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Eurovision Song Contest


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update Istanbul

Eurovision Song Contest > 2004

Reisebericht und Impressionen
von Peter Ramón Baumann


Sonntag, 02. Mai 2004
Nach einer sehr unruhigen und beinahe schlaflosen Nacht packte ich meinen Koffer noch fertig. Mehrmals kontrollierte ich ob ich alle Sachen, die ich in den zwei Eurovisions-Wochen in Istanbul benötige, eingepackt hatte. Obwohl noch genügend Zeit vorhanden war ass ich in Windeseile mein Frühstück. Ich stellte mich unter die Dusche, welche mir auch noch helfen sollte mich wach zu halten. Noch schnell ein paar Briefe in den Postkasten vor meinem Haus geworfen und den Kehricht rausgebracht. Jetzt noch einmal alles gedanklich durchgehen. Hab ich da wirklich nichts vergessen. Alle Akku’s dabei das Handy geladen usw. Die erleuchtete Tastatur machte mich darauf aufmerksam, dass eine SMS angekommen ist. Schnell nachgeschaut, teilte mir Louis mit, dass sie sich im Wagen 7 des Interregio’s von Basel eingestiegen sind.

Den Laptop und den Rucksack angeschnallt und den Koffer nachgezogen begab ich mich nun in Richtung Lift. Trotz frühlingshaftem Wetter war da am frühen morgen trotzdem ein leichtes frösteln zu verspüren. Den Weg zum Bahnhof hatte ich schnell geschafft, habe aber noch einen kleinen Abstecher an den Bancomat gemacht um noch etwas Geld abzuheben. Hundert Franken brauchte ich auch gleich am Bahnhofskiosk um mein Natel-Easy aufzuladen. Nicht wie üblich habe ich dort anstelle der Rubbel-Karte nur noch einen Kassenausdruck erhalten. Auf dem Perron von Gleis 4 habe ich mich auf ein Eisenbänkchen gesetzt und mein Handy mit dieser Quittung aufgeladen. Der kühle Wind liess mich daran zweifeln, das es gut war nur in Hemd und Hosen aufzubrechen. Glücklicherweise kam die S12 mehr als pünktlich im Bahnhof Dietikon an. Normalerweise suche ich mir immer einen Platz im Oberdeck aus. Heute aber nicht, da ich zuviel Gepäck hatte und dies, meiner Meinung nach, besser unten verstauen konnte. Um 7.30 Uhr an einem Sonntagmorgen hat es ja auch nicht so viele Passagiere. Zusammen mit dem Koffer, dem Rucksack und dem Laptop besetzte ich zwei Sitzplätze. Ich musste nur bis Zürich-Altstetten fahren. Dort habe ich die S12 verlassen und bin via Unterführung zu Gleis 6 gelaufen.

Gute 10 Minuten konnte ich dort auf den Interregio aus Basel warten. Auch die Einfahrt dieses Zuges erfolgte pünktlich. Ich wollte mich schon auf den Weg zum Wagen 7 aufmachen als Louis, einer meiner Kollegen, mich rief. Ich musste feststellen, dass es nicht der Wagen 7 dieses Zuges war, sondern Wagen 5. Irren ist menschlich. Ronny, der zweite Kollege, und Louis hatten sich auf dem Weg bereits etwas Mut angetrunken und die Lachsbrötchen waren auch schon verzehrt. Die Fahrt von Zürich-Altstetten bis zum Flughafen dauerte nur ca. 10 Minuten. Schon wurde über die Lautsprecher im Zug bekannt gegeben, dass wir im Flughafen Zürich-Kloten eintreffen und alle Passagiere den Zug verlassen müssen, Endstation.

Die wenigen Personen die den Zug jetzt verlassen mussten, konnten sich aber nicht sonderlich gut bewegen und blockierten die eine von zwei Rolltreppen. Ronny hat dann durch das Draufstehen auf den ersten Tritt auch die zweite Rolltreppe in Gang gebracht. Übung macht den Meister. Am liebsten hätten wir diverse Leute gleich umgerannt, da diese immer an den neuralgischen Punkten zu schwatzen begannen und den anderen Reisenden den Weg versperrten. Eigentlich nicht Neues, aber doch immer wieder extrem nervig.

Ich hatte via Internet bereits abgeklärt wo genau wir einzuchecken haben. Im Terminal 2 Reihe 1 war da angeben. Dort angekommen war aber nur ein Schalter besetzt und der fertigte nur First Class Passagiere ab. Da aber keine Passagiere da waren wagten wir uns auf dem roten Teppich an den Schalter ran und fragten höflich ob wir nicht hier einchecken können. Erst mal nicht ganz so begeistert liess sich die junge Dame am Schalter aber doch überreden. Und so konnten wir in aller Ruhe unser Gepäck einchecken.

Nun bat mich Louis noch ein paar grosse EURO-Banknoten am Bankschalter umzutauschen und ich wollte auch noch ein paar türkische Liras erwerben. Schwupp und schon war ich Millionär. So schnell kann es gehen meinte die freundliche Dame hinter dem Schalter. Schlagfertig wie ich war fragte ich nach einem Blumenstrauss und der Ankündigung am Schalter mittels Lichtanzeige. Das wäre in der Tat etwas zuviel der Ehre gewesen. Als die Banktransaktionen abgeschlossen waren haben wir uns zum Kiosk begeben.

Es schadet ja nie etwas zum Lesen mitzunehmen. Dies auch wenn der Flug nur knappe 3 Stunden dauert. Lesestoff haben wir dann aber nichts passenden gefunden. Eine anzügliche Bemerkung von Ronny hat aber dazu geführt, dass eine Verkäuferin, welche mit dem Einsortieren neuer Zeitschriften beschäftigt war, nicht mehr konnte vor Lachen. Sie konnte sich auch nicht mehr erholen, bis wir den Kiosk wieder verlassen hatten. Auch die Kassiererin war schon am frühen Morgen zu Spässchen aufgelegt und wollte das Portemonnaie von Ronny während unseres Auslandaufenthaltes in Gewahrsam nehmen. Ronny lehnte das Angebot dankend ab, denn er weiss was Frauen mit seinem, nein überhaupt, Geld anstellen können sofern vorhanden. Mit guten Reisewünschen haben wir dann den Kiosk verlassen.

Nun begaben wir uns in Richtung Passkontrolle. Auch hier wieder das übliche Gedränge. In einer Reihe einstehen können die Leute nun einmal nicht. Dies führt zu bösen Blicken und manchmal auch noch zu verbalen Gehässigkeiten. Wir drei hatten aber überhaupt keine Probleme durch diese Kontrolle zu kommen. Nun hiess es den langen Weg zum Terminal E anzutreten. Man kann es mögen oder nicht, aber dieser Weg zu diesem neuen Terminal dauert und dauert. War dieser Bau wirklich nötig, fragt man sich da. Einige Laufbänder haben beschritten werden müssen und mit der wohl teuersten Magnetbahn wurden wir in Richtung Terminal E befördert. Ich konnte es nicht lassen den einen oder anderen bösen Spruch wegen dieser völligen Fehlplanung und Geldverschwendung zu verlieren. Der Security-Check machte auch keine grossen Probleme obwohl man immer wieder gebeten wird sich auszuziehen. Selbstverständlich nicht alles, aber wir scherzen gerne über die nicht ganz so gemeinten Aufforderungen des Sicherheitspersonals. Noch schnell etwas trinken und danach zum Ausgang E58 gehen. Mit der Abflugzeit hat es ja etwas auf sich in Zürich-Kloten, beinahe alle Flüge starten und landen mit Verspätung. Warum sollte es denn heute anders sein? Während der Warterei sind uns einige Kleinkinder aufgefallen die sicherlich wieder genau in unserer Nähe im Flugzeug platziert werden.

Wir haben nach dem Aufruf unseres Fluges die drei nebeneinander liegenden Sitzplätze eingenommen. Und wie befürchtet nahm ein junges Paar mit Kind zwei Reihen hinter uns Platz. Es kam wie es kommen musste. Schon bald nach dem Einsteigen begann dieses Kind an zu weinen und zu schreien. Weder die Mutter noch der Vater konnte das Kind während guten 2 Stunden zur Ruhe bringen. Wir haben beinahe durchgedreht. Erst kurze Zeit vor der Landung in Istanbul ist etwas Ruhe eingekehrt. Da dieser Flug durch diesen Umstand sehr unangenehm war, waren wir umso glücklicher als wir auf dem Atatürk Flughafen in Istanbul angekommen sind. Noch bevor die Maschine zum stehen kam, mussten wieder irgendwelche Personen aufstehen das Gepäck herausgrabschen und andere Leute mit ihrem Tun belästigen. Louis wurde auch von einem Passagier bedrängt, dass er ihn darauf aufmerksam machen musste, dass es nicht schneller geht auch wenn er seinen schlechten Atem in seinen Nacken bläst, so Nahe ist er im gekommen. Nachdem wir durch einige Gänge gelaufen waren, konnten wir die Passkontrolle ausmachen.

Geduldig, und das brauchte man hier wirklich, stellten wir uns in die immer länger werdenden Menschenreihen. Pro Person brauchte ein Einreisekontrolleur doch mehr als 2 Minuten. Was viele nicht zu wissen schienen ist, dass man ein Visum benötigt wenn man aus denomminierten Staaten der EU kommt, mit Schweizer Pass braucht man das aber nicht. So hat sich Louis schnell entschlossen mit seiner CH-Identitätskarte einzureisen und hat damit sage und schreibe EUR 10 sparen können. Jetzt hofften wir alle, dass unser Gepäck unversehrt angekommen ist. Schon bald war der Koffer von Louis zu sehen, auch den meinigen konnte ich schnell erspähen, nur der Koffer von Ronny liess noch etwas auf sich warten. Ohne die üblichen Gepäckwägelchen begaben wir uns dann durch die Zollkontrolle.

Draussen, das heisst nach der Zollkontrolle, warteten hunderte von Personen auf ihre Angehörigen, Geschäftleute auf ihre Geschäftspartner und dann auch Mitarbeiter der Firma Setur die das ganze Hosting vom Eurovision Song Contest 2004 in Istanbul übernehmen. Von rot uniformierten Damen und Herren wurden wir in Empfang genommen. Diese rissen uns förmlich unsere Gepäckstücke aus den Händen und wollten nur helfen und wieder helfen.

Ausserhalb des Flughafengebäudes haben wir dann auf unseren Minibus gewartet welcher uns zum Hotel bringen sollte. Nach ein paar Anrufen mit dem Handy ist dann dieser Bus eingetroffen und wir konnten uns zusammen mit einer Person dieses Empfangskomitees auf den Weg machen. Im Hotel, das unweit vom Flughafen liegt, angekommen mussten wir die Formalitäten ausfüllen damit wir die Zimmerschlüssel bekamen. Hier wurden erneut unsere Daten von den Pässen aufgenommen. Danach konnten wir die durchaus gross bemessenen Zimmer in der vierten Etage beziehen.

Etwas später als wir unsere Koffer ausgepackt hatten ging es dann auf Erkundungstour Richtung Zentrum von Istanbul. Wir versuchten wie beinahe immer zuerst einmal den öffentlichen Verkehr zu benützen. Mit der englischen Sprache ist man aber hier in Istanbul an den meisten Orten aufgeschmissen. Spielte aber keine Rolle, denn sowohl am Schalter der Stadtbahn wie auch der Taxi-Fahrer hat uns nicht wirklich verstanden. Wir hatten mit einem Deutsch-Türken abgemacht der uns ein wenig die Stadt zeigen sollte. Bei einem Obelisk sollten wir uns treffen und dies war der Anfang einer Odyssee. Da mich der Taxifahrer nicht verstand oder verstehen wollte sind wir da in das Taksim Quartier gefahren. Von dort haben wir wieder einmal per Natel versucht unseren Kollegen zu erreichen. Schon etwas vorwurfsvoll stellte er uns als die letzten Deppen hin. So einen bekannten Ort wie die Sultan Ahmed Moschee (für uns besser bekannt als die Blaue Moschee) und den Obelisken nicht gefunden zu haben. Nach drei Taxi-Fahrten und noch näheren Anweisungen haben wir es dann doch noch geschafft ihn zu treffen. Wir erklärten unserem Kollegen, dass es doch etwas schwierig sei in Istanbul etwas zu finden wenn kein Mensch englisch spricht. Dies wollte er aber nicht glauben. Drei gegen einen, wer hat da wohl recht? Gut, was ich nicht mit Sicherheit sagen kann ist ob die uns bloss nicht verstehen wollten. Wie auch immer, wir sind dann in ein nahegelegenes Café gegangen. Ist schon etwas sehr komisch einfach aufgeliefert zu sein. Die türkische Bevölkerung ist sehr kontaktfreudig. Immer wieder sind wir in den Gassen angesprochen worden. Leider blieb der Austausch aus, da wir sie nicht verstanden.

Mittlerweile hat sich auch der kleine Hunger gemeldet (nicht der von Müller-Milch) und wir machten uns auf die Suche nach einem geeigneten Restaurant. Und wir liefen und liefen und fanden einfach nicht das was wir suchten. Schon beinahe aufgegeben haben wir dann doch noch ein ansprechendes Etablissement gefunden. Die Speisekarten waren in vier Sprachen abgefasst. Einmal war die türkische Version zuerst und die Übersetzung in englisch, spanisch oder französisch danach und umgekehrt. Es ist immer wieder lustig wie viele neue Ausdrücke in einer Speisekarte im Ausland zu finden sind. Das von uns ausgesuchte Essen wurde gebracht und wir konnten unsere mittlerweile knurrenden Magen befriedigen. Die Bedienung war sehr nett und hilfsbereit und konnte, man höre und staune auch einen Brocken englisch. Beim Verlassen des Restaurants ist mir noch eine wohlgenährte Frau aus der Schweiz auf den Fuss getreten. Ein unheimlicher Schmerz durchfuhr meinen Fuss. Ohne sich zu entschuldigen liess mich die Frau stehen. Hinkend habe ich den Ort des Grauens dann verlassen.

Was mir persönlich während des ganzen Tages aufgefallen ist, dass es beinahe nur Männer in den Strassen gibt. Nur selten sieht man eine Frau. Etwas gewöhnungsbedürftig oder besser ausgedrückt ungewohnt ist auch, dass die Männer Hand in Hand, sich umarmend durch die Strassen bewegen. Dies hat aber nichts mit Homosexualität zu tun, diese existiert natürlich auch hier, es ist einfach der Umgang untereinander und hat mit der Mentalität zu tun.

Weil es nach dem Essen noch nicht ganz Zeit war um schon zu Bett zu gehen, haben wir uns erneut auf den Weg gemacht die Gassen und Märkte zu besuchen. Eine grosse Vielfalt an Farben und Gerüchen kamen uns da entgegen. Das meiste was wir sahen war so denke ich sogar legal, obwohl wenn ein Polizeiwagen auftaucht der eine oder andere Händler seinen mobilen Stand gleich abräumt und sich verflüchtigt.
Das Überqueren der Strassen in Istanbul gestaltet sich auch etwas schwieriger als bei uns in der Schweiz, denn hier hat das Auto, ob gesetzlich festgelegt oder nicht, immer Vorfahrt. Die Wahrscheinlichkeit von einem Auto überfahren zu werden ist weitaus grösser als von einer allfälligen Bombe zerfetzt zu werden. 

