig zum offiziellen Empfang gehen zu können, haben wir die Halle heute schon sehr früh, im Verhältnis zu anderen Tagen, verlassen. Wir wollten uns doch etwas herausputzen, wenn man schon zu einem Empfang dieser Klasse eingeladen ist. Da schmeisst man sich doch gerne in einen Anzug und selbstverständlich darf da eine Krawatte nicht fehlen.

Zum Glück sind wir rechtzeitig zur Finlandia Halle aufgebrochen. Obwohl hier die Hausnummern auch immer schön der Reihe nach den Strassenzügen angepasst verteilt worden sind, okay es hat da auch des öftern auch noch Buchstaben als Zusatz, es ist keine Seltenheit Zusätze von A-F zu finden. So standen wir vor einer Grossbaustelle. Hier wurde noch emsig gebaut. Obwohl nach unseren Berechnungen hier die gewünschte Adresse sein sollte, welche auf der Einladung angedruckt war.

Im Gegensatz zu Athen ist der Platz für die Party hier in Helsinki viel grösser. Was für mich sehr angenehm ist. Ich mag es nicht eine Party zu feiern in welcher ich eingezwängt bin wie in einer Sardinenbüchse. Die schön aufgebauten Buffets luden richtiggehend zu schlemmen ein. Einzig die Musik auf der Hauptbühne war für meinen Geschmack etwas zu laut. Ich will mich ja mit den Leuten unterhalten können, und da meine ich unterhalten, nicht anschreien. So konnte ich ein kurzes Gespräch mit Eiríkur Hauksson führen. Auch Edsilia aus den Niederlanden ist mir über den Weg gelaufen. Die Jungs aus Andorra, welche nur Flausen im Kopf hatten. Aktiv unterstützt von der Delegationsleiterin die den Jungs ständig Glacecornets ins Gesicht schmierte. Vielleicht ein Brauch in Andorra?



(Lachs in Hülle und Fülle; schön dekoriertes Buffet; gepöckeltes Fleisch)



(Ich unterhalte mich prächtig mit DJ BoBo und seiner Entourage)

Der ganze Empfang war ein Highlight. Ich habe diese eurovisionelle Atmosphäre sehr genossen. Hier war auch die Möglichkeit für die Interpreten sich zu treffen. DJ BoBo wurde auch zusammen mit der Interpretin Marija aus Serbien abgelichtet. Die Andorraner konnten sich mit D’Nash aus Spanien unterhalten und scherzen. Die Comedy Truppe aus Frankreich war in ihren Trainingsanzügen auch überall präsent. Einer von ihnen hat wohl als Markenzeichen immer eine Fellmütze auch und das obwohl es nicht sonderlich kühl war in der Finlandia Halle.

Um 23.00 Uhr sind wir dann sanft hinauskomplimentiert worden. Dies obwohl noch sehr viele Anwesenden gerne etwas länger verweilt wären. Auf dem Heimweg sind uns noch der Komponist und Textdichter des maltesischen Beitrages Philipp Vella und Gerard James Borg über den Weg gelaufen. Wir haben uns zu Fuss auf den Weg zum Euroclub aufgemacht. Die etwas bequemen Malteser liessen sich mit dem Shuttle-Bus zum Club fahren. Dies resultierte darin, dass wir exakt zur selben Zeit beim Club eintrafen. Ich habe mich von meinen Kollegen verabschiedet. Wie lange sie noch im Euroclub geblieben sind entzieht sich meiner Kenntnis, zu fest habe ich geschlafen als sie zurück kamen.

Dienstag, 8. Mai 2007

Heute werden die ganzen direkt qualifizierten Interpreten zur zweiten Probe geladen. Ich denke nicht, dass hier etwas weltbewegendes passieren wird. Dies hat sich auch bis 17.00 Uhr finnischer Zeit auch bestätigt. Es war ein professionelles Abspulen der Beiträge in Reihenfolge deren Auftritte.

Auch an den Pressekonferenzen wurde mehr oder weniger dieselben Fragen gestellt. Der Leadsänger der Schwedischen Gruppe „The Ark“ hat sich in seinen Antworten sogar ein wenig lustig über die gestellten Fragen gemacht und sie mit einem Augenzwinkern beantwortet. Die spanischen Teilnehmer „D’Nash“ haben zur Überraschung aller „Eres-tu“ angestimmt und dafür zusätzliche Anerkennung uns Applaus geerntet.

