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Eurovision Song Contest


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update Kiew

Eurovision Song Contest > 2005

Reisebericht und Impressionen
von Peter Ramón Baumann


Dienstag, 10.05.2005

Wie immer konnte ich in der Nacht vor meiner Abreise nicht allzu viel schlafen. Obwohl ich eigentlich viel auf Reisen gehe, bringt mich dies aus meinem Rhythmus. 10 Minuten bevor ich den Bus in Uster bestieg war mein Koffer noch nicht fertig gepackt. Hektisch habe ich noch einmal alles kontrolliert um sicher zu sein, dass auch Alles was ich benötige eingepackt ist. An der Bushaltestelle musste ich letztlich trotzdem noch ein paar Minuten warten. Zum Glück war mein Koffer auf Rollen, denn sonst wäre ich nicht in der Lage gewesen mein ganzes Gepäck mitzuschleppen. Am Bahnhof Uster hiess es nun ein Platz in der S5 zu erkämpfen. Völlig überfüllt habe ich mich im Eingangsbereich der ersten Klasse installiert, da in den anderen Wagen kein Platz mehr vorhanden war. Am Hauptbahnhof in Zürich habe ich dann in die zweite Klasse gewechselt, hatte ich doch ein schlechtes Gewissen. In Oerlikon stieg ich dann in den Interregio Zug aus Basel Richtung Flughafen. In einem Wagen dieses Zuges mussten sich auch meine Kollegen Ronny und Louis von Basel befinden. Getroffen haben wir uns auf der Rolltreppe im Flughafenbahnhof.

Einchecken. Diesmal ohne in einer langen Schlange stehen zu müssen. Der aufgestellte Mitarbeiter von Swissport nahm unser Gepäck entgegen und händigte uns die Einsteigekarten aus. Die übliche Verspätung zum Abflug auf dem Flughafen in Zürich-Kloten wurde auch uns zu Teil. Im Flughafen haben wir noch ein Abschiedskomitee gehabt. Eine Flasche Champagner musste getrunken werden. Ich habe mich an ein Mineralwasser gehalten. Unser Flug wurde glücklicherweise nicht über das Terminal E abgefertigt. Nach einer erneuten Passkontrolle konnten wir dann in den Flughafenbus steigen welcher uns zum Flugzeug der Ukraine Airlines International brachte. Der Bus hielt vor dem Flugzeug, dennoch konnten wir noch nicht aussteigen, da die Reinigungscrew noch nicht ganz fertig war. Obwohl die Sitznummern zugeteilt waren drängten sich die Fluggäste in den Flieger. Auch gab es diesmal wieder einen Kampf um den Platz in den Overhead-Lockers für das Handgepäck. Jeder nimmt ja, wie hinlänglich bekannt, zwei bis drei Handgepäckstücke mit in die Kabine. In der wirklich allerletzten Reihe konnten wir uns breit machen. Breit machen ist zwar etwas sehr übertrieben, wie in eine Konservendose gepresst nahmen wir unsere zugewiesenen Plätze ein. Zum Glück war da noch ein Sitz frei und wir konnten uns noch etwas mehr Platz verschaffen. Sonst wäre der Flug der etwas mehr als 3 Stunden dauerte nicht zu überleben gewesen. Zudem hatte ich einen sehr unangenehmen Gast im Sitz vor mir. Obwohl meine Oberschenkel den ganzen Platz zwischen Rückenlehne und Vordersitz ausfüllten, versuchte diese Person noch den Sitz zurückzustellen. Dies konnte ich nur mit blauen Flecken an den Knien verhindern, denn auf meinen Hinweis, dass dies nicht gehen würde, wurde keine Rücksicht genommen.

Nach dem etwas ruppigen Start in Zürich und den sogenannten Luftlöchern, wurde schon bald angekündigt, dass der Sinkflug auf den Kiev International Airport (Borispol) angefangen hat. Geschüttelt, nicht gerührt konnten wir das Flugzeug verlassen und uns in die Empfangshalle des Flughafens begeben.
Gleichzeitig mit der Ankunft unseres Fluges sind auch noch andere Destinationen angekommen. Somit haben sich Menschenschlangen hinter jedem Schalter aufgebaut. Zum Glück erspähte Louis zwei Schalter die exklusiv für den Eurovision Song Contest eingerichtet waren. So hatten wir das Glück schnell und unkompliziert abgefertigt zuwerden. Als Erster konnte Louis seinen Koffer in Empfang nehmen, Ronny und ich mussten uns da schon etwas mehr in Geduld üben bis wir unser Gepäck erspähten.