Nach mehrmaligen durchlaufen derselben Gassen haben wir beschlossen ein bereits einmal in Betracht gezogenes Café zu besuchen. So liessen wir den Abend langsam ausklingen und fuhren anschliessend wieder mit einem Taxi zurück in unser Hotel. Da heisst es nur, „Anschnallen ist Pflicht und bitte bitte gibt es auch ein Taxi mit rundumairbäg“.

Montag, 03. Mai 2004

Für meine Verhältnisse eher spät klingelte der Wecker. Wir hatten uns um 9.00 Uhr zum Frühstück verabredet. Meine beiden Kollegen waren bereits im Frühstücksraum als ich an ihre Zimmertüre klopfte. Ich konnte den Deutungen des Zimmermädchens ausmachen was sie mir mitteilen wollte. Also begab ich mich durch das Treppenhaus hinunter in den ersten Stock. Dort präsentierte sich ein Frühstücks-Buffet der etwas anderen Art. Vieles kannte ich schon, vieles musste ich aber buchstäblich erst einmal suchen. Von der Qualität der angebotenen Lebensmittel war ich auch nicht sonderlich angetan. Ich hoffe hier ist noch eine Steigerung möglich. Der Kaffee ist ungeniessbar, die harten Eier zu lange gesotten und das türkische Weissbrot ist kaum zu schneiden. Ansonsten ein tägliches Highlight für mich, das Frühstück, wurde hier aber mächtig gebremst.

Jetzt ging es auf Erkundungstour im Quartier wo unser Hotel ist. Viele Touristen muss es hier nicht geben, denn wir wurden immer wieder mit neugierigen Blicken gemustert. Aber was soll’s. Wir haben einige Einkaufsgeschäfte besucht, jedoch noch von einem Einkauf abgesehen. Danach sind wir durch Quartiere gelaufen um uns dann am Ende in der MIGROS Istanbul wieder zu treffen. Ja richtig, ich hab’s auch nicht geglaubt bis ich’s gesehen habe. In Istanbul gibt es tatsächlich eine, nein zwei MIGROS. Im Restaurant dieser MIGROS haben wir noch etwas getrunken und danach auch noch etwas kleines zum Naschen und Trinken eingekauft.

Wir beschlossen, da wir die Strecke Richtung Zentrum per Pedes zurückgelegt haben ca. 2 ½ Stunden, mit dem Taxi zurück ins Hotel zufahren. Taxifahrten sind sehr abenteuerlich, denn der Stärkere gewinnt und überholt wird dort wo’s Platz hat. Da ich meistens vorne neben dem Fahrer Platz nehme habe ich den täglichen Adrenalin-Kick den ich eigentlich gar nicht bräuchte.

Im Hotel angelangt wollten wir uns eigentlich noch auf der Dachterrasse an die Sonne neben den Pool legen. Fehlanzeige der Pool ist noch geschlossen und die ganze dazugehörende Infrastruktur war noch nicht bereit. Also heisst es sich im Zimmer noch etwas zu entspannen bevor es am späteren Nachmittag wieder zurück in das Zentrum von Istanbul geht.

Um 17.30 Uhr machten wir uns wieder mit einem Taxi auf in Richtung Taksim Square. Die Eurovisions-Hostess bestellte dieses Taxi damit auch alles richtig laufen sollte. In der Zwischenzeit haben wir die Sprache um mit ihr zu kommunizieren auf französisch umgestellt. Dies scheint sie doch einiges besser zu verstehen als englisch. Nicht ganz so halsbrecherisch wie die Fahrt gestern Nacht aber doch wieder durch andere Strassen erreichten wir, wenn auch etwas verspätet, unser Ziel. Inzwischen ist auch noch ein anderer Kollege aus Deutschland zu uns gestossen. Gemeinsam sind wir dann wieder durch das ganze Taksim-Quartier gelaufen. In einem netten Café haben wir uns Getränke bestellt und ein wenig geplaudert.

Jetzt hiess es wieder einmal ein Restaurant zu finden welches auch jedem von uns etwas zu bieten hat. Entweder sind wir wirklich so wählerisch oder aber das Angebot konnte nicht alle unsere Geschmäcker decken. Auf jeden Fall wanderten wir wieder unzählige Strassen und Gassen entlang bis wir uns für ein Restaurant entscheiden konnten. Und schnapp da war die Falle zu. In einem Restaurant Villa Hotel Zurich in den obersten Etagen haben wir uns eingerichtet. Der Blick über die Stadt Istanbul ist hier sehr schön. Nun wollten wir eine Menu-Karte ansehen um unsere Bestellungen aufzugeben. Eine solche Menu-Karte existierte nicht in diesem Restaurant. So mussten wir das Essen in einer Vitrine aussuchen welches danach zubereitet wurde und serviert. Hier hätten wir eigentlich schon stutzig werden sollen. Ein Restaurant ohne Karte ist auch für Istanbul unüblich. Das Essen das wir ausgewählt hatten war zwar gut, jedoch die Rechnung die darauf folgte auch. Unser Deutsch-Türke hat die von Hand geschriebenen Positionen einmal angeschaut und auch reklamiert weil da Dinge verrechnet wurden die wir echt nicht nachvollziehen konnten. Es gab aber leider kein Entrinnen mehr. Wir mussten in den sauren Apfel beissen und bezahlen. Auf unsere Aufforderung noch die handgeschriebene Quittung zu erhalten um eine Beschwerde einreichen zu können wurden wir nur belächelt. Also möchte ich hier alle warnen nicht in einem Restaurant in Istanbul zu speisen wenn keine Menu-Karte vorhanden ist. Beim verlassen des Restaurants hat sich das Servier-Personal hinter unserem Rücken noch lustig gemacht. Nicht gerade die feine türkische Gastfreundschaft.

Durch die von Abgas geschwängerte Luft haben wir uns wieder zurück in die Gassen des Taksim begeben. In einem Restaurant haben wir dann erneut Kollegen getroffen die auch zum Eurovision Song Contest angereist sind. Nach einer kurzen Begrüssung im Restaurant, haben wir dasselbe auch wieder verlassen. In einem Lokal das von OGAE Turkey frequentiert wird haben wir uns trotz des über einer Stunde andauernden Stormausfall bei Kerzenlicht niedergelassen. Inzwischen waren wir ja Personen aus der Türkei, Deutschland, Frankreich und natürlich der Schweiz. Da gab’s doch so einiges zu bereden. Wer ist nun Favorit und wer wird ganz bestimmt so richtig abschiffen. Plötzlich hatten alle Gäste dieses Café den Drang zu gehen. Auch wir wollten uns nicht mehr länger dort aufhalten. Obwohl die Atmosphäre war gut.

Jetzt machten wir uns auf die Suche nach einem Club wo noch getanzt werden konnte. Da in Istanbul die Strassen nicht alle angeschrieben sind wanderten wir von einer Kreuzung zu der nächsten. Obwohl Karten vorhanden, Passanten gefragt, kamen wir nicht an den von uns gesuchten Club. Etwas nervig war das ganze schon, da wir ja davon ausgehen konnten dass unser Tour-Guide Istanbul kennen sollte. Als wir dann doch noch nach sehr sehr langer Suche an diesen Club gekommen waren, hatte niemand so richtig Lust wirklich in diesen Club zu gehen. So beschlossen wir ein Taxi zunehmen und wieder zurück in unser Hotel zu fahren. Es war ja schliesslich auch schon etwas über Mitternacht.

Kurzerhand haben wir das nächste Taxi angehalten. Obwohl ich die Strasse und den Hotelnamen mitteilen konnte, war der Taxi-Fahrer zuerst nicht in der Lage zu wissen wo wir hin müssen. Und nun kommts, es war die wohl gefährlichste Taxifahrt mit den meisten Beinahkollisionen. In Zonen wo ein Tempolimit von 50 Km/h erlaubt ist fuhr der Chauffeur mit über 110 Km/h. Also wie eine gesengte Sau. Im Normalfall ist es ja im Süden ziemlich sicher ein Taxi zu nehmen. In Istanbul muss man schon lebensmüde sein um eines dieser gelben Vehikel überhaupt zu besteigen. Auch hat der Taxi-Fahrer einen Weg eingeschlagen der bis heute noch kein anderer Fahrer gewählt hatte. In der Dunkelheit konnte ich nicht einmal ausmachen, ob er in ungefähr die Richtung fahren würde in welche wir wollten. Ich war sehr erleichtert als ich die Quartierbezeichnung wo unser Hotel steht auf einem Wegweiser sehen konnte. Noch viel erleichterter war ich aber als ich mit meinen Kollegen zusammen unverwundet aus dem Taxi steigen konnte. Nach diesem erlebnisreichen Tag waren wir froh uns ins Bett legen zu können, denn morgen geht es erst richtig los. Eurovisionsmässig versteht sich.

Dienstag, 04. Mai 2004

Gleich nach dem Frühstück haben wir uns auf den Weg zur Halle gemacht. Freundlich wurden wir durch die Hostess in der Hotel-Lobby begrüsst. Vor dem Hotel stand bereits ein Taxi. Der Portier gab dem Fahrer die Anweisung uns zur Halle zu fahren. Was uns hier etwas befremdete ist, dass der Taxi-Fahrer die grösste Sporthalle von Istanbul nicht zu kennen schien. Nach einigen Erklärungen in türkischer Sprache schien er es dann doch begriffen zu haben. Ganz vorstellen konnten wir uns das nicht, ist doch der Eurovision Song Contest das grösste Ereignis das die Türkei in diesem Jahr anzubieten hat.

Für einmal war der Taxi-Fahrer nicht ganz so gestresst. Er fuhr im Gegensatz zu denjenigen welche wir bereits hatten sehr moderat. Der Zustand der Strassen lässt aber auch zu wünschen übrig und jede Delle und jedes Loch in der Strasse wird mit einer 100%igen Sicherheit getroffen. Also nichts für Rückenleidende und Angeschlagene, ausser man möchte es noch werden. Die nicht mehr ganz modernen Taxis in gelber Farbe haben auch keine Stossdämpfer. So scheint es mir wenigstens, den bei jeder Unebenheit wird man durch das Auto geschleudert. Aber was soll’s auch das werden wir überleben.

Bei der in den Eurovisions-Dekorationsfarben gehüllten Halle angekommen suchten wir den Eingang. Erst als wir den Security-Check gemacht hatten bemerkten sie dass es nicht der korrekte Eingang war. So wurden wir wieder rausgeschickt. Gegenüber auf der Strasse war das Akkreditierungsbüro zu sehen. Jetzt machten wir uns dorthin auf den Weg. Eine Dame forderte uns auf Platz zu nehmen bis die Leute vom Pressedienst Zeit hatten uns die Ausweise für diesen Event zu überreichen. Uff, das hatten wir geschafft. Es mutete schon etwas komisch an, dass alles noch so etwas auf wackeligen Beinen steht. Klappt das wohl am Mittwoch und Samstag mit den Shows. Auch wird an den Aussenwänden noch ein neuer Anstrich gemacht werden. Die Türkei, Istanbul speziell, möchte sich in einem guten Licht präsentieren.

Nachdem wir die Badges hatten sind wir weitergegangen und haben die Umhängetaschen mit Informationsmaterial geholt. Auch hier, die herausgebenden Damen baten uns ihnen einen Kugelschreiber zur Verfügung zu stellen, damit sie unsere Namen aufschreiben konnten und wir dafür quittieren konnten. Da ich euch den update aus Istanbul möglichst schnell ins Netz stellen kann bin ich gleich zum Pressezentrum gegangen wo die Internetconnections sind. Auch hier ist noch nicht alles fertig. Die WLAN Verbindungen konnten nicht aufgebaut werden und das Internet wird auch immer wieder für Minuten, halbe Stunden unterbrochen. Dafür entschädigt uns der blaue Himmel und die strahlende Sonne.

Im Pressecenter habe ich dann die maltesische Delegation getroffen. So konnte ich ganz ungezwungen ein paar Worte mit Julie und Ludwig und dem Autorenteam Philip Vella und Gerard James Borg wechseln. Die beiden Interpreten aus Malta sind sehr freundlich und nett und kamen während ihres Aufenthaltes noch ein paar Male auf mich zu um Small Talk zu machen. So offenen und freundlichen Menschen sollte man jeden Tag begegnen dürfen. Dies ist ein totaler Aufsteller.

Mittlerweile sind auch noch Journalisten aus anderen Ländern eingetroffen die man jedes Jahr wieder sieht. Und da gibt es auch immer wieder sehr viel zu erzählen. Gerüchte und Mutmassungen werden ausgetauscht aber natürlich auch Facts von den nationalen Vorentscheidungen. Da heute noch keine Proben stattfinden werde ich mich bald wieder auf den Weg zum Hotel machen. Heute ist noch nicht viel los hier, da gibt noch einmal die Chance ins Zentrum von Istanbul zu gehen und die euch versprochenen Bilder zu machen.

Da weder ein Shuttle-Bus noch ein Taxi in Reichweite war als ich das Gelände der Event-Halle verliess, liess ich mich von einem Polizisten anquatschen. Er fragte mich ob ich ein Taxi brauchte. Dies konnte ich bestätigen. Nun passierte etwas was ich so noch nicht erlebt hatte. Der Polizist nahm seine Trillerpfeife und machte sich bei einem auf der anderen Seite der Schnellstrasse fahrenden Taxi bemerkbar. Er befahl, so kann man das wohl nennen, umzudrehen und mich mitzunehmen. Dazu musste ein Kollege dieses Polizisten die Strasse blockieren damit das Taxi wenden konnte. Diesmal ging es etwa gemütlicher in Richtung Hotel. Ob es an dem schon etwas älteren Taxi-Fahrer gelegen hat oder einfach nur weil ziemlich viel Verkehr war, kann ich nicht genau sagen.

Im Hotel angekommen, sandte ich eine SMS an meine Kollegen, damit diese wissen dass ich wieder zurück im Hotel bin. Wir alle wollten noch etwas relaxen bevor wir wieder ins Zentrum von Istanbul aufbrachen. Ich bin noch etwas spazieren gegangen da der Tag wirklich einer der prächtigsten war seit wir in der Türkei angekommen sind. Ich habe mir auch noch Wasser und etwas Knabberzeug gekauft, damit die Zeiten im Hotel noch etwas versüsst bzw. versalzen werden konnten. Ich hatte es nicht geschafft bis zur vereinbarten Zeit zurück im Hotel zu sein, wurde aber schon von meinen Kollegen in der Lobby empfangen. Erst dachte ich ich wäre zu spät was sich dann aber als Irrtum herausstellte.

Noch schnell die nötigen Sachen gepackt ging es dann aber wieder hinunter in die Lobby und vor das Hotel wo bereits zwei Taxi’s warteten. Diesmal hatten wir einen Zettel mit dem Namen des Hotels drauf wo wir hin wollten. Genützt hat uns dies aber wieder einmal nichts, denn der Taxi-Fahrer gab zwar vor zu wissen wo dieses Hotel ist, musste aber unterwegs noch ein paar Mal nachfragen. Schliesslich haben wir das Hotel dann doch noch gefunden.