Die Fellmütze (Frankreich) hat soeben die zweite Pressekonferenz eröffnet. Die Klamauk-Gruppe wird sicherlich wieder etwas lustiges zu bieten haben. Der Dauerlauf auf der Bühne ist vielleicht ein neues Element das Schule machen wird für die Zukunft. Choreographen aufgepasst! „Fatal Picards“ stimmten „L’oiseau et l’enfant“ an was wiederum bei den Fans Applaus erntete. Angesprochen aus seine Fellmütze antwortete der Träger, dass diese Mütze aus vier Katzen hergestellt wurde, deren Namen aufgezählt wurden, ich diese aber nicht erinnern kann. Da muss noch was kommen und wie bereits angedacht, wurde der Welthit von ABBA noch auf die Schippe genommen, oder war es eher eine Ehrung dieses Titel’s. Ich mag dies zu bezweifeln, will aber keinenfalls eine schlechte Absicht hineininterpretieren.

Eine Inszenierung hat auch der Interpret der Ukraine gemacht. Zu gestellten Fragen bekamen die Anwesenden nur Antworten ohne wirklichen Hintergrund. Verka hat das Zepter für ihre Pressekonferenz selbst in die Hand genommen, damit sie nicht all zu vielen Fragen ausgesetzt wird. Ein bunter Vogel den man nicht wirklich einschätzen kann. Es geht wieder einmal um die Spassfraktion die ich persönlich am Eurovision Song Contest nicht sonderlich schätze. Ich möchte Lieder/Songs die auch nach dem Contest noch hör/spielbar sind. Ein neues „Guildo hat euch lieb – oder – Wadde hadde dudde da“ braucht Europa nicht. Vielleicht ist es aber das einzigste Attribut aus der Ukraine um auf sich aufmerksam machen zu können. Nachdem Verka noch ein paar Autogramme verteilt hatte ist sie nicht wie gewohnt noch für ein Fotoshooting bereit gewesen und hinter den Kulissen verschwunden.

Mittwoch, 9. Mai 2007

Heute werde wir das erste Mal die Chance haben das ganze Semi-Final an einem Stück zu sehen. Der Menschenauflauf vor der Halle ist beträchtlich und wird durch die Sicherheitskontrollen ganz schon auf die Folter gespannt. Es will und will nicht vorwärts gehen. Die Sicherheit hier in Helsinki wird für diesen Event aber sehr gross geschrieben. Da gelingt es nichts reinzuschmuggeln. Es wäre verheerend für Finnland und auch für den ganzen Anlass wenn da etwas passieren würde.

Nach dem wir nun endlich in der Halle waren, fanden wir unsere Sitzplätze ohne Probleme. Dann ging das Warten auf die Eröffnung der Semi-Final Probe los. Punktgenau, und das muss es ja auch, da es sich am Donnerstag um eine Live-Veranstaltung handelt die in ganz Europa und darüber hinaus geschaut wird, erklingt die Eurovisions Fanfare.

Nordisch kühl beginnt die Eröffnungspräsentation die aber bald auch mit bunten Blumen ausgeschmückt wird. Allzu viel möchte ich da aber noch nicht verraten. Nach der kurzen Begrüssung des Moderatorenpaar ging die Europareise von Bulgarien über Serbien nach Lettland. Die „Postkarten“ zeigen allesamt einen Teil Finnland, ausgeschmückt von Sport über Musik bis hin zum Humor.

Gleich der erste Beitrag geht schwungvoll mit einer riesigen Trommelshow ins Rennen. Die beiden Interpreten haben während der ganzen drei Minuten alle Hände voll zu tun. Mit sehr viel weniger Melodie folgte sich der umstrittene Beitrag aus Israel. Hektisch und nie ein wirkliche Einheit bildend interpretierten die „Teapacks“ ihren Song „Push the button“. Dem Publikum schien dies nicht sonderlich gut zu gefallen, der Applaus war eher zögerlich bis verhalten.

Mit Zypern kam nun endlich viel Stimmung auf in der Halle. „Comme ci, comme ça“ gesungen von Evridiki konnte das Publikum zum rhythmischen Mitklatschen bewegen. Der von der zypriotischen Sängerin in französischer Sprache gesungene Song hat Schmiss und Ohrwurmqualitäten und wird meiner Meinung nach am Donnerstag den Sprung ins Finale schaffen.