Die freundlichen und hilfsbereiten Hosts begleiteten uns durch den Zoll und organisierten ein Taxi. Leider war jedes von ihnen ausgewählte Taxi zu klein um uns und unser Gepäck zu verstauen. So entschieden sie sich uns einen Bus zur Verfügung zu stellen. Dieser Bus brachte uns Drei und den mittlerweile zu uns gestossene Ivan in Richtung Sport Hotel. Der Weg führte über eine sehr gut erhaltene vierspurige Autobahn. Nach der etwas mehr als 30 Minuten dauernden Fahrt wurden wir vor dem von uns gebuchten Hotel ausgeladen.

In der Hotelhalle wurden wir an einem Eurovisions Informations Desk empfangen. Nach der Aushändigung unserer Pässe wurden uns die Zimmer im achten Stock zugewiesen. Emsig wurden die Frühstücksgutscheine von einer Dame an der Rezeption von Hand ausgefüllt. In den Zimmern angelangt wurden die Koffer entpackt und alles eingeräumt. Danach mussten wir im Eingangsbereich des Hotels noch die Restzahlung für die gebuchten Leistungen entrichten. Viele Formulare ohne gross ersichtlichen Zweck mussten ausgefüllt werden bis Alles in Ordnung war. Geschafft, und jetzt ab in die Stadt.



Hotel Sport Kiev; Leuchtreklame am Strassenrand


Ivan, der gebürtiger Ukrainer aus Kiev führte uns durch einen Teil der Stadt. Auf dem Weg in die Stadt holten wir uns unsere Badges für den Zutritt in die Halle ab. In einem Restaurant welches wir ohne Ivan nie gefunden hätten, haben wir unser Nachtessen eingenommen. Gut und sehr günstig für unsere Verhältnisse, so konnten wir uns verpflegen. Noch ein wenig „lädele“ und dann haben wir beschlossen den doch etwas anstrengenden Tag zu beschliessen.

Mittwoch, 11. Mai 2005

Ein Tag ohne grosse Verpflichtungen. So beschlossen wir das Frühstück etwas später einzunehmen und trafen uns um 9.30 Uhr im Restaurant im 18. Stock des Hotel. Wer weiss, vielleicht gibt es eine ISO Norm für ein standardisiertes Frühstück in der Urkaine. Auf jeden Fall erhielten wir wie abgezählt exakt dieselbe Menge an Brotscheiben, Tomatenschnitze und Käse etc. Etwas gewöhnungsbedürftig für Schweizer war der Kartoffelstock und die Miniaturwienerli zum Frühstück.

Erneut war ein Streifzug durch die Stadt angesagt. Unter der sachkundigen Führung von Ivan besuchten wir einige der Sehenswürdigkeiten und schlenderten den ganzen Tag durch Kiev.



Kiev die Stadt die geprägt ist von Kirchen und Monumenten


Es würde euch langweilen zu jedem Bild einen Kommentar zu lesen. Einzig zu erwähnen ist, dass die Rolltreppen der Metro einen rasanten Speed draufhaben. Wenn man sich da nicht vorsieht, könnte es passieren dass Mann oder Frau gehörig auf die Schnauze fällt. Vergesst alles war ihr bis anhin über Toilettenpapier kennt. In unserem Hotel gibt es selbstverständlich auch dreilagiges Toilettenpapier, nur muss man es selbst zweimal falten um auf drei Lagen zu kommen. Und es schmeichelt dem Hinterteil ungemein mit einer Prägung die sich so weich anfühlt wie ein Sandpapier.
Da der Eurovision Song Contest 2005 morgen mit den ersten Proben beginnt, habe ich mich nach dem Nachtessen auf mein Hotelzimmer zurückgezogen. Ich möchte ja ausgeruht und frisch die Vorstellung der teilnehmenden Länder mitverfolgen können.

Donnerstag, 12. Mai 2005

Nach dem Standardfrühstück, welches trotz Vorbehalten doch noch andere Komponenten enthalten kann, ging es ab in Richtung Halle. Hier wurde uns dank einem Missverständnis der Einlass nicht gewährt. Hier wird nach einem ganz genauen Schema gearbeitet und eine Abweichung ist nicht möglich. Zum Glück konnte der Fehler, der sich eingeschlichen hatte, schnell behoben werden und wir konnten nach eingehenden Checks inklusive Registrierung der Laptops eintreten.