Um unseren Kollegen aus Österreich zu informieren dass wir jetzt angekommen sind mussten wir an die Rezeption des Hotels. Dabei haben uns noch ein Vater mit seinem Kind gekreuzt, was beinahe zu einer Schlägerei mit Louis ausgeartet wäre. Wie auch immer, wir konnten ins Zimmer anrufen und uns bemerkbar machen. Mit der SMS-Übertragung musste etwas nicht funktioniert haben, denn der Kollege war noch nicht fertig. So beschlossen wir noch ein paar Schritte um den Block zu machen. Als wir uns wieder dem Hotel näherten war Manfred schon auf dem Trottoir und wartete auf uns.

Jetzt hiess es wieder ein Restaurant zu finden in welchem für uns alle etwas angeboten wird. Komischerweise hat sich dies in unser heutigen Konstellation gar nicht so schwierig gestaltet wie die letzten zwei Tage. Ein älterer Herr der früher einmal bei einem Schweizer Reisebüro gearbeitet hat lotste uns in sein Restaurant. Er versprach uns nichts zu berechnen wenn wir mit dem Essen nicht zufrieden seien und offerierte uns auch gleich noch den Nachtisch und Kaffee. Das war mit Abstand das beste Essen was wir seit unserem ersten Tag in der Türkei serviert bekommen haben. Bei der Rechnungsstellung stellte sich aber dann heraus, dass bloss der Nachtisch auf Kosten des Hauses offeriert wurde nicht aber der Kaffee. Nun sollten wir auch noch den Teppichladen besichtigen welcher auch dem Restaurantbesitzer gehört. Dieser Einladung haben wir uns dann aber entzogen, was nicht sonderlich auf Gegenliebe gestossen ist.

Die Fotos die ich eigentlich noch bei Tageslicht schiessen wollte, konnte ich aus technischen Gründen nicht machen. Meine Kamera spielt verrückt. Es kann gut sein, dass ihr die vielen Sicherheitskontrollen zu schaffen machen. Erst viel später als es bereits Nacht war konnte ich noch zwei drei Bilder machen. Obwohl ich wollte euch die Stadt Istanbul auch einmal bei Tag zeigen.



(Moschee mit Minaret - Laden in eine Mauer eingebaut - Brücke am Golden Horn)


Nach dem verlassen des Restaurants sind wir noch etwas in diesem Quartier herumgelaufen und haben Manfred verabschiedet. Ronny musste sich noch mit Geld eindecken und versuchte dies auch am nächstgelegenen Bancomat. Dieser verweigerte ihm aber eine Auszahlung und somit mussten wir einen anderen Automat suchen. Dieser war auch schnell gefunden und die Transaktion konnte abgewickelt werden.

Nun begaben wir uns zu Fuss in Richtung Taksim. Wir spazierten gute 1 ½ Stunden bis wir am Taksim Square angelangten. Dort entschieden wir uns noch einmal das nette Café, das mit dem Stromausfall, zu besuchen. Kaum hatten wir die Türe geöffnet, konnten wir Eurovisionsmusik ausmachen welche uns da entgegen kam. In gemütlichen Sesseln und bei Small Talk mit anderen von der Eurovision angefressenen Personen liessen wir den Abend ausklingen. Auch heute war die Taxi-Fahrt angenehmer als gestern doch die Wahrscheinlichkeit, dass auch wir einmal mit einem Taxi in einen Unfall verwickelt werden könnten ist gegeben und wie bereits geschrieben wahrscheinlicher als wir denken.

Mittwoch, 05. Mai 2004

Nach unserem Frühstück bestellten wir uns wieder einmal ein Taxi. Auch dieser Fahrer musste sich nach der angeblich grössten Sportarena in Istanbul durchfragen. Langsam habe ich das Gefühl, dass wir richtig verarscht werden. Einen Event wie den Eurovision Song Contest und deren Austragungsort nicht zu kennen mutet doch etwas seltsam an.

Die Proben des finnischen Sängers habe ich leider verpasst. Freute mich aber umso mehr auf den Beitrag von Belarus der das anwesende Publikum begeisterte. Als Newcomer im Eurovision Song Contest legen die Weissrussen ein gefälliges Lied das durchaus Chancen hat die Qualifikation zu schaffen.



(Belarus bei ihrer ersten Probe)


Nach Belarus war dann die Schweiz daran ihre erste Bühnenprobe abzuhalten.



(Hier zwei Bilder der Probe auf der sensationell gestalteten Bühne)

In der Pressekonferenz der Schweiz wurde der Werdegang der Interpreten und das Format „MusicStar“ vorgestellt. Warum die Schweiz nicht vom Sieger von „MusicStar“ vertreten wird ist weil das zwei verschiedene Formate seien und die italienisch- und französisch sprechende Schweiz sonst ausgeschlossen wäre. Die ganze Crew ist zuversichtlich und wünscht sich natürlich wie wir auch am 12. Mai 2004 den Sprung ins grosse Finale zu schaffen.

Hier in der Türkei ist noch etwas improvisiert aber auf gutem Wege besser und professioneller zu werden. Es braucht extrem viel an Organisation um einen solchen Event reibungslos durchführen zu können. Verspätungen sind beinahe schon eingeplant und doch wird die Show am 12. Mai 2004 über die Bühne gehen, da bin ich mir sicher. Mittlerweile hat ein starker Regen eingesetzt. Jetzt bleibt nur zu hoffen, dass die vielen Zelte die um die Halle herum aufgestellt wurden auch wasserdicht sind.

Jetzt ging es Schlag auf Schlag. Die Proben weiteren 8 Länder sind heute noch auf dem Programm. Alle liefen mit mehr oder weniger Anlaufschwierigkeiten über die Bühne. Ein besonderes Augemerk habe ich den beiden aufgestellten Interpreten von Malta geschenkt. Nicht nur dass mir persönlich das Lied sehr gut gefällt auch die Freude und den Spass den die Beiden haben kommen so natürlich rüber.



(Julie & Ludwig auf der Bühne - Julie & Ludwig vor der Fotowand - Gruppenbild mit Background-Sängerinnen und mir)


Jetzt ging es Schlag auf Schlag. Die Proben weiteren 8 Länder sind heute noch auf dem Programm. Alle liefen mit mehr oder weniger Anlaufschwierigkeiten über die Bühne. Ein besonderes Augemerk habe ich den beiden aufgestellten Interpreten von Malta geschenkt. Nicht nur dass mir persönlich das Lied sehr gut gefällt auch die Freude und den Spass den die Beiden haben kommen so natürlich rüber.

Mittlerweile hat sich der Regen wieder ein wenig verzogen. Das Wasser jedoch hat sich zu grossen Pfützen zusammengezogen. Mit Sommerschuhen konnte man nicht mehr trockenen Fusses ausserhalb der Halle laufen.

Die letzte Pressekonferenz wurde von der Ukraine abgehalten. Multimedial inszeniert und eine Ruslana die beinahe nicht im Wortfluss zu unterbrechen war.

Jetzt hiess es aber schnell zurück ins Hotel, da wir ja zur Eröffnung des Euroclub’s rechtzeitig im Hotel Polat Renaissance sein wollten. Der Shuttle-Bus vor der Halle war aber noch nicht eingetroffen. Ein Host war aber bemüht uns einen Bus zuorganisieren damit wir zurück ins Hotel kamen. Ich musste noch Geld wechseln, das heisst ich wollte meine EURO wechseln, fand jedoch um diese Zeit keine Wechselstube und war somit gezwungen einen Bancomaten zu benutzen. Noch schnelle geduscht und schon war 21.00 Uhr und wir mussten uns in der Lobby einfinden damit uns der Host mit dem Shuttle-Bus zum Euroclub fahren konnte.

Im Hotel angekommen wollten wir unsere knurrenden Mägen noch füllen bevor es dann um 22.00 Uhr losging. Die Sicherheitsvorkehrungen in den Hotel sind sehr gross. Wie am Flughafen wird jeder der das Gebäude betritt kontrolliert. Im Euroclub wurden wir mit einem Glas Champagner begrüsst. Auf der Bühne ein Gitarrist und eine Sängerin die für die Unterhaltung besorgt waren. Schon bald hatten wir auch die Schweizer Delegation und „Piero & the MusicStars“ erblickt. Da bis zum heutigen Tage aber noch nicht alle teilnehmenden Nationen anwesend waren konnten wir auch nicht alle ausmachen. Im Verlaufe des Abend’s wurde Eurovisions-Songs gespielt und Belarus, Lettland und Mazedonien haben Ihre Lieder vorgestellt. Im grossen und ganzen eine gelungene Party obwohl ich nicht als typischer Partygänger bezeichnet werden kann. Vielfach ist es mir viel zu laut und das Rauchen kann ich halt auch nicht ab.

Kurz nach Mitternacht ist der Verantwortliche unseres Shuttle-Busses gekommen und hat angefragt wann ich gedenke zurück ins Hotel zu fahren. Da ich keine Umstände machen wollte beschloss ich die bereits vorgeschlagene Zeit für meine Rückkehr, also 1.00 Uhr zu wählen. So begab ich mich kurz vor 1 Uhr in die Lobby. Als ich den Bus bestieg war Ronny schon da. Nach einigen Abklärungen ging die Fahrt in strömendem Regen los. Etwas konnte aber mit der Richtung unseres Busses nicht stimmen, denn plötzlich standen wir wieder vor unserem Ausgangspunkt. Jetzt stieg auch noch die ganze Delegation von Andorra und Portugal zu uns in den Bus. Nachdem die Personen abgezählt waren ging’s dann wirklich los. Gewundert haben wir uns nur, dass wir die ersten waren die beim Hotel eintrafen, da wir dachten dass die Interpreten eine höhere Priorität geniessen. Und so ging ein erlebnisreichen Tag zu Ende.


Donnerstag, 06. Mai 2004

Heute wurden wir schon von prächtigem Sonnenschein geweckt. Wir hoffen natürlich alle, dass das Wetter nun so bleibt. Denn Istanbul im Regen macht nicht so viel Spass. Da der Shuttle-Bus Service nicht ganz an unsere Bedürfnisse angepasst ist bestellen wir uns ein Taxi. Gespannt darauf ob der Fahrer weiss wo die Eurovision stattfindet und natürlich auch, welchen Weg er sich für die Fahrt dorthin aussuchen wird. Die Stadt Istanbul hat ein riesiges Verkehrsproblem. Wenn in der Schweiz die Lage am Baregg und am Gubrist nicht mehr akzeptabel ist, was soll man den hier sagen. Nicht nur zu den Hauptverkehrszeiten kollabiert der Individualverkehr. So kommen auch wir nur sehr langsam dem Ziel entgegen. Was aber zu erwähnen ist die Fahrer der Taxi die wir gestern und auch heute hatten waren nicht mehr Schumi’s.

Der Ausstiegspunkt ändert sich von Taxi-Fahrer zu Taxi-Fahrer. Einmal direkt beim Eingang und manchmal am anderen Ende der Halle. So auch heute. So konnten wir die Arbeiten die noch in an und um die Halle gemacht werden müssen sehen. Da fehlen noch Anstriche an der Hallenaussenwand. Die Dekoration ist noch nicht vollständig aufgehängt und was doch etwas seltsam anmuten lässt, an vielen Stellen um die Halle herum müssen noch Verbundsteine eingepasst werden. Die Sicherheitskontrolle ändert sich auch jeden Tag ein wenig, einmal kann man beinahe ohne kontrolliert zu werden durch, ein anderes Mal wird alles kontrolliert sogar die Laptop-Nummern werden ab und zu aufgeschrieben. Was das alles soll ist mir ein Rätsel. Denn die Aufnahme erfolgt nicht in ein System sondern auf einen Fresszettel.

Heute beginnen die Proben für den zweiten Teil des Starterfeldes vom Semi-Final. Wobei ausser Dänemark und Holland alles andere Osteuropäische Länder sind, darunter auch die Neueinsteiger Albanien und Serbien-Montenergo. Ich versuchte möglichst bei allen Proben einen Augenschein nehmen zu können, was aber auch heute wieder aussichtslos war, da vieles parallel laufen muss sonst würde man nie fertig. Ich konnte aber von Estland und Dänemark einige Fotos machen während den Proben die ich Euch hier gerne zeige.



Estland (Bild links) und Tomas Thordarson (Dänemark)

Der ganze Tag ist in geordneten Bahnen abgelaufen. Nur bei der Verteilung der Promo-CD’s gibt es immer wieder Rangeleien. Die Tonqualität im Zelt wo die Presse-Konferenzen abgehalten werden konnte auch erheblich gebessert werden. Somit ist es auch einfacher für mich den Dialogen zu folgen. Um 19.00 Uhr ging’s dann wieder zurück ins Hotel. Auch hier dauerte es etwas seeeeehr lange da wir in einem Stau standen der nicht zu enden schien. Endlich im Hotel angekommen, haben wir das Gepäck in die Zimmer gebracht und sind danach gleich noch im Quartier in welchem unser Hotel steht etwas einkaufen gegangen und haben auch noch etwas auf die Hand gegessen.

Da in diesen Quartierladen ja sowieso niemand englisch spricht, bestellte ich meine Sachen auf Schwiitzerdütsch und mit Händen und Füssen, was meine beiden Kollegen sehr amüsierte. Ich bin auf jeden Fall an mein Ziel gekommen. Und das ist es ja was zählt. Da ich nicht vorhatte in den Euroclub zu gehen, sondern den Bericht zuschrieben und danach früh zu Bett zu gehen, verabschiedete ich mich von meinen Kollegen. Ich hoffe dann morgen wieder voller Elan zu sein um Euch vom dritten Probetag zu berichten.
Von meinen Kollegen konnte ich noch erfahren, dass Deen der Interpret aus Bosinen-Herzegowina die besten Chancen hätte zur Miss Eurovision 2004 gekürt zu werden.

Freitag, 07. Mai 2004 
Heute fuhren wir etwas später zur Halle, aber doch rechtzeitig um die zweiten Proben von Piero & the MusicStars sehen zu können. In der Halle angekommen, wie wäre es auch anders, probte aber immer noch die Gruppe aus Belarus. So hatte ich Zeit mich noch einzurichten um ein paar Fotos von dieser Probe zu nehmen.



(Piero & The MusicStars in voller Action bei der zweiten Probe)


Die ganze Performance hat an Leichtigkeit und Perfektion gewonnen und kommt professionell rüber. Das Gesamtbild ist runder geworden und ich hatte das Gefühl, dass sich auch die Gruppe wohler fühlte. Jetzt heisst es also Angriff auf einen guten Platz im Halbfinale damit wir die Hürde in den Final schaffen.

Mittlerweile sind auch Feedbacks auf meine Berichterstattung eingetroffen. Carmen Dezember aus A. bei B. (Name der Redaktion bekannt) meinte die Berichterstattung sei zu Taxi-Fahrerlastig und zu wenig über die Proben. Dazu kann ich wie folgt Stellung nehmen. Die Proben laufen in einem geordneten Rahmen ab. Falls etwas aussergewöhnliches passieren würde, wird dies hier auch stehen. Auch in den Pressekonferenzen ist bis jetzt nichts aussergewöhnliches passiert und auch keine Fragen gestellt worden die wirklich brennend heiss waren.

In der Pressekonferenz von Monaco wurde nochmals betont, wie glücklich der Eurovision Song Contest ist dass Monaco die doch einige Erfolge hatten wieder an diesem Wettbewerb teilnimmt. Die Aussage ist wie in den achtziger Jahren. Rettet unseren Planet die Erde, damit auch unsere Nachkommen noch etwas davon haben. Dies wird ausdrücklich immer wieder betont da es ein grossen Anliegen des Fürsten von Monaco sei. Obwohl etwas altbacken gefällt mir das Lied sehr gut. Vielleicht auch wegen meines hohen Alters. Ein Flash-back an meine Jugend.