Auch der nächste Teilnehmer „Dmitry Koldun“ aus Belarus mit seinem „Work your magic“ schaffte es das Publikum abzuholen. Die Präsentation mit den scheinbar schwebenden Tänzerinen an den beiden beweglichen Wänden ist gut umgesetzt. Obwohl etwas statisch, nicht zu verwechseln mit staatisch (ehem. Sowjetunion) ist auf der Bühne etwas los.

Auch „Eiríkur Hauksson“ der für Island ins Rennen geht kann das Publikum mit seiner Rock-Ballade „Valentine lost“ überzeugen. Der Song gefällt mir sehr gut, kann aber nicht abschätzen ob es für ihn reicht den Sprung ins Finale zu schaffen. Es wäre schön auch diesen Beitrag am Samstag noch einmal sehen und hören zu können.

„Sopho“ aus Georgien, ein Land das zum ersten Mal am Eurovision Song Contest teilnimmt, wirkt etwas fad. Nach dem rockigen Sound aus Island jedoch gut, damit man die Ohren wieder aus Normalstärke justieren kann. Der Song ist aber eher eintönig und langweilig und hat aus meiner Sicht keine Chancen ins Finale zu kommen.

Der in allen Wettbüros an letzter Stelle geführte Beitrag aus Montenegro ist ein Bon Jovi Verschnitt und den nicht mal sehr gut gemacht. „Aide Kroci“ gesungen von Stevan Faddy wird es wohl auch nicht in den Final schaffen. Mit den Balkanstaaten ist es aber so, sie bekriegen sich, aber die Punkte müssen in Ex-Jugoslawien bleiben.

Nun kommen endlich die Vampire aus der Schweiz. Die Truppe ist wieder komplett. Nancy ist wieder zurück von ihrem Kurztripp in die Schweiz. Curtis der sich am linken fuss eine Zerrung eingefangen hat ist auch wieder fit. Mit sehr viel Rauch auf der Bühne und den Fledermäusen welche im Hintergrund herumfliegen, kommt eine sehr gute Stimmung auf für die Vampire. Auch bei unserem Song ging das Publikum mit rhythmischem Klatschen mit. Der Auftritt unserer Vampire passt exakt in das Thema des diesjährigen Themas des Song Contests „True Fantasy“ (wahre Fantasien). Ein klarer Anwärter auf einen Startplatz im grossen Finale vom Samstag.

Mit „Fight“ kämpft sich „Natalia Barbu“ für Moldawien über die Bühne. Mit dem Mainstream Song und einer für meine Begriffe etwas komischen Bühnenoutfit nicht unbedingt ein Gewinnersong. Da sich das Spektrum der Songs in diesem Jahr aber nicht weiter von einander entfernen kann, ist alles offen.

Die Niederlande will mit ihrer „Edsilia“ an die Spitze der Welt „On top of the world“. Das langsame Intro dauert für meinen Geschmack etwas lange. Danach geht es aber uptempo weiter und vermag auch das Publikum zum Mitmachen animieren. Der Refrain bleibt hängen und könnte somit auch die Fernsehzuschauer dazu bewegen für „Edsilia“ anzurufen.

Was nun gar keine Emotionen auslöste war der Beitrag aus Albanien. Fad, schon beinahe lieblos wurden die drei Minuten hinter sich gebracht. Da konnte man es kaum erwarten bis etwas schrilleres bunteres die Bühne betreten wird.

Und genau das passierte auch mit Dänemark. Peter Andersen alias „DQ“ performt seinen Song als Drag-Queen (bitte nicht verwechseln mit Transvestit). Schon die riesige Krone auf der Bühne lässt auf was königliches schliessen. Mit seinem/ihrem Kopfschmuck bestimmt die/der grösste Interpret. Intonationssicher präsentierte sich „DQ“ mit seinen Tänzern und viel Federn auf der Bühne. Auch dieser Beitrag wurde vom anwesenden Publikum mit viel Applaus honoriert.

Dann kam wiederum ein Beitrag der nicht überzeugen konnte. „Dragonfly feat. Todic“, welcher für Kroatien ins Rennen geht ist zu schwerfällig. Die junge attraktive Sängerin von einem schon eher verwelkten Mann gesanglich begleitet erntete nur verhalten Applaus.