Während es draussen zu regnen begann, konnten wir uns das Bühnenbild mal aus nächster Nähe betrachten. Trotz der nicht gerade grossen Grundfläche der Bühne wirkt diese durch die herunterhängenden transparenten Röhren- und Kegelförmigen unterteilt durch reifenförmige Bildschirmelemente sehr voluminös. Durch die mechanische wie auch elektronische Veränderung deren Aussehens kann das Bühnenbild individuell angepasst werden. Das Bühnenbild wurde vom in der Ukraine bestbekannten Bühnendesigner, Zinteco und Visual Art, konstruiert. Diese Bühne wird, nach dem Eurovision Song Contest 2005 in Kiew mit U2, auf Tournee gehen.

Heute werden die ersten Proben der Startnummern 1 – 13 vom Semifinal stattfinden. Mit dem lüpfigen Gobal.kryner Sound eröffnete Österreich den Probenmarathon. Die Frontfrau, Sabine Stieger, die erst vor Kurzem zu dieser Formation gelangte, vermochte gesanglich zu überzeugen. Die etwas an den Holzmichel angelehnte Show zum Titel „A Así“ wäre im Musikantenstadl besser zu Hause. Vielleicht macht es aber gerade dieser aussergewöhnliche Titel aus, die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken und auch die Punkte zu holen. An der anschliessenden Pressekonferenz gab es auch noch was zum Naschen.




(Global.Kryner)


Litauen brachte mit Laura & the Lovers und deren „Little by little“ plätscherte so vor sich hin. Litauen hat sich aber sehr viel Mühe mit der Bewerbung dieses Titels gegeben. In einer Umhängetasche war von einer CD über ein T-Shirt bis zu Kondomen alles zu finden. Ein Journalist wollte es dann noch genauer wissen. Warum gerade Kondome in dieser Mappe zu finden seien. Da sich Laura & the Lovers für die Prävention von AIDS und HIV einsetzen war es das Naheliegenste für den Frieden und die Liebe auch den Schutz der Liebenden in den Vordergrund zu stellen. Für diese Frage wurde dem Journalisten eine dieser Umhängetaschen samt Inhalt von Laura persönlich überreicht. Leider konnte nicht Allen eine solche Tasche abgegeben werden da diese vom Ukrainischen Zoll zurückgehalten wurden.



(Laura & the Lovers)


Mit Portugal und deren Repräsentanten „2B“ kam erstmals Akrobatik mit ins Spiel. Hier wird ganz sicher mehr Wert auf die Show gelegt als auf den Song. Mit Rückwärtsüberschlägen und anderen waghalsigen Verrenkungen zog die Performance alle in ihren Bann. Mit dem treibenden Rhythmus und erst zum zweiten Mal in Englischer und Portugiesischer Sprache vorgetragenen Song versucht das Duo „2B“ die nicht gerade ruhmreiche Vergangenheit zu durchbrechen. Beide Interpreten stammen aus Portugiesischen Castingshows und sind für den Eurovision Song Contest bestimmt worden.



(Das Duett 2B aus Portugal)

An den Proben von Lettland und von Monaco habe ich nicht teilgenommen, werde mich aber bemühen diese im zweiten Durchlauf zu begutachten. Was in meiner ganzen Grand Prix Zeit noch nie vorgekommen ist, ist dass eine Delegation zum vereinbarten Termin nicht erscheint. Spasseshalber hatte ich schon am morgen gesagt: „Schaffen es die Moldawier wohl mit ihrem Pferdegespann und Wagen rechtzeitig in Kiew einzutreffen?“ Offensichtlich haben sie es nicht geschafft und diese Probe muss nachgeholt werden. Ob aus diesem Versäumnis eine Konsequenz erwächst ist noch nicht klar.