Heute wurde auch die erste Pressekonferenz von Griechenland abgehalten. Griechenland hatte sich darauf beschränkt nur eine Pressekonferenz abzuhalten. Der Ansturm auf das Pressematerial und die CD’s hielt sich hier in Grenzen denn zum ersten Mal in diesem Jahr wurde das Material an die sitzenden Teilnehmer ausgeteilt und somit musste niemand darum kämpfen, boxen oder mit anderen illegalen Mitteln eine Kopie erkämpfen. Bravo Griechenland.

Am Nachmittag ist dann endlich auch das Pressematerial der Schweiz eingetroffen. Dies wurde wegen Zollformalitäten zurückgehalten. Jetzt hiess es für Ann-Kathrin an die Säck zu gehen und dies zu verteilen. Louis und Ronny haben sie dabei tatkräftig unterstützt. Nachdem die Arbeit getan war haben wir uns ein Taxi gerufen und sind zurück ins Hotel gefahren. Meine Kollegen sind dann später noch in den Euroclub gegangen. Da aber grad gar nichts los war, beschlossen sie noch ins Taksim zu gehen. Das liegt im Zentrum von Istanbul und ist als Vergnügungsquartier bekannt. Ich traf sie erst am nächsten morgen beim Frühstück wieder.

Samstag, 08. Mai 2004
Wieder werden wir von einem sonnigen Tag begrüsst. Nach dem Frühstück geht’s wie fast jeden Tag mit dem Shuttle-Bus zur Halle. Jeden Tag die Sicherheitskontrolle durchlaufen um auf das Festival-Gelände zu kommen. Heute sonnte sich Jonatan Cerrada vor dem Pressecenter.



(Sicherheitschleuse beim Eingang - Abdi Ipekci Halle - Jonatan Cerrada (Frankreich) beim Sonnenbaden)

Im Pressecenter konnte ich Marie Miryam (Siegerin des Concours Eurovision de la Chanson 1977 , L’oiseaux et l’enfant) persönlich begrüssen. So nah an einem Grand Prix Sieger war ich noch selten. Nachdem ich ein paar Worte mit ihr gewechselt hatte musste sie leider schon wieder weiter. Sie versprach mir aber noch ein Foto welches wir dann anlässlich des Empfanges der französischen Delegation machen könnten. Sie überreichte mir auch noch eine Einladung dazu, sie konnte ja nicht wissen, dass Bruno der Head of Delegation mir bereits eine Einladung zugesteckt hatte. Aber wer schlägt diese Ehre aus ?

Und schon wieder Reihen sich Probe an Probe und Pressekonferenz an Pressekonferenz. Wenn ich alles mitverfolgen wollte, bräuchte ich noch zwei Köpfe und 4 Hände. Aber auch heute ist keinem Interpreten etwas passiert über das es sich zu berichten lohnt. Es läuft alles in geregelten Bahnen. Nur der Hunger und Durst unterbricht mich am ständigen Hin und Her.

An der Pressekonferenz der Kroaten wurde der Geburtstag von Ivan Mikulic gefeiert. Seit ich an diesem Anlass teilnehme habe ich noch kein Jahr erlebt in welchen kein Interpret seinen Geburtstag feiern konnte. Auch wenn genug Pressematerial vorhanden ist, kämpft sich die Presse und Fans darum und das kann ganz schön hart zugehen. Da wird geboxt, weggedrängt etc. ein wirklich unschönes Bild. Ob sich diese Leute im Privatleben auch so verhalten wage ich schwer zu bezweifeln. Warum aber hier? Sicherlich ist es schön eine ganze Sammlung an CD’s zu haben, aber sicher nicht um jeden Preis.



Ivan Mikulic (Kroatien) - Dekoration in Pressekonferenzzelt - Tose Proeski (Mazedonien)

Es muss nun Punkt 17.00 Uhr sein, denn vom nahegelegenen Minarett kann man die Betrufe hören. Dies ist mitunter etwas vom pünktlichsten hier in der Türkei. Am Montag noch darüber aufgeregt hat man sich bis heute Samstag schon sehr gut daran gewöhnt. Man kann ja den Willen erkennen. Und den netten Lächeln erliegt man einfach. Dies macht alles schnell vergessen. Ich werde auch bald das Gelände hier verlassen und mich für eine Party die von Malta, Zypern und Griechenland geschmissen wird bereit machen. Darüber werdet ihr dann morgen erfahren.

Per Taxi sind wir dann in Richtung Innenstadt gefahren. Obwohl es ein paar freie Taxi’s hatte, wurden wir genötigt ein spezielles Taxi zu nehmen. Burak unser Host teilte uns mit, dass der Portier diesen Fahrer kenne und er uns ganz bestimmt ohne Umwege ans Ziel bringen werde. Es stelle sich aber heraus, dass auch dieser Taxi-Fahrer suchen musste. Ich denke das ist nicht gerade eine gute Visitenkarte für eine Stadt die vor allen auch vom Tourismus lebt.

Dennoch sind wir im Club wo die Party stattfindet angekommen. Schon von draussen konnte man den hämmernden Bass hören. Für mich der ich kein Partygänger bin eine echte Herausforderung da überhaupt reinzugehen. Aber was soll’s ich habe es Grace, Julie und Ludwig versprochen teilzunehmen. Ich muss wohl etwas verloren in der Gegend gestanden haben, als ich plötzlich eine Hand auf meiner Schulter spürte. Es war Julie die mich nett begrüsste und fragte ob ich etwas verloren sei. Verloren nicht, aber die etwas ungewohnte Umgebung. Ich musste mich erst einmal orientieren.

Noch waren nicht alle Gastgebernationen anwesend, ausser Malta, Zypern und Griechenland welches erst etwas später eintraf konnten wir die Schweiz, Mazedonien, Litauen, Belgien, Lettland erspähen, sicher ist dass ich in diesem Getümmel nicht alle ausmachen konnte. So ist auch zu verstehen, dass ich nicht viele Fotos machen konnte, denn bei dieser Massenansammlung war es schlicht unmöglich sich auch noch reinzuquetschen um ein gutes Foto zu erhalten.



Bilder von der Party (in der Mitte Linas & Simona aus Litauen beim dancen)

Ich habe die Party aus Lärmgründen dann verlassen und bin zu Fuss Richtung Taksim Square gelaufen. Dort fand ich ein Riesenaufgebot an Polizei und Sicherheitskräften vor. Was genau passiert ist weiss ich aber nicht. An einem Kebab-Stand habe ich dann noch etwas gegessen und bin zu Fuss in die Richtung meines Hotel gelaufen. Beim schlendern durch die Stadt sind mir schöne Gebäude aufgefallen die ich sicherlich noch bei Tageslicht anschauen werden und diese fotografisch dokumentieren. Nachdem ich den Fluss und das Goldene Horn überquert hatte war ich dann genug müde um ein Taxi zu nehmen welches mich ohne Umwege zurück in mein Hotel brachte.

Sonntag, 09. Mai 2004
Jetzt ist der Sommer in Istanbul angekommen. Schon beim Aufstehen herrscht eine Temperatur von 20 Grad. Das kann ja heiss werden heute. Ich habe beschlossen den ersten Shuttle-Bus zur Halle zu nehmen, da ich auf keinen Fall Spanien verpassen will. Den heute finden die ersten Proben der Finalisten statt. Um 8.00 Uhr sollten wir abfahren. Die Fahrt begann aber erst ca. 8.15 Uhr. Nicht sonderlich gut, da ich ja noch einiges zu tun habe.

Heute wurde bei der Sicherheitskontrolle wieder einmal die Laptop-Nummer aufgeschrieben, das System ist mir bis heute ein Rätsel und ich werde dies auch nicht ergründen können. Bereist waren die ersten Gitarrentöne aus der Halle zu vernehmen. Dies bewog mich sofort das Pressecenter zu verlassen und in die Halle zu gehen. So spektakulär war die Probe die eigentlich ganz rund lief nicht.



(Spanien mit Ramón und seinem Lied "Para llenarme de ti")

Bei Oesterreich gab es da schon etwas mehr an Ungereimtheiten. Ob sich die schnuckeligen Jungs nicht hörten oder was da alles im Argen war weiss ich nicht auf jeden Fall lief es den Dreien nicht sonderlich gut. Sowohl stimmlich , textlich wie auch choreographisch muss da noch einiges getan werden bis zum 15. Mai 2004. Ich hoffe für die Drei, dass es morgen bei der zweiten Probe besser geht und sie sich auch mit dem Bühnenumfeld besser zurechtfinden.



(Tie-Break (Österreich) mit ihrer zu Herzen gehenden Ballade "Du bist")

Die Pressekonferenz von Oesterreich startete nicht wie alle anderen, den die Jungs von Tie-Break kamen persönlich ins Publikum und verteilten Krawatten und die CD-Single wurde gleichzeitig auch verteilt, während im Hintergrund der Titel „Du bist“ lief. Danach wurden die Jungs vorgestellt und auch der erst 25-jährige Komponist und Textdichter. Normalerweise ist er ja Konditor und hat auch etwas Süsses mitgebracht. (Ich meine nicht die Jungs) obwohl das von der Pressekonferenzleiterin immer wieder betont wurde. Und dann beganns, die Jungs begannen vom Schokokonfekt zu naschen und konzentrierten sich mehr aus das Verspeisen der Süssigkeiten als auf die Fragen. Plötzlich wurde aus dem Essen eine Schoko-Schlacht. Sowas habe ich ja nun in meiner ganzen Grand-Prix Zeit noch nie erlebt. Ein Tumult im Saal und eine Riesensauerei des Konfektes das auf dem Weg zu den Empfänger runterfiel. Die folgenden Pressekonferenzen werden sich um Minuten verschieben, da zuerst wieder alles sauber gemacht werden muss.



(So sahen die Jungs nach der Konfekt-Schlacht aus)


Bei den Proben von Frankreich war ich schon ein bisschen irritiert. Ich kann nämlich mit der Choreographie überhaupt nichts anfangen. Obwohl ich die zweite Version etwas besser finde kann ich trotzdem mit der Frau auf Stelzen nichts anfangen. Ich habe sogar das Gefühl, das dies vom Lied ablenkt. Die Bewegungen dieser Frau auf Stelzen erinnern eher an eine motorische Störung als an eine Inszenierung.



(Jonatan Cerrada (Frankreich) bei den Proben)


Stefan Raab und die deutsche Crew machte wieder einmal TOTAL auf Spass. Max hat auch seinen Song welchen er am Song Contest vortragen wird unplugged gesungen und noch so einiges mehr. Auf die Frage wie viele Menschen ihn in Deutschland lieben, gab er schlagfertig zur Antwort 92.05% dies ist nämlich genau das Resultat der TED-Abstimmung welches er an der Deutschen Vorentscheidung Countdown Grand Prix erreichte.

Belgien wird als Favorit gehandelt. Deshalb erstaunte mich die Aussage von Xandee schon etwas, machte sie deshalb aber auch noch sympathisch. Denn für sie hängt das weitere musikalische Schaffen nicht „nur“ vom Eurovision Song Contest ab. Sie ist bereits seit Wochen in den belgischen Charts und wird da sicherlich auch noch eine Weile bleiben. Sie ist sich bewusst, dass es sich hier um einen Wettbewerb handelt, möchte aber auch ihren Spass am ganzen Event nicht nur durch das Erreichen des Sieges abhängig machen. Das finde ich eine gute Einstellung, denn auch das knüpfen von Kontakten ins die anderen europäischen Länder kann neue Perspektiven eröffnen.

Für Russland wurde diesmal nicht ein so grosses Tam-tam veranstaltet wie mit t.A.T.u. Julia Savicheva wirkt eher etwas unscheinbar und schüchtern. Eine echte Erholung nach den arroganten zum Teil nicht einmal stattfindenden Auftritten der Pseudo-Lesben im letzten Jahr in Riga. Ob das countryangehauchte Lied jedoch Chancen hat, eine gute Platzierung zu erreichen, wage ich zu bezweifeln.

Weiter Proben und Pressekonferenzen konnte ich nicht mehr verfolgen denn wir mussten mit dem 17.00 Uhr Shuttle-Bus zurück ins Hotel. Obwohl für eine Probe hätte es dann doch noch gereicht, da der Bus wie immer erst mit einer Verspätung losfuhr. Dadurch, dass wir jetzt noch Gäste aus anderen Hotels in unserm Bus haben kurven wir noch eine Runde mehr durch die Gegend bis wir in unserem Hotel eintreffen. Die artet in Stress aus denn ich 25 Minuten duschen und rasieren und noch die richtige Garderobe auszuwählen. Es geht ja schliesslich heute an den Empfang vom Kultur- und Turismus Minister Frau Erkan Mumcu.

Meine Kollegen warteten schon in der Lobby auch mich. Bei mir dauert halt alles etwas länger bin ich ja auch der Älteste der Truppe. Obwohl ich hätte wiederum noch mehr als 10 Minuten Zeit gehabt, denn das Warten wurde wieder in den Bus vor der Abfahrt verschoben. Auf unserer Fahrt an den Hafen, konnten wir viele Einheimische sehen die sich auf den Rasen neben die Strasse gelegt haben, einen Grill angezündet und grillten. Aus unserer Sicht nicht gerade das gelbe vom Ei. In diesem Abgasgestank zu picknicken. Aber was soll’s, andere Länder andere Sitten. Wie immer standen wir auch heute im Stau und so dauerte unsere Fahrt ein bisssssschen länger.

Endlich am Hafen angekommen, konnten wir ein Schiff besteigen. Dies fuhr sogleich los, denn die warteten ja nur noch auf uns. Auf einer traumhaften Schifffahrt konnten wir einige wunderschöne Gebäude einmal aus einer anderen Perspektive sehen. Einige mutige Kameramänner liessen sich dazu verführen auf das Dach des Schiffes zu klettern um noch bessere Aufnahmen machen zu können. Sowohl Auf- wie auch Abstieg gestaltete sich mehr oder weniger gefährlich. Nicht etwas für die Kameramänner, nein für diejenigen die halfen dies zu ermöglichen. Beinahe wäre ein Schuh direkt im Gesicht eines Helfers gelandet und eine Kamera ist auch nahe am Tod vorbeigegangen da diese für Sekunden herrenlos schwebte. Schon nach kurzer Zeit konnten wie das Gebäude mit der Riesengrossen Terrasse erspähen auf welchen dieser Empfang stattfindet. Es ist der Ciragan Palace in Besiktas-Istanbul.

Am Landungssteg angekommen, konnten wir auf einem roten Teppich an Kellnern und Kellnerinnen vorbeilaufen und uns einen Willkommensdrink vom Tablett nehmen. Einfach genial wie das ganze inszeniert wurde. Einen solch pompösen Empfang habe ich seit Jerusalem 1999 nicht mehr erlebt. Eine Mehrköpfige vor allem mit Blechinstrumenten bestückte Band spielte zur Unterhaltung auf. Kaum auf der Terrasse erblickte uns Daniela Tami und begrüsste und herzlich. Toni Wachter meinte nur, das Geküsse hier hört mir jetzt dann auf. Ein Lächeln zog sich über sein Gesicht. Die komplette Schweizer Delegation war an diesem Anlass zugegen. Von Piero wurde immer wieder verlangt in Pose zu stehen um eine Foto machen zu können. Ich selbst habe auch versucht möglichst von vielen Interpreten Fotos zu erhaschen. Habe dies aber nicht immer geschafft, da ich die Interpreten ja nicht beim Essen unterbrechen wollte. Man ist ja schliesslich höflich. Mir gelang es aber trotzdem im späteren Verlauf des Abends noch Fotos zu machen.