Beim Beitrag aus Polen kommt man sich vor als wäre man im Rotlichtmilieu gelandet. Die Sängerin von „The Jet Set“ ist in einem Käfig gefangen in welchen sie sich räkelt. Gut den Ausgang findet sie schon wird aber gegen Ende der Präsentation wieder im Käfig verwart. Was dies mit einer Party „Time to Party“ zu tun hat habe ich noch nicht nachvollziehen können. Wer weiss, vielleicht schafft ihr es.

Der Song aus Serbien gefällt mir persönlich sehr gut. „Molitva“ (das Gebet) zur Abwechslung wieder einmal ein ruhigerer Song. Etwas enttäuscht war ich jedoch über die Umsetzung auf der Bühne. „Marija“ hätte diesen Song doch sicherlich noch besser in Szene setzen können. Stimme und Song gut – Präsentation nicht überzeugend. Trotzdem denke ich, dass dieser Titel den Spruch ins Finale schaffen wird.

Das kleine Fräulein „Mala Dama“ aus Tschechien, auch ein Land welches das erste Mal am Song Contest teilnimmt. Wird „Kabat“ es schaffen? Ich weiss es nicht, da doch noch ein paar ähnlich gelagerte Songs im Wettbewerb sind. Von mir gibt es für diesen Beitrag ein – Leider nein.

Aus Portugal versucht es „Sabrina“ mit sehr kurzem Rock und diesmal sogar mit Wortfetzen in englischer, französischer und spanischer Sprache das Publikum auf ihre Seite zu ziehen. Im sogenannten Happy-Sound mit Latino Elementen sehr bläserlastig an Mexico erinnernd, versucht „Sabrina“ das Publikum zum Tanzen zu animieren. Eine gute Abwechslung in der dieses Jahr doch eher härteren rockigeren Umgebung. Trotzdem denke ich nicht, dass es Portugal ins Finale schaffen wird.

Mazedonien mit der Wiederholungstäterin „Karolina“ wird es bestimmt ins Finale schaffen, und das nicht weil ihr Song so wahnsinnig gut ist. Hier greife ich eher auf die Tradition zurück. Seit der Einführung des Semi-Finals hat es Mazedonien immer geschafft ins Finale zu kommen. Mehr dann aber auch nicht. Persönlich finde ich den Song „Mojot svet“ nicht einmal schlecht und könnte das Fernsehpublikum noch unterstützen für sie zu wählen, aber meine Unterstützung braucht Mazedonien wohl auch dieses Jahr nicht.

Einem aktuellen Trend folgt die norwegische Interpretin „Guri Schanke“. Während ihrem Latino-Song „Ven a bailar conmigo“ zieht sie doch tatsächlich zwei Kleider aus. Ich frage mich was sie getan hätte wenn der Song nun 6 Minuten gedauert hätte. Das Ausziehen reiferer Damen hat seit den Photoshooting in einer Frauenzeitschrift in der Schweiz ja Hochkonjuktur in welche sich auch unsere Lys Assia einreihte. „Guri“ könnte es schaffen, da sie einen Song von G:sson singt. Tomas G:sson hat seinen eigen Fanstamm in der Eurovision etablieren können und das dürfte „Guri“ den Weg ins Finale ebnen.

Mit viel Pomp und Trallala betritt Malta dieses Jahr die Eurovisions-Bühne. „Olivia Lewis“ die es schon seit Jahren in den maltesischen Ausscheidungen versucht am internationalen Semi bzw. Finale teilzunehmen. Sie hat mit ihrem Team auch schon ganz kräftig die Werbetrommel in halb Europa gerührt. Viel Show, wenig Song und eine Stimme die nicht immer ganz an die Noten angelehnt ist. Da wird es wohl eher schwierig sein am Donnerstag den Weg ins Finale zu finden.

Frisch und unverbraucht kommt die Punk-Rock Band „Anonymous“ aus Andorra auf die Bühne. Sie haben aber nicht den Tokio-Hotel Effekt. Niemand schreit wirklich wenn diese sehr jungen Jungs die Bühne betreten. Vom Ausdruck Bubies nehme ich nun Abstand, denn ich konnte doch ein gutes Gespräch mit ihnen führen. Schade ist nur, dass sie nicht in der Originalbesetzung auftreten können. Ein Bandmitglied erfüllt die von der EBU gesetzte Altersgrenze nicht. Das wäre eine Überraschung und auch das erste Mal das ein Song aus Andorra das Semi-Final überstehen würde.