(Lise Darly, Monaco)


Wie eine Diva plusterte sich die Interpretin aus Weissrussland „Angelica Agurbash“ auf. Am Anfang auf Linda (NL) zu machen und dann doch keine Kerle unter dem Umhang hervorzaubern. Obwohl mir das Lied welches nach der Ausscheidung noch gewechselt wurde besser gefällt, kommt es doch recht billig daher. Die drei gelenkigen Tänzer können den Hauch einer Travestie-Show nicht ganz in Abrede stellen. „Viva la Diva“ vielleicht klappt es genau mit diesem Mix die Europäer dazu zu bewegen das Telefon in die Hand zu nehmen. Weissrussland konnte ihr Pressematerial auch nicht über den Zoll bringen umso mehr wurde sich um die wenigen Kopien geschlagen. Ich hatte bereits ein Exemplar in Händen als es mir mit Gewalt wieder entrissen wurde. Von Anstand keine Spur. Was zu diesem Zeitpunkt noch niemand ahnte, dass einem diese Pressemappen noch förmlich aufgedrängt werden würden.



(Angelika Agurbash)

Mit der für die Niederlande startende „Glennis Grace“ ging die Sonne im Palats Sportu auf. Wenn Glennis ihren Titel „My impossible dream“ anstimmt verstummt der Saal. Zum ersten Mal konnte ich einen Riesenapplaus für die erste Probe ausmachen. Der quirlige Mischling aus Surinam und Holland, deren Vorbilder Whitney Houston und Céline Dion sind, weiss wie man das Publikum in seinen Bann ziehen kann.



(Glennis Grace)

Mit Selma kam ein Wiederholungstäter auf die Bühne. Selma, welche in Jerusalem im Jahre 1999 mit „All out of luck“ den hervorragenden 2 Platz hinter Charlotte Nilsen gemacht hat, wirkt noch selbstbewusster und professioneller. Dies trotz verstauchtem Fuss. Diese Verletzung hat sie sich während dem Dreh zum diesjährigen Beitrag eingehandelt.



(Selma Björnsdottir, Island)

Belgien habe ich auf der Bühne nicht mitverfolgen können und verpasste auch noch die Pressekonferenz.

Zu vorgerückter Stunde mussten auf der Bühne 5 Plattenteller eingerichtet werden. Suntribe, die estnische Girlgruppe, machte sich bereit. Etwas mehr richtige Töne und weniger, eher unbeholfene, Bewegungen würden dem Song nicht schaden. Durch den Aufbau gab es zeitliche Verzögerungen und ich konnte die vereinbarte Zeit zum Nachtessen mit meinen Kollegen nicht mehr einhalten. Wir wollten ja fertig sein um pünktlich um 21.00 Uhr an der Eröffnung der Euroclubs mit dabei zu sein.

Ich liess also auch die Probe der Norweger sausen und machte mich auf den Weg zurück ins Hotel. Schnell etwas frische gemacht und dann wieder weg. In einem Ukrainischen Fast-Food Restaurant haben wir uns verpflegt. Beinahe hätte ich dort noch eine kleine grössere Panne gehabt. Konnte ich doch, der schlechten Beleuchtung wegen, die Tischkante nicht genau sehen und habe einen Teil meines Essens zu Boden fallen lassen.

Nach dem Essen haben wir das Restaurant verlassen und sind gleich in Richtung Arena City losgelaufen. Zu unser aller Überraschung waren grosse Buffet’s mit Häppchen und Getränken aufgebaut. Am Eingang wurden wir, von in nationalen Trachten gekleideten Frauen und Männern, empfangen. Auf Grossbildschirmen wurden Einspielungen aus den Pressekonferenzen gezeigt. Die Eröffnung wurde mit einem Trommelensemble begonnen und führte über eine kurze Ansprache direkt in folkloristischen Tanz über. Die moderne Ukraine durfte aber bei dieser Präsentation auch nicht fehlen. Mit sehr modernen Tanzschritten à la Hip Hop und Street-Dance wurde auch die Jugend berücksichtigt. Zum Abschluss der Eröffnungsfeier wurde ein Feuerwerk gezündet. Minutenlang wurden Raketen und andere pyrotechnischen Lichtspiele in den Nachthimmel von Kiew katapultiert. Dies endete nicht zuletzt auch in herunterfallenden ausgebrannten Hülsen. Die Gäste suchten Schutz unter den aufgestellten Schirmen.