(Ciragan Palace, Besiktas, Istanbul)


Die traumhaft aufgebauten Buffets liessen sowohl in ihrer farblichen wie auch kulinarischen Vielfalt keine Wünsche offen. Und ist hier oder dort mal etwas ausgegangen, waren flinke Hände da um für Nachschub zu sorgen. Einen fahlen Nachgeschmack hatte das ganze dann aber doch noch, denn beim Verlassen des Events war noch so viel übrig, dass man eine halbe Armee hätte Sattkriegen können. Dies möchte ich aber auf keinen Fall negativ auslegen, denn wie viele der geladenen Gäste gekommen sind weiss ich ja auch nicht. Und als Gastgeber ist es immer etwas blöd, wenn plötzlich nichts mehr da ist und auch nicht nachgeschoben werden kann.



Tose (Mazedonien) - Tänzer aus Belgien - Sakis (Griechenland)




Tomas (Dänemark) - Deen (Bosnien-Herzegowina)

Plötzlich ertönt aus dem Lautsprechern Musik mit einem erhöhten Pegel. Und siehe da auf den Balkonen und Simsen des Gebäudes ging ein Lichtspiel los. Kaum war dies beendet musste man sich gegen das Wasser drehen, denn ein wunderschönes Feuerwerk folgte. Minutenlang konnten wir in den Nachthimmel von Istanbul schauen und die Lichter erhellten im Takte der dazu gespielten Musik.



(Das fulminante Feuerwerk)


Gegen 22.30 Uhr legten die Schiffe wieder am Landungssteg an um und abzuholen. Das erste Schiff war so schnell voll, dass die am Landungssteg wartenden Passagiere noch etwas Geduld aufbringen mussten. Auch das zweite Schiff war sehr schnell gefüllt und schaukelte bedenklich während die Leute einstiegen. Meine beiden Kollegen konnten sich aber noch auf dieses Schiff schwingen. Sie haben ja auch eine andere Destination als ich. Sie wollen nämlich noch in den Club. Ich aber will zurück ins Hotel.

Währenddem wir warteten ist es Ludwig, dem Sänger des Duetts Julie & Ludwig plötzlich, mächtig schlecht geworden. Er hat sich an mir und Julie festgehalten. Zuerst dachte ich er wird ohnmächtig. Er war aber ansprechbar und konnte uns mitteilen, dass ihm einfach unheimlich schlecht ist. Die anderen Passagiere sind dann höflich zur Seite getreten, damit er zuerst in das am Steg angelegte Schiff einsteigen kann. Es ist ganz sicher nicht einfach und alltäglich so viele Menschen um sich zu haben, da kann durch Stress schon einmal eine Reaktion provoziert werden die normalerweise nicht auftritt. Ich habe auf dem Oberdeck Platz genommen und die schön beleuchteten Gebäude an den Ufern angeschaut während das Schiff sich gemächlich in Richtung der wartenden Autobusse bewegte.

Auf dem Platz der Busse herrschte ein heilloses Durcheinander. Jeder wollte den Bus möglichst schnell erreichen. Und stieg demzufolge auch erst mal in einen falschen Bus ein. Die Host’s waren bemüht sicherzustellen, dass jeder im richtigen Bus sitzt damit auch das gewünschte Ziel erreicht werden kann. Als dann jeder einen Platz gefunden hatte und die Host’s keine Personen mit Badges fanden ging die Fahrt los. Ich war bereits so müde, dass ich sogar bei diesen Strassenkonditionen und der Fahrweise einschlafen konnte. Nur beim Zwischenstopp und kurz bevor wir vor unserem Hotel ankamen bin ich wieder ausgewacht. Jetzt hiess es nur noch ab ins Bett damit ich morgen wieder etwas frischer bin.

Montag 10. Mai 2004
Heute weckte uns Istanbul mit einem bewölkten Himmel. Die Temperatur ist aber nicht sonderlich gesunken. Zumahl es ja gestern etwas später wurde beschlossen wir nach dem Frühstück den Shuttle-Bus um 12.00 Uhr zu nehmen. Dass wir nicht alle Proben sehen können war uns bei diesem vollen Programm klar. Ich habe versucht von jedem Land etwas mitzubekommen, was mir aber letztendlich nicht gelungen ist. Aber 14 Proben und Pressekonferenzen das ist einfach zu viel.

Und so gingen mir vor allen die hohen Startnummern des Finals durch die Lappen. Obwohl viel aufregendes zu den Proben die ich gesehen hatte gibt es nicht zu sagen. DiePressekonferenzen hingegen haben da schon einiges mehr zu bieten gehabt.



(Jonatan Cerrada - Frankreich)

Oesterreich hat erneut mit mit etwas witzigem aufgewartet. Die drei Jungs haben den Leuten aus Flachmännern Schnaps angeboten. Wie in römische Togas gekleidet sind sie in Badetücher eingewickelt erschienen. Zweimal in rot und einmal in weiss. Die Fragen während der Pressekonferenz wollten sie nicht beantworten sondern bewerten. War eine Frage schlecht musste Thomas einen Schnaps trinken, war die gestellte Frage besser liess sich damit schon eine Mozartkugel verdienen, noch bessere Fragen erhielten eine Krawatte und die Spitzenfragen sogar einen Rucksack. Dies war das Spiel das sie spielten und die Fragen blieben konsequent unbeantwortet. Dies hielt die Presseleute aber nicht davon ab weiter Fragen zu stellen. Am Ende wurde aber ganz knapp zusammengefasst doch noch auf die Fragen geantwortet. Um den Leuten zu zeigen wie eine Oesterreich-Flagge aussieht, haben sich die drei Jungs aufeinander auf den Tisch gelegt. Zuerst einmal Rot, dann einmal Weiss und zuoberst noch einmal Rot. Sofort eilten die Fotografen herbei um möglichst ein gutes Foto von diesem Sandwich Oesterreich machen zu können.



(Tie-Break bei der zweiten Pressekonferenz)

Stefan Raab machte während der Deutsche Pressekonferenz die Spässchen wie man sie aus seiner Fernsehsendung „TV Total“ kennt. Max präsentierte seinen Song in einer orientalischen Version. Dazu hat Stefan Raab seine Band mitgebracht die tatkräftig unterstützte. Die anwesende Presse gab Beifall und amüsierte sich. Ich persönlich kann mit Stefan Raab’s Humor sehr wenig anfangen und die Lacher hielten sich demzufolge auch in Grenzen.

Nach der russischen Pressekonferenz gab es wieder einmal ein Gerangel um die Pressemappen und die Cd’s. Es ist mir wieder einmal vorgekommen, als hätten die beinahe alle als erwachsen geltenden Menschen die Kinderstube vergessen. Ein Gerangel, dass die Sicherheitsleute das Verteilen der Presse-Kits unterbrechen mussten. Eine Schande sich so aufzuführen kann ich da nur sagen. Und hier bleibt aber der anständige Teilnehmer benachteiligt, denn ich habe durch meine Verhalten kein Exemplar erhalten. Hingegen sind andere Grabscher mit mehr als einer Kopie aus dem Pressekonferenzraum gegangen. Das ärgert schon ein wenig aber mit den Jahren hat man sich auch an das gewöhnt.



(Julia Savicheva (Russland) - bei der zweiten Probe, verstärkt mit Tänzern aus Frankreich und deren Outre-Mer-Departement)

Island machte es da viel besser mit der Verteilung der Unterlagen und CD’s. Gleich am Anfang wurde gesagt, dass nur die Personen ein Presse-Kit erhalten werden sie sich gesittet benehmen und auf ihren Stühlen sitzen bleiben. Für diese Aussage wurde im Saal kräftig applaudiert. Es geht auch so und keiner muss sich bedrängt fühlen und jeder hat etwas abbekommen. Warum nicht alle Delegationen dieses System übernehmen, obwohl schon mehrmals angeregt weiss ich nicht. Vielleicht macht es sogar Spass zuzuschauen wie da gedrückt, geboxt und getreten wird. Als Highlight könnte man hier noch erwähnen das Jonsi den Sänger von Bosnien-Herzegowina nachäffte und für diese Verarschungsparodie grossen Applaus erntete.



(Jonsi aus Island)


Die irische Pressekonferenz konnten wir nicht mehr bis zum Ende mitmachen, da wir zurück ins Hotel mussten um uns für die Frankreich-Monaco Party zurecht zu machen. Ich denke hier haben wir uns vor allem den Kampf um das Pressematerial erspart. Schnell durch die Sicherheitsschranke nach draussen. Und eiligen Schrittes Richtung Parkplatz wo die Busse stehen.

Somit blieben die Proben wie auch die Pressekonferenzen von Polen, Grossbritannien, der Türkei, Polen und Schweden ungesehen. Wer weiss vielleicht haben wir ja noch die Chance bei einem der drei Dressrehearsal’s dabei zu sein.

Kaum im Hotel angekommen, hiess es sich zurecht machen für die Party. Da an den meisten Abenden mehr als eine Delegation eine Party macht ist es immer schwierig zu entscheiden zu welcher Party man nun gehen soll ohne ein Land sträflich zu vernachlässigen. Unsere Wahl fiel auf Frankreich-Monaco. Geduscht und rasiert machte ich mich auf in die Lobby unseres Hotels wo bereits die anderen Teilnehmer an dieser Party warteten. Wie immer mit Verspätung machten wir uns dann auf den Weg ins Polat Renaissance Hotel wo die Party stattfinden wird.

Christer Björkman und Marie Miryam führten durch die Party und gaben den erscheinenden Delegationen die Möglichkeit auch aufzutreten und zumindest ihren diesjährigen Beitrag zu präsentieren. Von diesem Angebot machten auch diverse Nationen Gebrauch. Dies sind, Estland, Bosnien-Herzegowina, Oesterreich, Malta, Spanien, Andorra, Grossbritannien und Norwegen. Ich hoffe jetzt keine Nation ausgelassen zu haben. Julia aus Russland ist auch aufgetreten hat aber nicht ihren Eurovisions Song vorgetragen. Die folgenden Bilder wurden an dieser Party gemacht.



(Marie Miryam - Christer Björkman mit Marie Miryam - Knut Anders Sorum mit mir)



James Fox (Grossbritannien) - Neiokõsõ (Estland) - Märyon (Monaco)

Wie ich mir vorgenommen hatte, wollte ich mit dem 1.00 Uhr Bus wieder zurück ins Hotel. Meine Kollegen sind mit einem anderen Bus Richtung Taksim gefahren wo sie sich die Nacht um die Ohren schlagen wollen. Aus 1.00 Uhr ist dann aber gut 1.30 Uhr geworden bis wir überhaupt weggefahren sind. Warum weiss keiner und will es auch nicht wirklich wissen. Es ist einfach so hier. Obwohl ich gerne schon geschlafen hätte. Auf der Rückfahrt ist es einem Engländer der zuviel getrunken hatte noch ganz bös schlecht geworden. Plötzlich mussten wir am Strassenrand anhalten. Es reichte der Person gerade noch aus dem Bus zu kommen bevor sie sich übergeben musste. Somit mussten wir auch wieder warten. Um kurz vor 2.00 Uhr haben wir es dann geschafft im Hotel anzukommen. Und jetzt heisst es nur noch eines, ab ins Bett.

Dienstag, 11. Mai 2004

Heute wird es nach dem Frühstück für einmal keine Proben anzusehen geben. Wir haben die Bosporus-Tour gebucht. Das Wetter ist heute aber nicht sonderlich schön, wir können nur hoffen, dass kein Regen einsetzen wird. Um 10.15 Uhr wurden wir mit dem Bus vom Hotel abgeholt. Zu uns gesellten sich auch noch zwei Schweizer Clubmitglieder die auch nach Istanbul gereist sind. Zuerst werden wir an den Sammelplatz gefahren wo alle in grössere Busse umsteigen mussten. Dies fand auf dem Vorplatz der Abdi Ipekci Arena statt. Um der nervigen Boutique-Besitzerin auszuweichen beschlossen wir in den vierten Bus einzusteigen.

Pro Bus begleitete uns ein Host und drei Sicherheitsleute. Etwas übertrieben wie ich finde, aber die Türkei kann sich an einem von der ganzen Welt beachteten Event keinen Fehler leisten. An der Küstenstrasse entlang des Marmara-Meeres führen wir manchmal zügig, manchmal im Stop and Go Tempo Richtung Hafen. Dort wartete bereits ein Empfangskomitee die uns eine Art Nackenrolle in verschiedenen Farben verteilte. Diese wurden von smart gesponsert. Dann hiess es in das Boot einzusteigen. Schnell hatten alle einen Sitz- oder Stehplatz gefunden.

Leinen los und ab Richtung Meerenge zum Schwarzen Meer. Doch schon kurz nachdem wir abgelegt hatten verfinsterte sich der Himmel. Und schon nach ein paar Minuten konnte man die ersten Regentropfen spüren. Diese Regentropfen bauten sich auf bis ein richtiger Platzregen auf das Boot hinunterprasselte. Schnell waren die oberen Decks geräumt und die Leute suchten Zuflucht in der unteren gedeckten Etage. Das Wetter hat nun auch ein bisschen auf die Stimmung an Bord gedrückt. Verständlicherweise, denn man macht ja einen solchen Trip normalerweise nur bei schönem und sonnigen Wetter. Im strömenden Regen fuhren wir unter der ersten grossen Bosporus-Brücke hindurch. Noch bevor wir die zweite Brücke erreichten hatte der Regen schon etwas abgegeben. Jedoch alles war nass an Bord. Die Crew war zwar bemüht möglichst schnell wieder eine annehmbare Situation herzustellen, jedoch die Kissen auf den Bänken waren so von Wasser durchtränkt, dass es unmöglich war sich wieder darauf setzen zu können. Durch den starken Wind fühlten sich die nassen Kleider auch nicht grad angenehm an.



(Blick auf die grosse Brücke zwischen Europa und Asien - Wassertaxi aus vergangenen Tagen - Moschee mit zwei Minaretten)

Mittlerweile wurde im Unterdeck da Buffet eröffnet. Ich muss zu meiner Schande gestehen ich habe auf dem ganzen Trip weder von der Bar noch vom Buffet etwas geholt. Nicht etwa weil es nicht gut gewesen wäre sondern einfach weil ich nicht mochte. Dass es gut war bestätigten mir dann meine Kollegen. Während der ganzen Fahrt legte ein DJ Musik auf. Für mich und das wiederholt sich immer wieder einfach viel zu laut. Sogar meine Kollegen haben diese Lautstärke nicht mehr als angenehm empfunden. Immer wenn ein Song aus dem diesjährigen Eurovision Song Contest gespielt wurde war auf Deck die tanzende Hölle los.