Na wenn die gute „Madgi“ aus Ungarn nur den Bus nicht verpasst. Sie ist die Einzigste die ein Requisit selbst auf die Bühne schleppen muss. Ihren Blues welchen sie an der Bushaltestelle singt ist in sich zwar schön, aber Mehrheitsfähig wird er wohl nicht sein. Ein gutes Lied aus Ungarn, ein Land das sich letztes Jahr aus dem Contest verabschiedet hatte und jetzt wieder voller Elan dabei ist.

Die kleine Schwester von Eurovisions-Sieger Tanel Padar „Gerli Padar“ aus Estland kämpft gegen die Windmaschine. Hat sie diese wohl Carola aus Schweden abgeschwatzt? Weder der Song noch der Bühnenauftritt konnten mich überzeugen.

„The Krazy Mess Groovers“ eine Multi-Kulti-Gruppe aus Belgien versucht es mit der (Liebeskraft) „Love Power!“. Stark an die Bee Gees erinnert mich die Stimme des Lead-Sängers. Die Show an die Blues Brothers. Aber nichts davon an einen Finalplatz.

Mit einer klassischen Stimme versucht Slowenien die Gunst der Europäer auf sich zu ziehen. „Cvet z juga“ ist eine Mischung aus klassischem Gesang welche mit Pop-Rock Rhytmen untermalt wird. So à la Noemi Nadelmann goes Pop.

Mit sehr viel Show aber einem eher langweiligen sich repetierenden Song geht die Türkei dieses Jahr ins Rennen. „Kenan Douglou“ in Vorhangstoff verpackt kann sich aber dann doch noch befreien. Ein sympathischer Sänger der mit seiner haremsartigen Performance orientalisches Lebensgefühl entfachen will.

Die Alpenrepublik ist zurück. Österreich versucht es mit dem Starmania Teilnehmer „Eric Papilaya“ und „Get a live – get alive“ – dem offiziellen Song zum Life Ball 2007. In einem sichtlich schweren von Swarowski-Kristallen besetzten Kostüm entsteigt Eric einer in Federn drapierten Solidaritäts-Schleife die sich später auch als mit Tänzern besetzt entpuppt.

Etwas beruhigendes für die Ohren kommt aus Lettland. Mit „Questa Notte“ der in italienischer Sprache gesungener Beitrag von „bonaparti.lv“ rundet das Semi-Final ab und ist auf keinen Fall zu unterschätzen. Nach eher lärmigen Beiträgen könnte genau dieser ruhende klassische Pol punkten.

Am Abend bin ich dann auch einmal in den Euroclub gegangen. Habe es sage und schreibe über 1 Stunde ausgehalten. Bei Eurovision-Songs aus vergangen Tagen aber auch aktuelle Songs luden zum Tanz ein. Kurz nach Mitternacht hatte ich dann aber bereits genug und verabschiedete mich.

Donnerstag, 10. Mai 2007

Heute werde ich den Tag etwas ruhiger angehen. Es wird am Abend noch genug Spannung aufkommen. Beim Eintreffen im Pressencenter traf ich erneut auf die Schweizer Delegation. Wir haben ein ganz herzliches Verhältnis. Da BoBo heute den Badge vergessen hatte, kam er auch nicht rein. Da er aber schon in einer Stunde wieder auf der Bühne stehen muss, wurde ihm ein Ersatz-Badge ausgestellt. Das Original wird im Nancy dann noch bringen. Ich werde an diesem letzten Dress-Rehearsal nicht mehr in die Halle gehen. Ich bin schon ziemlich kribelig auf den Live-Event von heute Abend.

Um mein Nervenkostüm nicht noch mehr zu strapazieren, werde ich heute Nachmittag noch ein wenig in der Innenstadt von Helsinki bummeln gehen. Bei diesem schönen Wetter noch ein paar Fotoaufnahmen machen, welche ich bis heute nicht machen konnte. Ich will die Stadt ja von ihrer schönsten Seite in Erinnerung behalten.

Jetzt dauert es nur noch wenige Stunden bis zum Start des Semi-Final. Das Eurovisionsfieber beginnt zu steigen. Werden die Performances besser oder schlechter sein als die bereits gesehen Proben? Bei der Einnahme unserer Plätze in der Arena stellten wir fest, dass auch 10 Minuten vor Start der Sendung noch sehr, sehr viele Plätze nicht eingenommen wurden. Nicht halbvoll aber definitiv 1/4tel der Halle war leer.