(Arena City; Ukrainer in Folklore Trachten; Arena City Aufnahme aus dem Innenhof)

Die Schweizer Delegation die heute angekommen ist hat sich auch auf dem Partygelände eingefunden. Das aktuelle Thema war, die vom Zoll zurückgehaltenen Pressemappen. Ich hatte mich zusammen mit meinem Ukrainischen Kollegen auch schon bemüht gehabt diese Fracht auszulösen. Leider blieben bis zu diesem Zeitpunkt alle Anstrengungen erfolglos. Es wurde zunehmend kalt in der Outdoor Arena. Ich wollte aber noch weiter in die Clubs gehen obwohl sich diese in demselben Komplex befanden. Mit Anita, der Presseverantwortlichen habe ich dann noch einen nicht ganz gewollten Stadtrundgang „Kiew bei Nacht“ gemacht. Nach einigen Umwegen haben wir uns dann doch entschlossen ein Taxi zu nehmen, damit wir doch noch zurück zum Hotel kamen. So kann es einem gehen, wenn man den ganzen Tag einem ortskundigen Guide nachläuft. Nachdem ich zusammen mit Anita im Hotel angekommen bin, habe ich mich noch einmal zu Fuss auf den Weg zu meinem Hotel gemacht. Etwas sehr viel später als geplant bin ich dann müde ins Bett gefallen.



(Partyvolk im Innenhof der Arena City; Und damit wird in der Ukraine bezahlt (nicht mit Ruslana))


Freitag, 13. Mai 2005

Da es für alle spät geworden war beschlossen wir heute etwas später als gewohnt zu frühstücken und erst um 10.30 Uhr in die Halle zu gehen. Ist wohl die Delegation aus Moldawien, welche schon gestern hätte eintreffen und Proben müssen, endlich eingetroffen?

Beim Eintreffen in der Halle informierte mich unser Head of Delegation, dass die Pressemappen nun doch auf dem Weg zu uns seien. Mittels der Zwischenzeitlich eingeschalteten Schweizerischen Botschaft in Kiew konnte das Wunder bewirkt werden.

In der Halle habe ich dann zusammen mit Ivan die laufenden Proben angeschaut. Herausragendes oder auch Abfallendes kann ich dazu nicht berichten. Wer aber besonders unvorteilhaft rüberkam war der Sänger aus Mazedonien. Ein Lied, das den anwesenden Zuschauern nicht sonderlich zu gefallen schien und dann auch die Choreographie und der Gesamteindruck überhaupt. Ganz im Gegensatz zu den Pressemappen von Mazedonien, die schienen trotz der Kritik gut anzukommen. Die Mitarbeiterin wurde beinahe zu Boden gedrückt, so wurde sie von der Meute eingeengt. Barbaren sind da ein heiliges Völkchen dagegen. Ich finde es beschämend wie sich gewissen Leute verhalten.

Während wir unseren kleinen Hunger mit Snacks und anderen Kleinigkeiten befriedigten erhielt ich einen Anruf. Die Pressemappen sind bereits am Eingang des Pressecenters. Die von unserer Seite angebotene Hilfe wurde gerne in Anspruch genommen. Innert kurzer Zeit haben Ronny, Louis, Ivan, Anita und ich die Pressemappen in die dafür vorgesehenen Fächer verteilt. Somit haben wir auch den Kampf um das Material nicht aufkommen lassen.



(Ronny bei der Besetzung des Schweizer Pressematerials; Ukrainische Mitarbeiterin beim einfächern)


Vanilla Ninja standen zu dieser Zeit schon auf der Bühne für ihre erste Probe. Ich habe mich also zusammen mit Ivan auf den Weg in den Saal gemacht. Ich will ja eine Videoaufnahme von dieser Probe machen. Da es doch einiges aufzustellen gab, hatten wir noch nichts verpasst. Schon beim ersten Durchlauf der Probe wurde von den anwesenden Zuschauern applaudiert wie schon lange nicht mehr für einen Schweizer Beitrag. Der Titel und die Performance scheint nicht nur mir ausnehmend gut zu gefallen. Die Stimmen die ich im näheren Umfeld einfangen konnten waren alle positiv. Alle wollen uns im grossen Finale vom Samstag sehen.



(Vanilla Ninja bei ihrer ersten Probe)



(Vanilla Ninja bei der ersten Pressekonferenz)



(Piret, Lenna, Triinu und Kathrin)


In der anschliessenden Pressekonferenz stellten sich Lenna, Piret, Kathrin und Triinu zusammen mit Toni Wachter den gestellten Fragen. Da wurden Fragen über den Bezug der estnischen Gruppe zur Schweiz gestellt, und ob die Möglichkeit für einen Ukrainischen Künstler für die Schweiz anzutreten auch gegeben seien. Auch fragten sich Einige, ob sie lieber auf der Bühne stehen würden oder aber im Studio an Tracks arbeiten. Toni Wachter erklärte wie es zu dieser Wahl kam und gab gleichzeitig zu verstehen, dass dieses Verfahren für das Jahr 2005 galt, sich aber schon im nächsten Jahr wieder völlig anders präsentieren kann. Die vollkommen motivierte Truppe erhofft sich natürlich durch die Teilnahme am Eurovision Song Contest ihren Bekanntheitsgrad mächtig steigern zu können. Drücken wir den Mädels am Donnerstag, 19. Mai 2005 ganz fest die Daumen, dass sie den Einzug ins Finale schaffen.