Die offiziellen Delegationen aus Irland, Spanien, Rumänien und Belgien waren auch mit an Bord. Deshalb waren auch viele Kamerateams unterwegs und haben ihre Stars gefilmt. Auch ich konnte ein Paar Schnappschüsse machen und habe auch auf Video einige Sequenzen eingefangen. Nachdem wir an der Meerenge umgedreht hatten kam auch an Bord wieder mehr Stimmung auf. Es wurde vermehrt getanzt und auch Drinks konsumiert. Was teilweise zu schwankenden Gestalten geführt hat, und dies nicht des Bootes wegen.



Xandee (Belgien) - tanzende Delegationen - Chris Doran (Irland)




(Tänzer mit Irokesenhaarschnitt (Belgien) - alte Festung - Ramón (Spanien) beim Interview)


Es war ein alles in allem schöner Ausflug trotz den anfänglichen Schwierigkeiten des nicht zu beeinflussenden Wetters. Schon bald legten wir wieder an und verteilten uns in die Busse welche Richtung Abdi Ipekci Arena losfuhren. Wir sind dann noch schnell auf das Gelände gegangen und haben die Sicherheitskontrolle passiert. Die Pressemitteilungen geholt und ich habe mir für heute Abend noch ein Ticket zum zweiten Dress-Rehearsal geholt.

Da kein Shuttle-Service für das Dressrehearsal vohanden war, habe ich Burak, den Shuttle Verantwortlichen gebeten abzuklären ob es nicht möglich ist eine ausserplanmässigen Shuttle zu organisieren. Und siehe da, wenn man lieb fragt ist beinahe alles möglich. Ich habe ihn dann eingeladen auch an das Dressrehearsal zu kommen, da er sich gewünscht hat die Show wenigstens einmal zu sehen. Seine Kollegin die uns im Hotel betreut traute sich nicht zu äussern, dass auch sie gerne einmal die Show gesehen hätte. Da wir aber kein Ticket für sie hatten, zögerte sie mit uns zu kommen. Irgendwie werde ich das schon regeln habe ich ihr versprochen und sie überzeugt mit uns ins Abdi Ipekci zu fahren. Nun hatten wir zwar drei Tickets die aber meilenweit auseinander lagen. Wie auch immer die Hauptsache ist ja dass man überhaupt in die Arena kommt. Ein Kollege aus den Vereinigten Staaten eilte an uns vorbei. Er war gerade vom Einkaufen in der Innenstadt zurückgekommen. Ich fragte ihn ob er auch an die Show von heute Abend kommt, was er bejahte. Der Bus wollte aber in 10 Minuten wegfahren. Also mussten wir noch eine Karenzfrist beim Fahrer erwirken, damit alle zusammen fahren konnten. Die gelang uns auch. Also noch schnell die Haare hochgesteckt, geduscht und ab in den Bus.

Auf der Fahrt zur Arena haben wir uns gut unterhalten. Jens, der Amerikaner hat uns noch Fotos auf seinem Laptop gezeigt die uns zum Lachen animierten. Wir haben uns ausgerechnet wie wir jemanden dazu bringen können uns ein Ticket zu geben, damit alle in die Halle konnten. Als ich die Sicherheitsschleuse passiert hatte ist mir der Delegations-Chef über den Weg gelaufen und fragte mich ob ich noch Tickets brauche. Diese Frage konnte ich mit ja bestätigen und habe somit das fehlende Ticket gehabt. Danach habe ich im Pressecenter den update auf’s Netz gespielt.

Da keine Fotoapparate und Videokameras in der Arena erlaubt waren, habe ich meine Taschen abgegeben. Diese Abgabe wurde mir quittiert und ich konnte einen kleinen Zettel einstecken. Dann habe ich mich in die Halle begeben. Ohne einen Guide hätte ich meinen Sitzplatz nicht gefunden. Burak war noch nicht da, denn er hatte Probleme mit seinen Augen und musste noch schnell ins Sanitätszelt. Bald aber hatten wir vier uns auf unseren Sitzen, alle nebeneinander, eingefunden und philosophierten wer denn nun ich grosse Finale kommen könnte.

Das türkische Fernsehen hat uns die Zeit verkürzt indem es alle bisherigen türkischen Beiträge auf den Grossleinwänden eingespielt hat. Gegen 22.00 Uhr wurde uns dann angekündigt, dass es in wenigen Minuten losgehen werde. Nach dem Eurovisions-Signet und einem kurzen Film-Trailer, kamen die beiden Präsentatoren auf die Bühne. Die übliche Begrüssungszeremonie begann, mit Scherzchen die so voraussehbar waren, dass nicht viel gelacht wurde. Alle warteten gespannt auf die Auftritte der 22 Nationen von Semi-Final.

Mit zwei Werbeunterbrüchen wurden dann die 22 Länder, bzw. deren Songs präsentiert. Nach jeder Darbietung haben wir unsere Kommentare zu dem Dargebotenen gegeben. Wir mussten wollten ja nach der Show ungefähr wissen wer da möglich ins Finale kommen kann und wer ganz bestimmt nicht. Die einzigste Panne die ich feststellen konnte ist, dass beim griechischen Sänger Sakis Rouvas beim Rückwärts-Salto der Mikrofon Transmitter wegflog und das führte zu einer Unsicherheit die sich auch gesanglich niederschlug. Zumal Sakis enge, um nicht zu sagen, zu enge Hosen anhat um diesen Transmitter einfach und mit Leichtigkeit wieder reinschieben könnte.

Als Interval-Act wurde eine anatolische Version von Riverdance vorgetragen. Danach gab’s auch noch einen sehr witzigen Cartoon über ABBA, den muss man sich reinziehen, der ist um es in der Sprache der heutigen Jugend zu formulieren voll geil. Die Couvert der zehn Länder die ins Finale einziehen können wurden auch pro forma verlesen und danach wurde die Show beendet.

Und jetzt ging es für uns vier die Wertungen abzugeben. Unabhängig voneinander hat Jens diese aufgenommen und ausgewertet. Das würde in etwa so aussehen, wenn wir richtig liegen.

Folgende Länder haben wir in das grosse Finale gewählt.
Serbien & Montenegro, Zypern, Griechenland, Andorra, Albanien, Malta, die Niederlande, Dänemark, Lettland und Bosnien-Herzegowina.

Dann haben wir noch abgestimmt welche drei Länder ganz bestimmt nicht das Finale erreichen werden.

Portugal, Monaco und Litauen.

Grundsätzlich ist aber alles offen. Auch wenn nicht auf die Top-Ten-Liste gewählt (ich war bei dieser Abstimmung der einzige Schweizer) stehen die Chancen für Piero & the MusicStars gut und sind noch immer intakt. Drücken wir also unserem Team ganz kräftig die Daumen, dass es zu einem Platz unter den ersten zehn reicht, damit wir etwas zu feiern haben. Celebrate !

Mittwoch, 12. Mai 2004
Heute ist ein strahlender Tag wie er hätte gestern sein sollen. Aber da kann man nichts machen. Da ich heute erst am Abend in die Halle gehen werde haben wir beschlossen etwas später zu frühstücken und danach in die Stadt zu gehen. Wir wollten ja endlich mal bei Tageslicht Istanbul erkunden.

Mit dem Taxi sind wir gegen Mittag in die Richtung von Sultan Ahmet gefahren. Jetzt konnte ich die langersehnten Bilder schiessen.



(Hagia Sophia Moschee - Blaue Moschee - ein Minarett)




(durchfahrende Strassenbahn - Obelisk - Strassenrestaurant in Taksim)

Danach sind wir noch durch diverse Quartiere gelaufen bis wir im Taksim ankamen und dort die Basare durchstöberten. Hier habe ich aus Sicherheitsgründen keine Fotos geschossen. Vielleicht bin ich zu ängstlich, zu vorsichtig oder ganz einfach, bei all diesen Gerüchen und Eindrücken kann ich mich nicht auch noch auf alle meine Siebensachen konzentrieren. Deshalb davon noch keine Fotos. Wir werden morgen noch eine geführte Stadtrundfahrt machen wo ich glaube besser dazu zu kommen einige Fotos von den Basaren zu schiessen.

Gegen 16.30 Uhr haben wir uns dann per Taxi auf den Weg zu Hotel gemacht, damit wir noch etwas entspannen können vor dem grossen Semi-Final Abend. Heute Abend wird nach der Show gefeiert, deshalb kann es auch etwas länger dauern bis morgen der Update online ist.

Ich wünsche allen einen spannenden Semi-Final Abend und drückt Piero und seinen MusicStars ganz fest die Daumen, damit wir am Samstag nochmals kräftig feiern können.

Im Shuttle-Bus zur Halle hatten wir schon ein Fest. Die Schweizer Fahne und die Irische Fahne haben wir an beiden Türen des Busses eingeklemmt uns sind so richtig Abdi Ipekci Halle gefahren. Dort haben wir drei die ganze Aufmerksamkeit der Journalisten auf uns gezogen. Soviel wurden wir in den letzten Tagen weder fotografiert noch interviewt. Schon ein wenig ungewöhnlich wenn man nicht unbedingt auf diesen Medienrummel steht. Auf jeden Fall haben wir jetzt Fotos für die nächsten paar Jahre. Und werden uns immer wieder an unseren Auftritt in Istanbul erinnern können. Die zwei Tickets die noch zur Verfügung standen habe ich meinen Kollegen überlassen. Ich werde den Song Contest im Pressezelt ausserhalb der Halle anschauen.

Im Eingangsbereich der Halle nach der Sicherheitskontrolle trafen wir Toni Wachter mit Piero, die ganzen Moderatoren Crews für die deutsche Schweiz, die italienische Schweiz und auch für die französische Schweiz. Heute ich auch noch Sandra Studer eingetroffen, die das grosse Finale kommentieren wird. Eine grosse Familie die sich anlässlich des Eurovision Song Contest immer wieder trifft. Die Besetzung ändert sich nicht viel, nur kommen immer wieder auch andere Namen dazu wie in diesem Jahr Marco Fritsche.

Die Hektik ist jetzt schon gut zu spüren. Alle sind angespannt und hoffen natürlich, dass diese Show ohne Pannen über die Bühne geht. Ist es doch eine der grössten Kisten des Jahres und wer sich da mit technischen Problemen blamiert hat keine guten Karten. Ich persönlich bin aber sehr zuversichtlich, dass alles reibungslos ablaufen wird.

Noch geht es nur noch 10 Minuten bis die Live-Übertragung beginnt. In der Halle herrscht schon eine gute Stimmung. Der Lärm ist bis hinaus ins Pressecenter zu hören. Nun heisst es also Daumen drücken denn schon bald wird Piero & the MusicStars auftreten und auf diese 3 Minuten kommt es an, ob er sich so gut präsentieren kann, dass Europa ihn wählen wird.

Die ersten vier Länder haben ihre Beiträge bereits zum Besten gegeben. Auch der Newcomer Belarus war dabei. Und selbstverständlich auch unsere Schweizer. Sie haben Ihre Aufgabe mit Bravour gemeistert. Jetzt kann man nur hoffen, dass das die Televoter auch so sehen. Nicht ganz tonsicher startete Lettland seinen Beitrag. Vielleicht kostet das die Teilnahme am grossen Finale. Nun wir werden sehen und weiterhin mitfiebern.

Portugal wird es mit diesem Auftritt schwierig haben ins Finale einziehen zu können. Auch Monaco und Israel werden es schwer haben, da Frankreich und Russland das Semi-Finale nicht ausstrahlen und diese Punkte könnten diesen beiden Nationen den Einzug ins Finale kosten.

Griechenland scheint mit seinem soeben gezeigten Auftritt am Samstag im Finale sein. Und jetzt kommt etwas eher ungewöhnliches mit der Ukraine. Leider kommt die ganze Show am Bildschirm nicht ganz so temperamentvoll durch wie live auf der Bühne. Trotzdem sehe ich gute Chancen diesen Beitrag am Samstag noch einmal sehen zu können. Wie bei Griechenland ist auch bei der Ukraine das Publikum in der Halle voll begeistert. Litauen ist einer der Wackelkandidaten, denn das Lied hat keinen sonderlichen Höhepunkt und bleibt auch nicht wirklich im Ohr hängen. Nun haben wir bereits mehr als die Hälfte der Beiträge gesehen. Und hat sich bei Euch schon ein Favorit abgezeichnet? Es wird auf jeden Fall ein sehr spannender Abend. Jetzt kommt mit Albanien wieder ein Newcomer am Eurovision Song Contest. Mit sehr grossen Erwartungen in den Wettbewerb eingestiegen denke ich sogar dass es Albanien schaffen wird und dann können wir uns ein anderes „Image of you“ machen.

Im Moment ist der als grosse Favorit gehandelte Beitrag aus Zypern am Start. Mit wenig Primbarium mehr auf die Musik und den Gesang bezogen kommt diese sanfte Ballade beim Publikum sehr gut an. Zypern hat damit den Platz im Finale geschafft, alles andere würde mich doch sehr stark wundern. Nach dem eher langweiligen Lied aus Slowenien stimmt nun Estland in einem estonischen Dialekt eine ganz andere Art von Musik an. Kroatien macht auch nicht gerade die den besten Eindruck. Wäre es da nicht vielleicht besser gewesen bei der kroatischen Sprache zu bleiben. Gesanglich hätte es Ivan dann sicherlich besser interpretieren können. Mit Latinoklängen versucht Dänemark die Europäer zu überzeugen für das nördliche Land zu stimmen. Vom Beitrag aus Serbien und Montenergo sind hier in Istanbul alle angetan. Ob sich dieses Gefühl bei den Zuschauern zu Hause auch bestätigt. Wir werden sehen. Ich würde dieses Newcomer gerne auch am Samstag sehen. Auch dem Publikum im Saal schien dieser Titel ausserordentlich zu gefallen.

Nachdem Miss Eurovision 2004, Deen aus Bosnien-Herzegowina seinen Auftritt hinter sich gebracht hat ist bereits der letzte Teilnehmer auf der Bühne. Die Niederlande schlägt leisere Töne an. Ob heute wohl ein Uptemposong oder eher die Sparte Balladen das Rennen machen wird. In weniger als einer Stunde haben wir die Gewissheit wer es geschafft hat und wer im nächsten Jahr wieder einen Platz im Semi-Finale einzunehmen hat so das Land wieder teilnehmen will.

Und bitte jetzt nicht vom Bildschirm wegrennen, denn es gibt zum anatolischen Riverdance auch noch den Cartoon von ABBA und den darf kein Eurovisionsfan verpassen. Ich hoffe dieser Cartoon wird auch auf der am dem 7. Juni 2004 im Verkauf erhältlichen DVD drauf sein.

Und diese 10 Nationen werden am Samstag zusammen mit den bereits gesetzten Ländern im grossen Finale mitmischen:

Serbien & Montenegro, Malta, Niederlande, Albanien, Ukraine, Kroatien, Bosnien-Herzegowina, Mazedonien, Griechenland, Zypern 

Für Piero & the MusicStars hat es nicht gereicht. So werden wir das grosse Finale vom Samstag wohl oder übel ohne schweizer Beteiligung verfolgen müssen. Schade dass der grosse Einsatz der ganzen Crew nicht gefruchtet hat.

Etwa eine Stunde nach der Live-Uebertragung des Semi-Finales hat Digame mitgeteilt, dass mit der Auswertung der eingegangenen Anrufen aus Monaco und mit der SMS Wertung aus Kroatien etwas nicht stimmt. Diese Auswertung wurde korrigiert, was aber am Resultat nicht viel ändert. Also kein Land das nun plötzlich doch in das Finale kommt, oder aber eines das angekündigt war rausfliegt. (Siehe Tabelle).