Und dann ging es los das längste Semi-Final des Eurovision Song Contest seit der Einführung im Jahre 2004. Wer wird wohl die Hürde schaffen ins Finale? Nachdem Intro des Wintermärchens, das dann noch in den Frühling wechselte ging es Schlag auf Schlag in der Wettbewerb. Tolle Stimmung mit rhythmischen Klatschen kam in der Halle konnte vor allem bei Zypern, Belarus, der Schweiz, der Niederlande, Andorra und der Türkei festgestellt werden. Emotionell berührte vor allem Serbien.

Die restlichen Lieder wurden zur Kenntnis genommen, jedoch nicht sonderlich heftig beklatscht. Somit war auch meine Stimmung noch völlig gut. Dies sollte sich aber noch ändern wie der Verlauf des Abends zeigen wird. Die Pulsfrequenz steigerte sich erneut als die Televoting Linien geöffnet wurde. 15 Minuten in welchen um „Sein oder Nichtsein“ entschieden wird. Dieser Spannungsbogen wurde auf das Äusserste strapaziert bis die 10 Couverts von zwei rollenden Hostessen auf die Bühne gebracht wurden. Wer wird wohl als erstes Land sein, welches in das grosse Finale vom Samstag einziehen kann?

Als Belarus als erstes Couvert gezogen wurde, hatten wir noch die Hoffnung, dass unsere persönlichen Favoriten den Sprung geschafft haben. Auch als Mazedonien ausgerufen wurde dachten wir, dass es „normal“ ablaufen würde. Als dann auch Slowenien, obwohl kein schlechter Titel angekündigt wurde, wurde mir flau im Magen. Drei Couverts und noch keines von den Fans topgesetzten Ländern. Dann kam Ungarn, auch eher als Aussenseiter eingestuft und macht den Sprung ins Finale. Beim Öffnen des Umschlages von Georgien wurde dann aber schmerzlich klar, dass nun alle 5 bisher gezogenen Länder, Länder des Ostens sind. Und es sollte sich noch bestätigen. Es werden nicht die Perfomances bewertet sondern die Nationalitäten. Obwohl Lettland auch zu meinen Favoriten zählte, konnte ich mich nicht so richtig freuen als dieses Land angekündigt wurde. Doch die Zahl der Länder aus dem Osten nahm mit jedem geöffneten Umschlag zu. Als der Umschlag von Serbien geöffnet und angekündigt wurde, war klar die Schweiz wird nicht ins Finale kommen, dafür liegen wie rein geografisch zu westlich. Die Hoffnung aber, wollte ich auf keinen Fall begraben. Und es bestätigte sich dann auch. Nach einem weiteren Umschlag wurde Bulgarien angekündigt. Dann noch die Türkei und im 10ten und letzten Couvert wurde dann noch Moldawien angekündigt.

Schock, Enttäuschung und vor allem auch Ärger meldete sich in meiner Magengrube an. Wie kann eine solche Wertung zustande kommen? Bei einem Ländermehr (nicht zu verwechseln mit den Ständemehr in der Schweiz) aber trotzdem mit derselben Wirkung haben es die nun in der Überzahl teilnehmenden osteuropäischen Staaten geschafft, alle – ja ALLE – Songs aus der traditionellen westeuropäischen Staaten zu eliminieren. Ich kann mich nicht in die Interpreten dieser Länder versetzen, konnte aber nicht verhindern, dass meine Emotionen mich übermannten und die Tränen aus meinen Augen kullerten. Innerlich habe ich sogar geflucht. Weil so etwas darf doch an einem friedlichen Songwettbewerb nicht passieren.

Wäre das ohne Televoting auch passiert? Hätte eine Jury denselben Entscheid gefehlt. Wäre eine Publikumsjury zu 50% gemischt mit einer Fachjury zu 50% nicht aussagekräftiger? Fragen über Fragen die mich jetzt beschäftigten. Eines ist auf jeden Fall ganz klar geworden. An diesem Wettbewerb muss dringen eine Änderung gemacht werden. Der Song – ehemals Chanson – muss ganz klar zurück in den Mittelpunkt. Viele Länder werden jetzt noch einmal über die Bücher gehen. Will man in Zukunft noch an diesem Wettbewerb teilnehmen? So wie er sich im Moment präsentiert wäre ein klares „NEIN“ die Antwort. Von den Fans war diese Tendenz ja schon lange bemerkt und auch bemängelt worden. Es ist aber sicher nicht leicht einen Wettbewerb umzugestalten, dass der Fokus auf das Lied und nicht auf das Land zurückfällt.

Die anschliessende Pressekonferenz der Länder die sich qualifizierten gab wenig bis gar nichts her. Ein „Happy Birthday“ wurde für einen Sänger der lettischen Gruppe „bonaparti.lv“ angestimmt, da ein Mitglied seinen Geburtstag feierte. Kenan Douglou aus der Türkei wollte dass sich alle die Hände geben und für ein friedliches Zusammenleben in Europa einstehen. Die Fragen der Journalisten und Fans waren belanglos und wurden noch belangloser beantwortet. Selbstverständlich will ich den Interpreten ihre Freude nicht nehmen, kann mich aber nicht erwärmen, mich mit ihnen von ganzem Herzen zu freuen.

Ich denke auch nicht, dass ich noch an irgendeine Party gehen werden. Ich habe mich dann in einen überfüllten Bus gezwängt der mich ins Stadtzentrum brachte. Viele Fans und Freunde des Song Contests versuchten mich zu trösten und waren definitiv auch der Meinung, dass der Ausgang des Semi-Finales zwar vorhersehbar war aber dringend nach einer Änderung in der Bewertung schreit. Trotz meiner inneren Aufgewühltheit konnte ich schnell einschlafen. Nicht etwa um das Erlebte zu vergessen, nein an eine Analyse werde ich mich dann morgen und in den nächsten Tagen machen. Dazu brauche ich aber die detaillierte Wertung des Semi-Finales.

Freitag, 11. Mai 2007

Noch immer völlig von den Socken wurde ich heute telefonisch vom Lokalradio Energy Zürich geweckt. Roman Kilchsperger wollte eine kurze Stellungnahme von mir. Er wollte eine Antwort die nicht im Zusammenhang mit dem Ostblock-Klüngel steht. Diese konnte ich ihm nicht geben, denn zu offensichtlich war die Auswahl der Länder die ins Finale einziehen können. Da fragte das Radio Central aus Brunnen doch nach mehr Hintergrundinformationen. Ist BoBo enttäuscht ist eine häufige Frage die mir in den letzten 10 Stunden gestellt worden ist. Natürlich ist BoBo enttäuscht, das darf ich wohl sagen ohne ihn persönlich danach gefragt zu haben. Wie würde es ihnen denn gehen, wenn sie an einem Wettbewerb teilnehmen und nicht reüssieren könnten? Dies war meine Gegenfrage.

Im Pressecenter konnte ich mich dann erstmal mit einem Cafe Latte von Emmi stärken. Trotz dem gestrigen Ausscheiden der Schweiz versorgt der nationale Sponsor uns mit den herrlichen Milchdrinks.

Heute machte das SF Schweizer Fernsehen die Einspielungen für die Countdown Sendung zum Eurovision Song Contest. Beni Thurnheer im Interview mit DJ BoBo.

Die Stimmung und das Unverständnis über das gestrige Semi-Finale konnte man an jeder Ecke hören. Wenn die EBU nicht schnell etwas an diesem Event ändert, könnte das der Tod dieser Veranstaltung sein. Viele Nationen haben bereits in Betracht gezogen sich aus diesem Wettbewerb zurück zu ziehen. Auch die Schweiz wird erneut über die Bücher gehen müssen.

Was wäre ein Song Contest ohne den Mister Eurovision himself Johnny Logan. Schon ziemlich ergraut tauchte er heute im Pressencenter auf. Die Fans stürzten sich auf ihn und jeder wollte ein Bild von ihm haben. Danach konnte man noch mit ihm sprechen und er hatte auch eine Gitarre mitgebracht auf welcher er seinen Eurovisions Sieger Titel „Hold me now“ trällerte. Dieser Song wurde auch stimmkräftig von den anwesenden Fans unterstützt.

Das erste Dress-Rehearsal läuft jetzt schon auf vollen Touren. Auch Roger Cicero der seinen Titel „Frauen regier’n die Welt“ eigentlich in Deutscher Sprache vorträgt wird am Ende seines Vortrages auch noch ein paar Zeilen in Englischer Sprache singen – „Guess who rules the world“ – aber das wissen wir doch spätestens seit dem Semi-Final Abend. Es sind die Staaten aus Osteuropa.