     
     

Donnerstag, 13. Mai 2004
Eine grosse Enttäuschung hat sich über die Schweizer Delegation ausgebreitet. Jeder versucht nachzuvollziehen warum dies passiert ist. Wem ist die Schuld an diesem Desaster zuzuweisen? War der Song wirklich so schlecht? War es die Interpretation, oder gar die falschen Töne die jeder glaubt gehört zu haben. Oder hat die Schweiz einfach nicht das richtige Lied zu diesem Wettbewerb gesandt. Fragen über Fragen. Es kann aber auch gut sein, dass die anderen europäischen Länder gerne etwas anderes, vielleicht auch originelleres oder gar an die Schweizer Tradition geknüpftes, aus der Schweiz gesehen hätten. Was müssen wir in Zukunft besser machen um die Hürde zu schaffen, dass unser musikalisches Schaffen wieder gewürdigt wird? Diese Analysen bedürfen sicherlich noch einiger Zeit. Das etwas geändert werden muss ist aber allen klar. Soll die Schweiz in Zukunft einen renommierten Künstler ins Rennen schicken? Dieser soll dann eine Auswahl an eigens für diesen Event komponierte Songs vortragen über welches die Zuschauer abstimmen können. Oder wäre es nicht vielleicht besser zu den TED-Stimmen auch wieder zu 50% eine Fachjury mitbestimmen zu lassen? Wie der Song für die Teilnahme am 50-sten Eurovision Song Contest ermittelt wird liegt noch in der Zukunft. Eines ist auf jeden Fall klar so kann es nicht weitergehen.

Nach der Nullpunkt-Nummer von Gunvor im Jahre 1998 in Birmingham, hat Piero & the MusicStars sogar das schlechteste Abschneiden im internationalen Starterfeld geschafft. Jemini aus Grossbritannien wurde mit deren Nullpunkt-Nummer nur 26ster. Piero erreicht Null Punkte und landete damit auf dem 36sten Platz. Nicht ganz richtig ist die Berichterstattung des Blicks. Zitat:“Null Anrufe und damit null Punkte für uns“. Piero hat auch Anrufe zu seinen Gunsten erhalten, nur waren es so wenige, dass es nicht zu einem Punkt gereicht hat und das aus keinem der abstimmenden Länder.

Für uns ging es nach dem Frühstück zur City-Tour. Um 9.30 Uhr sollten wir mit einem Shuttle-Bus im Hotel abgeholt werden und zur Abdi Ipekci Arena gebracht werden. Gegen 9.40 Uhr wurden wir benachrichtigt, dass der Shuttle-Bus nicht kommen wird. Also mussten wir uns Taxi’s organisieren um an den Sammelplatz beim Abdi Ipekci zu kommen. Gut eine halbe Stunde zu spät sind wir dann am Sammelplatz eingetroffen. Für uns musste dann extra noch ein zusätzlicher Bus gechartered werden. Nur knapp 10 Personen in einem 52 Plätzer Bus. Also genügend Platz für jeden von uns. Kaum eingestiegen ging es auch schon los. Wir mussten ja die verlorene Zeit aufholen, damit wir die anderen Busse einholen können. Dies ging natürlich zu Lasten unseres ersten Aufenthaltes im Miniatürk. Ein Art Swiss-Miniatur das am Golden Horn gelegen ist. Dank der Organisation mussten wir nicht wie alle anderen anstehen, sondern konnten einen separaten Eingang benützen. Dies war von Vorteil, da sehr viele Schulklassen draussen anstanden. Ansonsten hätte unser Aufenthalt nur wenige Minuten gedauert. So konnten wir aber doch noch etwas sehen. Alle bekannten Bauwerke wurden hier als Miniaturen gezeigt. Die Schweizer Ausgabe in Melide ist aber mit sehr viel mehr Liebe zum Detail realisiert worden. Auf dem Weg zur Blauen Moschee erhielten wir von unserem Reiseleiter noch viele zusätzliche Informationen. Alle konnte ich beim besten Willen nicht aufnehmen. Nachdem der Bus in der Nähe der Blauen Moschee geparkt hatte konnten wir zuerst den Obelisk und danach die beiden Moscheen (die Blaue und Hagia Sofia) besuchen. Wobei zweitere nur noch als Museum dient. Bevor wir die Blaue Moschee betreten durften mussten wir die Schuhe ausziehen. Damit diese nicht abhanden kommen, konnten wir diese in dafür bereitgestellte Plastiksäcke stecken und gleich tragenderweise mitnehmen. Ganz schön kühl war es in den dicken Mauern. Ich hatte mir das Innenleben einer Moschee wohl etwas pompöser vorgestellt. Nicht dass ich jetzt enttäuscht wäre, aber etwas mehr, von was auch immer, hätte ich schon erwartet. Da viele Gruppen in der Moschee waren, haben auch mehrere Guides gleichzeitig alles erklärt, das ging von englisch über deutsch und französisch bis hin zu russisch. Ein Stimmengewirr wie zu Babels Zeiten.



(Unterbau vom Obelisk - Ich vor der blauen Moschee - Kuppel in der blauen Moschee)


Die Zeit verging wie im Flug. Da nicht viel mehr als der Besuch des Miniatürk und der beiden Moscheen vorgesehen war endete die Tour auch schon kurz nach 13.00 Uhr. Jetzt stand uns nur noch der Transfer zurück zum Sammelplatz bevor. Auf der Strasse mit Blick auf das Marmarameer gings dann zügig in Richtung Adbi Ipekci Arena. Dort angekommen beschlossen wir noch schnell ins Pressecenter zu gehen. Die E-Mail abrufen und unsere Informationen einzusammeln. Wir besuchten auch die Internet-Seiten einiger Schweizer Gazetten. Die Schlagzeilen waren sowohl für das Abschneiden von Piero wie auch für den Kommentar von Marco Fritsche vernichtend. Auch im Gästebuch unserer Homepage habe ich neue Einträge gefunden die alles andere als aufbauend sind. Danach haben Ronny und ich noch die Tickets zu den Dress-Rehearsals vom Freitag uns Samstag abgeholt. Burak wollte sich um einen Bus zurück ins Hotel kümmern. Dies dauerte uns aber nach halbstündigen Warten doch etwas zu lange und deshalb sind wir mit dem Taxi zurück zum Hotel.

Für den Abend haben wir beschlossen erst einmal im Quartier, wo die Moscheen stehen und es viele Restaurants hat, das Nachtessen einzunehmen und danach an den Empfang der belgischen Delegation im Taksim zu gehen. Also mussten wir wieder einmal per Taxi Richtung Stadtzentrum fahren. Schon beim Entsteigen der Taxi’s zwischen den beiden Moscheen wurden wir von Händlern und sonstigen Leuten angequatscht die uns ihre Dienstleistungen andrehen wollten. Ein Nein akzeptieren sie nicht beim erstenmal, man musste da schon etwas forscher dahinter. Nachdem Ronny seine Euro’s in türkische Lira gewechselt hatte ging’s auf nach der Suche des richtigen Restaurants. Dies haben wir dann auch schnell in einer Seitengasse gefunden. Wir wurden nett und freundlich bedient, das Essen war gut, nur auf die Rechnung mussten wir sehr, sehr lange warten. Endlich konnten wir zahlen und dann hiess es schnell weg. Taxi’s angehalten und Richtung Taksim-Square davongebraust. Noch immer kann ich mich nicht mit den Gepflogenheiten der Taxi-Fahrer anfreunden, aber ich finde es bereits nicht mehr so schlimm. Man gewöhnt sich ja bekanntlich an alles.

Vom Taksim-Square ging es nur ein paar hundert Meter zu unserm eigentlichen Ziel. Ein immenser Menschenauflauf hatte sich vor dem Club gebildet in welchem die belgische Delegation ihren Empfang hatte. Die Türsteher mussten immer darauf warten bis jemand den Club verlässt um wieder eine Person reinlassen zu können. Ich wollte bei diesem Anblick schon gar nicht mehr rein. So beschlossen wir in einem Cafe zu warten bis die grösste Menge wieder verschwunden war. Unterhalb des Cafe’s hatte es noch einen Kleiderladen. Ruth und Sandra (nicht Sandra Studer) haben sich da noch mit Kleidern eingedeckt und dann ging’s in den ersten Stock. Für uns wurden extra Tische zusammengerückt damit wir zusammensitzen können. Bei Eurovisions Songs haben wir dann etwas getrunken und über Gott und die Welt und natürlich auch über das Semi-Finale diskutiert. Nach dem Cafebesuch haben sich die Interessen etwas verteilt. Die einen wollten in einen nahegelegenen Club, die anderen noch an die Party der Ukraine. Auf dem Weg zurück zum Taksim-Square sind wir noch einmal am Club vorbeigekommen wo die belgische Party stattfand. Schnell sind wir auch noch dort reingegangen da jetzt kein Andrang mehr war. Haben aber schnell auch gesehen, dass hier schon alles beinahe fertig war. Also weiter und ab Richtung Eresin Hilton Hotel. Noch immer war unsere Gruppe so gross, dass wir zwei Taxi’s brauchten. Obwohl auch hier Burak sich bemühte einen Shuttle zu organisieren ist er uns vor der Nase weggefahren. Warum ist dieser Shuttle denn plötzlich pünktlich, das haben wir ja noch nie erlebt. So spielt das Leben, wenn man warten muss, ärgert man sich, und wenn dann einmal etwas zur angesagten Zeit passiert ist man selbst nicht fertig. Beim Hotel angekommen, konnten wir eine grosse Menschentraube ausmachen was uns signalisierte dass hier doch noch etwas im Gange sein musste. Im Hotelclub im Untergeschoss dröhnten uns schon die lauten Bässe entgegen. Hier haben wir auch noch ganz kurz Piero (mit neuem Haarschnitt, Kahlschlag) und seine Mitstreiter von MusicStar getroffen. Wir konnten noch einem Auftritt von Linas & Simona (Litauen) lauschen und dann wollte ich wirklich gehen. Das Bassgedröhne bestimmte schon wieder einmal meinen Herzrhythmus. Mit Ruth und Sandra habe ich dann ein Taxi in Richtung Hotel geteilt.

Freitag, 14. Mai 2004  
Beim Frühstück heute ereignete sich auch noch etwas sonderbares. Denn wenn etwas vom Tisch abgeräumt werden soll bleibt es bestimmt stehen gelassen. Nicht so bei mir. Ich habe mir einen Fruchtsaft geholt und auf einen Platz im Frühstücksraum gestellt. Ging zurück zum Buffet um meine Getreideflocken zu holen. Als ich wieder zu dem von mir ausgesuchten Platz zurückkam, war dieser leer, also auch das von mir hingestellte und nicht berührte Glas Saft. Okay, dann hol ich mir einfach ein neues Glas. Was ich nicht ahnen konnte ist, dass inzwischen auch meine Getreideflocken abgetischt wurden. Denn als ich mit dem neuen Glas Saft ankam war dies wieder weg. Hier in der Türkei sollte man immer mindestens zu zweit zum Frühstück gehen, damit einer den Tisch verteidigen kann.

Heute geht es nun an die Dressrehearsals der Finalisten vom Samstag. Aber zuvor muss ich meine Beschwerde wegen meiner Dusche noch einmal platzieren. Das Rinnsal unter welchem ich mich waschen sollte muss ich im Dreisprung treffen, da mich das Wasser sonst nicht erreicht. Für ein 4 Sterne Hotel sicherlich nicht gerade eine gute Visitenkarte. Und vor allem, dass ich diese Reklamation schon vor zwei Tagen deponiert hatte. Wenn das mit dieser Geschwindigkeit weitergeht, kann ich sehr wahrscheinlich bis zu meiner Abreise nicht mehr duschen. Müsste also das bereits stark frequentierte Bad von Ronny und Louis benützen. Aber jetzt geht es los zur Halle.

Dort haben wir Toni Wachter, Sandra Studer wie auch Jean-Marc Richard der den Kommentar für das westschweizer Fernsehen spricht getroffen. Bei der Einfahrt ins Gelände konnten wir feststellen, dass die Sicherheitsvorkehrungen noch einmal verstärkt wurde. Die Autos und Busse die passieren wollen müssen sich einer verschärften Kontrolle unterziehen. Ich kann mir zwar nicht vorstellen, dass dieser Event als Ziel für einen Anschlag ausgesucht wird, bin aber mit diesem Vorgehen einverstanden, denn auch ich möchte wieder heil in die Schweiz zurückkehren. Andri Franziskus mit einem Kameramann hat noch Bilder ausserhalb der Halle eingefangen die morgen Abend in der Tagesschau ausgestrahlt werden. Ich werde darauf nicht zu sehen sein, da ich nicht unbedingt zeigen muss wo ich bin. Jemand von der belgischen Delegation ist mit Pressematerial und CD’s an uns vorbeigegangen und wir konnten uns ein Exemplar nehmen. Ganz einfach und ohne Kampf.

Langsam aber sicher mussten wir jetzt in die Halle, der für 16.00 Uhr vorgesehene Probelauf wurde auch 15.00 Uhr vorverschoben. Doch Pünktlichkeit kennt man hier nur als Wort. Es ist schon gegen 15.30 Uhr gegangen als endlich die Show begann.

Mit einem Hubschrauber auf der Bühne wurde Sertab und ihre Gruppe eingeflogen (virtuell versteht sich). Noch einmal ertönte der Siegersong mit welchen Sertab den Concours nach Istanbul geholt hat „Everyway that I can“. Nach ein paar belanglosen Plänkeleien der Moderatoren ging es dann los. Mit Gitarrenklängen aus Spanien begann der Liederreigen. Die meisten Länder konnten ihre Lieder ohne grosse Probleme vortragen. Österreich hatte wieder einmal mit den Stimmen ein Problem. Bei Malta war Julie nicht zu hören (Mikrofonprobleme), die Ukraine hat wohl die Stimme geschont und deshalb nicht gesungen und auch Miss Eurovision 2004 – Deen – aus Bosnien Herzegowina hatte ein paar gesangliche Aussetzer.Und nun wartet ihr bestimmt auf eine Beurteilung. Die kann ich Euch auch gemäss dem gesehenen geben.

Die sieben Länder die sich nach meiner Meinung am besten präsentiert haben und auch vom Song her Anwärter auf den Sieg sind heissen.

Norwegen, Albanien, Zypern, Schweden, Belgien, Malta und Griechenland.

Aussenseiterchancen verteile ich an:

Island, Irland und Rumänien.

Bei Spanien fehlte der Drive. Österreich wird sehr wahrscheinlich am Gesang scheitern. Frankreich gefällt mir sehr gut, ist aber nicht sonderlich gut in die Halle transportiert worden. Und die Frau auf den Stelzen macht mehr am Bild kaputt als das sie den Song unterstützen würde. Deutschland ist einfach nur langweilig, kann aber auch davon kommen, dass dieser Song in der Schweiz bereits auf und ab gespielt wurde. Russland ist auch nicht sonderlich attraktiv, da helfen auch die Tänzer aus Frankreich nichts, der Song wird damit auch nicht besser. Falls die polnische Sängerin meint es sei der Contest des grössten Ausschnittes, dann mag sie gewinnen, stimmlich konnte sie mich aber nicht überzeugen. Entweder schafft es James Fox für Grossbritannien oder er schifft kläglich ab. Fast neutral kommt sein Beitrag daher. Die Türkei macht einen auf Ballermann, und das kann ich nicht ab. Die Interpreten haben ja noch heute Abend um 22.00 Uhr und auch morgen um 15.00 Uhr erneut die Chance sich ins rechte Licht und Ton zu rücken, danach gilt es aber ernst.