Die Proben sind nun abgeschlossen. Und wie erwartet konnte der/die Interpret/in aus der Ukraine den grössten Applaus ernten. Dies will aber noch nichts heissen. Was den Fans hier in der Halle gefällt, muss nicht zwingend auch den Fernsehzuschauern in Europa gefallen. So gesehen am Semi-Finale. Die Titel die in der Halle sehr gut ankamen wurden nicht genügend unterstützt um auch nur die kleinste Chance zu haben. Wir dürfen also gespannt sein wie sich die Wertung am Samstag präsentiert.

Das Eurovisionsfieber steigt nun auch auf den Strassen von Helsinki ins unermessliche. Nach Arbeitsschluss am Freitag haben sich die Menschen schon fast einer Demonstration gleich auf den Plätzen versammelt. Finnische Chöre präsentieren ehemalige finnische Beiträge. Das Volk scheint diese Lieder zu kennen und stimmt fröhlich in den Gesang mit ein.

Verschiedene Bands präsentieren sich auf extra dafür bereitgestellten Bühnen. Auch Busse die zu Bühnen, vor allem deren Dächer, umfunktioniert wurden sind überall präsent. Die Qualität des Dargebotenen ist eher mässig, dafür saumässig laut. Auf dem Bahnhofplatz, ganz in der Nähe unseres Apartments, habe ich auch die rollende finnische Sauna entdeckt. Schon etwas gewöhnungsbedürftig, oder einfach ungewohnt. Welcher Westeuropäer erwartet schon in einem, sicherlich etwas modifizierten Bus, eine komplette Sauna. Die Saunagänger liessen sich auch ohne weiteres fotografieren. Dies ging mir dann aber etwas zu weit. Ich respektiere auch an die Privatsphäre der Leute.

Die Menschenschlangen vor den Clubs wurden heute Abend wieder deutlich länger. Wartezeiten bis zu 1 Stunde mussten in Kauf genommen werden. Denn spätestens heute musste man wohl angereist sein um noch etwas vom Feeling „True Fantasy“ miterleben zu können. Und dann kommt das im Bericht schon erwähnte Wochenende und der Alkohol. Man wird auf der Strasse angerempelt, nicht etwa absichtlich, sondern weil die Menschen durch den übermässigen Alkoholgenuss die Koordination nicht mehr im Griff haben. In einer solchen Umgebung fühle ich mich dann recht schnell sehr unwohl was mich auch am heutigen Abend dazu bewogen hat zeitig ins Apartment zurück zu gehen.

Samstag, 12. Mai 2007

Jetzt ist er da, der Tag der von den Eurovisions Fans gefeiert wird wie andere Geburtstag, Weihnachten oder andere grosse Festivitäten. Helsinki hat seine Besucher mit strahlend blauem Himmel und Sonne satt begrüsst. Ein richtig schöner Frühlingstag, auch hier im hohen Norden. Die Finalteilnehmer müssen heute um 14.00 Uhr noch einmal einen Probedurchgang machen. So sollte dann heute Abend bei der Live Veranstaltung nichts mehr schief gehen.

Etwas trübt jedoch meine Stimmung gewaltig. Schon am frühen morgen wurde mir mitgeteilt, dass in der Sendung 10 vor 10 des SF Schweizer Fernsehens ein Bericht gebracht wurde, in welchem unser Club erwähnt wurde. Ich habe diesen Bericht dann auch im Netz angeschaut und möchte mich von einigen darin enthaltenen Aussagen klar distanzieren. Wir sind der „Eurovision Club Switzerland“ und nicht wie im Bericht gesagt wurde „Der schwule Eurovision Club Switzerland“. Ich möchte mich hier auch gleich bei allen Mitgliedern entschuldigen die sich in eine Ecke gedrängt fühlen in welche sie sich mit dem Beitritt zu unserem Club nicht begeben haben. Ich kann Euch allen versichern, dass ihr nicht in einem organisierten Schwulenclub Mitglied seid, sondern im Club der sich mit dem Thema Eurovision „Concours Eurovision de la Chanson“ beschäftigt. Ich möchte auch in keinster Weise in Abrede stellen, dass einige Mitglieder sich zum gleichen Geschlecht hingezogen fühlen, das ist und wird aber nie unser Hauptaugenmerk sein. Wir möchten den Eurovison Club Switzerland für alle offen halten, ungesehen der ethnischen, religiösen und sexuellen Orientierung.


Untermenü


Zurück zum Seiteninhalt | Zurück zum Hauptmenü