Sertab Erener Siegerin 2003 - Ramón (Spanien) - Knut Anders Sorum (Norwegen)


Beim Verlassen der Halle habe ich noch ein T-Shirt gekauft. Ich möchte ja auch ein Souvenir aus Istanbul mitbringen. Zu anderen Käufen habe ich mich noch nicht durchringen können. Vielleicht einen antiken Stein, damit ich hier in der Türkei in den Bau komme, oder aber echt unecht Teppiche die auch angeboten werden. Spass beiseite, die Türken sind ja ein nettes und zuvorkommendes Volk, nur leider sind sie keiner anderen Sprache als der ihren mächtig. Was immer wieder zu Missverständnissen kommt die eigentlich gar keine sind.

Nach diesem Update werde ich zurück ins Hotel gehen und mich noch etwas hinlegen bevor wir an die vom türkischen Fanclub organisierte Party gehen werden.

Eigentlich wäre ja jetzt befohlene Ruhe angesagt gewesen. Wir beschlossen aber zuerst in unserem Hotel das Nachtessen einzunehmen. Das Essen war zwar gut, aber eine Bedienung die man hätte ohrfeigen können. Ganz klare Anweisungen unsererseits wurden einfach mal ignoriert. Wie schon einmal erwähnt, ich will es nicht ergründen. Alles in diesem Restaurant ging sehr lange und wurde auch mühsam. Denn wir wollten ja noch ein wenig ausruhen. Als dann noch Live-Musik gespielt mit Gesang angeboten wurde hatte ich dann endgültig die Schnauze voll. Nachdem wir die Rechnung beglichen hatten, machten sich Ruth, Sandra, Ronny und Louis auf den Weg zur Party des OGAE Turkey. Ich habe beschlossen, weil mir die Augen schon beinahe zufielen, nicht mehr an diese Party zu gehen.

Übrigens duschen kann ich jetzt wieder ohne im Dreieck zu tanzen. Es hat also doch etwas gebracht unseren Hotel-Host Elif noch einmal auf die Problematik aufmerksam zu machen. Also jetzt noch eine kleine Dusche und dann ab ins Bett. Die Luftverschmutzung und der Smog in Istanbul schlägt mir mehr und mehr auf die Atemwege. Deshalb werde ich froh sein bald wieder in der Schweiz etwas bessere Luft einatmen zu können.

Schade ich hätte Euch gerne noch etwas mehr über die abgehaltenen Parties berichtet. Da Istanbul aber so weitläufig ist und jede Party an einem anderen Ende der Stadt war mir das zu aufwändig. Vielleicht in nächsten Jahr an einem kompakteren Austragungsort.

Samstag, 15. Mai 2004
Wieder einmal frühstücke ich alleine. Meine beiden Kollegen waren ja gestern wieder an einer Party und brauchen deshalb noch ein wenig Schönheitsschlaf. Der bewölkte Himmel über Istanbul lässt darauf schliessen, dass wir die Sonne heute nicht zu sehen bekommen. Obwohl es ziemlich warm ist, so gegen 20 Grad, fühlt sich die vom Wind bewegte Luft frisch an. Nicht sauber sondern kühl.

Heute ist er nun. Der von uns langersehnte Tag des grossen Finals. Ich freue mich schon riesig auf den heutigen Abend. Noch immer kann ich mich nicht auf einen klaren Sieger festlegen. Obwohl ich versucht habe im Auswahlverfahren die auszusortieren, welche ich ganz bestimmt nicht als Sieger sehe. Schön und gut wäre es, ob Ballade, Pop oder Rockig für den Eurovision Song Contest, einen Song zu haben der nach dem Festival auch in den Radios gespielt würde um das Eintagsfliegensyndrom wieder vom Concours zu nehmen.

In der Hotelhalle habe ich bevor ich wieder zur Halle fahre noch Erinnerungsfotos von unseren Host’s gemacht. Isa und Burak die für den Shuttle-Bus Service zuständig sind und Elif für die Betreuung im Hotel.



(Isa, Elif und Burak - Isa, Elif, Ich und Burak)


Burak wollte mich als wir in der Halle angekommen sind noch zum Mittagessen einladen. Dies ist aber aus Zutrittsberechtigungsgründen, welche nicht nachvollziehbar sind, nicht machbar gewesen.

Heute Nachmittag wird die dritte und letzte Probe vor dem grossen Auftritt abgehalten. Es ist zu hoffen, dass alle Mängel die in der ersten Proben entdeckt wurden noch behoben werden konnten. Langsam schleicht sich auch hier im Pressecenter ein gewisse Hektik ein. Alle wollen wissen welchen Favoriten man persönlich hat. Und jeder ist damit beschäftigt noch alles vorzubereiten, dass am Abend die benötigten Sachen erstellt sind. Auch ich versuche so viel wie möglich vorzubereiten, damit ich es am Abend leichter habe.

Während ich so in meiner Arbeit vertieft war, wurden mir plötzlich noch Tickets für den Finalabend angeboten. Diesem Angebot konnte ich natürlich nicht widerstehen. Das heisst aber, dass ich nun nicht live im Netz Updates machen kann sondern in der Abdi Ipekci Arena im Publikum sitzen werde. Jetzt hiess es also schnell ins Hotel zurück um mich noch angemessen ankleiden zu können.

Kurz nach 20.00 Uhr sollte nun unser Shuttle-Bus in Richtung Arena fahren. Auf dem Gang habe ich noch einen deutschen Kollegen getroffen. Dem hatte ich noch das Angebot unterbreitet mit uns, anstelle mit einem Taxi, in die Halle zu fahren. Dieses Angebot wurde zwar angenommen und später dann doch nicht davon profitiert. Meine Kollegen haben sich ganz schick in Schale geworfen, ganz so festlich habe ich mich nicht gekleidet, denn seit der Concours in der Halle mehr einem Fussballmatch ähnelt ist mir die Lust auf überangemessene Kleidung vergangen. Kurz nach halb Acht sind wir dann eingetroffen. Eine Menschentraube grösserer Dimension war da vor den Eingängen auszumachen. Wir haben den Eingang der Presse benutzt und dort auch noch diverse bereits bekannte Gesichter getroffen. Draussen zu stehen war schon ganz schön kühl. Obwohl ich eigentlich den Sommer von Istanbul schon angekündigt hatte, kam durch den Wind vom Marmara-Meer her doch eine ziemlich kühle Brise.

So entschlossen wir uns langsam in Richtung des Einganges der Halle zu bewegen. In der Halle wird es ja nicht so kühl sein. Im Gegenteil, da ist es sogar schon sehr heiss. Denn die vielen Zuschauer erwärmen die ganze Atmosphäre. In jeder Ecke der Arena konnte man Gruppen von Zuschauern der teilnehmenden Länder ausmachen. Die einen eher zurückhaltend die anderen jedoch umso zahlreichen und lauter. Der Wettbewerb hätte zeitweise heissen können, „wer hat die grössere Flagge?“. Ich hoffe nur, dass diese Fans die Stofffetzen nicht allzuoft in die Höhe reissen, denn damit wäre die Sicht zur Bühne hin.

Kurz vor 22.00 Uhr Istanbul Zeit, also 21.00 Uhr in der Schweiz, versuchten die Zuschauer auf den Tribünen eine Welle loszutreten. Auch nach mehrmaligen Versuchen klappte es nicht. Und schon ertönte das Eurovisions-Signet. Endlich und auch etwas entspannter als am Mittwoch, da die Schweiz ja nicht im Finale teilnimmt, konnten wir uns die Beiträge anschauen und anhören. Manche versuchten mit viel Show über die Belanglosigkeit des Liedes hinwegzutäuschen. Es gab aber auch das Gegenteil, wo die Musik doch noch ohne viel drumherum, Zypern, einen sehr guten Song ablieferte. Im Saal wurde jeder der Beiträge mit mehr oder weniger enthusiastischem Applaus verdankt. Ich sass neben zwei türkischen Personen, Mutter und Sohn, diese konnten sich bis zum Beitrag aus der Türkei, keinen Applaus abringen und danach war auch wieder tote Hose. Diese Reaktion war für mich doch schon etwas seltsam. Mir gefielen bei weitem auch nicht alle Beiträge super, aber ich konnte doch der grösseren Mehrheit einen Applaus schenken.

Nachdem der letzte Beitrag vorgetragen war, warteten wir nur noch auf die Wertung. Diesmal konnten ja alle 36 Länder abstimmen. Dies heisst es wird noch etwas länger dauern bis der Sieger feststeht. In den zehn Minuten die die TED-Abstimmung dauern wird, werden wir mit einem Schnelldurchlauf und einer Show unterhalten. Dann endlich beginnt das spannenste Prozedere, die Punkteverteilung. Schnell stellte sich heraus wer Anwärter auf eine gute Position ist und wer im Mittel- bzw. hinteren Feld wiederzufinden ist. Wieviel nun wirklich der Song und nicht die Beziehung zum entsprechenden Land ausschlaggebend war für die Punkte, kann ich nicht ergründen. Klar scheint mir aber zu, dass wenn ich nicht die Songs bewerte, das mir sympatischste Land wählen würde. Und so wird es auch vielen TED-Abstimmern gegangen sein. Dies ändert aber alles nichts am Ausgang des Wettbewerbs. Denn ohne grosse Ausnahme haben die ersten drei Titel in der Rangliste von allen Ländern Punkte erhalten. Mal mehr mal weniger. Hier scheint doch der Auftritt (Der Song) gerwertet worden sein, denn man kann ja nicht wirklich sagen, dass Island ein Nachbar der Ukraine ist usw. Durch die Punktetafel konnten wir laufend die Veränderung der Platzierungen sehen und wussten ohne grossen Spannungsaufbau bereits bei der drittletzten Wertung, dass die Ukraine den Titel holen wird. Bei der Bekanntgabe, gab es zwar noch Applaus aber schon etwas verhalten. Nicht wirklich glücklich scheinen die Zuschauer in der Arena mit diesem Entscheid zu sein. Da war die Stimmung in Riga und vor allem in Stockholm als die Olsen Brothers gewonnen hatten um ein vielfaches besser.

Langsam aber sicher leerte sich die Halle. Diejenigen die eine Eintrittskarte für die After-Show Party erhalten hatten, begaben sich in Richtung der Transfer-Busse. Ich habe meine Siebensachen zusammengepackt und bin mit dem Shuttle-Bus in Richtung Hotel gefahren. Meine Kollegen die an der Party teilgenommen hatten waren nicht ganz so begeistert, denn diese Open-Air-Party war doch etwas zu kühl und demzufolge kamen auch sie schon früh zurück ins Hotel.

Sonntag, 16. Mai 2004
Noch einmal ein Frühstück auf türkisch. Dann hiess es Abschiednehmen von unseren Host’s. Ich habe mit Isa und Burak gefrühstückt. Isa liess sich ein Plakat von uns signieren. Burak hatte ein Eurovisions-Schild welches er von uns unterschrieben haben mochte. Elif unterbreitete uns auch ein Plakat welches wir in Memorandum unterzeichneten. In der Hotel-Lobby haben wir uns dann verabschiedet was uns doch gerührt hat.



Burak (Schild Vorderseite) - Isa, Burak und Elif mit mir, Louis und Ronny - Burak (Schild Rückseite)


Am Atatürk Flughafen in Istanbul angekommen, mussten wir uns wie gedacht in eine Menschenmenge reinquetschen. Das Aufkommen an Passagieren war nach diesem Event ja nicht anders zu erwarten. Zum Glück hatten wir die französische Delegation vor uns. Diese liessen uns in die Schlange reinstehen. Der Fluss der Personenströme an einem Flughafen wurde durch ein kompliziertes System stark behindert. Ich habe mich aber bereits daran gewöhnt und viel schlimmer kann’s ja jetzt nicht mehr werden. Irgendwie freute ich mich schon sehr endlich wieder nach Hause in die Schweiz zu reisen. Nach der Gepäck- und Passkontrolle haben wir im Transitraum noch etwas gegessen und getrunken bevor wir uns auf den Weg zu unserm Gate machten. Am Gate selber wurden wir noch einmal kontrolliert. Und dann ging das Warten auf den Abflug los. Schon bald wussten wir, dass wir nicht pünktlich abfliegen werden. Dass aber eine Verspätung von über 1 ½ Stunden daraus wurde hat niemand für möglich gehalten. Eine Information der TurkishAirlines wäre angebracht gewesen. Mittlerweile sollten einige Damen die Toilette aufsuchen, was ihnen strikte verwehrt wurde. Als sich dann doch noch ein Repräsentant der TurkishAirlines blicken liess konnte sich Louis nicht mehr zurückhalten. Er prangerte die fehlende Information an und bot an in die Ecke zu pinkeln wenn nicht augenblicklich die Passagiere die zur Toilette mussten das Gate wieder verlassen dürfen. Louis hatte den grössten Teil der Passagiere hinter sich. Zwei Minuten später konnte man dann wirklich wieder aus dem Gate um seine Notdruft zu verrichten und auch um Getränke kaufen zu gehen. Offeriert wurde trotz der Megaverspätung nichts. Ohne Ankündigung, dass jetzt geboardet werden kann begann dieses Prozedere.

Der Rückflug war dann doch etwas angenehmer, denn ein schreiendes Kind war zwar an Board, aber so weit von uns entfernt, dass es schon nicht mehr störte. Und oh wunder die Betreuer konnten es sogar nach ein paar Minuten ruhig stellen. Jetzt also noch etwa 3 Stunden fliegen und dann haben wir wieder heimatlichen Boden unter den Füssen. Warum das Flugzeug das Dock E in Zürich-Kloten zweimal umfahren musste bis es endlich an seinen Standplatz fuhr konnte ich auch nicht nachvollziehen. Jetzt schnell durch die Passkontrolle und dann das übergewichtige Gepäck wieder zu sich nehmen. Die meisten hatten ihr Gepäck schon, als wir noch immer an der Gepäckausgabe standen. Zwischenzeitlich haben wir uns von Sandra Studer und Toni Wachter verabschiedet welche ihr Gepäck bereits zurückerhalten hatten. Endlich konnte ich auch meinen Koffer erblicken und diejenigen meiner Kollegen waren auch da. Zu verzollen hatten wir nichts, demzufolge die grüne Türe. Draussen wurde Piero & the MusicStars von einer Handvoll Fans begrüsst. Wir haben uns nicht mehr in dieses Getümmel gestürzt sondern sind auf der anderen Seite Richtung Ausgang gegangen. Ich wurde von meinem Kollegen per Auto abgeholt und Ronny und Louis haben sich Richtung Flughafen-Bahnhof aufgemacht um den nächsten Schnellzug in Richtung Basel zu erwischen. Somit waren wir alle wohlbehalten wieder zurück in der Schweiz. Zwei erlebnisreiche und manchmal auch komisch anmutende Wochen gingen damit zu Ende.


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