Am Abend führte uns Ivan wieder zu einem typischen Ukrainischen Restaurant. Da wir keine Sitzgelegenheit gefunden hatten, haben wir uns an der Bar niedergelassen. Dies schien aber einer Kellnerin nicht gepasst zu haben. Sie bat zwei Frauen, welche sich an einem Vierertisch niedergelassen hatten, den Platz zu wechseln damit wir 4 Personen uns dort einrichten konnten. Nach dem Nachtessen sind wir wie immer Ivan gefolgt. Plötzlich hatte er die Idee noch an einen ganz speziellen Ort mit uns zu gehen. Louis und Ronny befürchteten schon die Entführung, da wir Ivan ja noch nicht so gut kennen. Er führte uns in den Hauseingang eines privaten Mehrfamilienhaus. Der Hausflur zeigte sich nicht gerade einladend und jeder von uns war gespannt was jetzt passieren würde. Ivan hat den Knopf gedrückt um den Lift zu bestellen. Ein Modell aus der alten Zarenzeit, so würde ich mal schätzen. Mit Spinnweben verhangen die aus einem Gitter bestehende Einfassung. Ganz wohl war uns bei der Sache nicht. Vor allem als uns Ivan bat in den viel zu engen Lift einzusteigen. Dass der Lift den europäischen Normen niemals mehr standhalten würde war uns klar. Langsam trauten wir uns dann doch noch in die Fahrgastzelle zu steigen. Nicht gerade ängstlich aber doch erleichtert haben wir dieses Haus wieder verlassen.



(Ich neben der Werbung zum Song Contest; Aussenansicht der Arena City bei Nacht)


Während Ronny, Louis und Ivan noch in den Euroclub gingen, habe ich mich zurückgezogen und auf den Weg in Richtung Hotel gemacht. Für mich war der Tag gelaufen und ich brauchte den Schlaf um morgen wieder fit zu sein.

Samstag, 14. Mai 2005

Für einmal hiess an diesem Morgen nicht gleich nach dem Frühstück in die Halle zu gehen. Ronny und ich hatten uns entschlossen auch noch etwas kulturelles zu unternehmen. Deshalb hatten wir im Vorfeld eine Tour durch die City von Kiew gebucht. Zur vereinbarten Zeit haben wir uns in der Hotellobby eingefunden. Die Verantwortliche Hostess hat uns zum Bus gebracht. Leider konnten wir nicht wie vorgesehen um 9.00 Uhr wegfahren, da noch zwei angemeldete Personen fehlten. Da wir um 9.15 Uhr mit dem Bus noch keinen Meter weitergekommen waren, beschloss ich mich zu erkundigen wie lange sie denn noch warten wolle. Schliesslich mussten wir ja um 12.00 Uhr wieder zurück im Hotel sein, damit wir den vereinbarten Zeitpunkt in der Halle einhalten können. Die Hostess teilte mir mit, dass sie noch bis 9.30 Uhr warten wolle. Ich habe ihr klar zu verstehen gegeben, dass wir trotz der verspäteten Abfahrt um 12.00 Uhr im Hotel zurück sein müssen.

Um 9.30 Uhr ging es dann endlich los. Ronny und ich in einem Reisebus mit 52 Plätzen und einer älteren Dame als Tourguide. Da ich bereits mit Ivan einen Grossteil der Stadt Kiew angeschaut hatte und auch die Erklärungen dazu erhalten hatte, war vieles nicht mehr neu für mich. An vielen der mir bekannten Gebäuden und Monumenten sind wir vorbeigefahren und haben auch drei, vier Stopp’s eingelegt um ein paar Fotos zu schiessen.



(Die Ukrainia die eiserne Lady aus rostfreiem Stahl; die drei Brüder mit Schwester die der Stadt Kiew den Namen gegeben haben; Der Fluss Dnipro)



(Blick über den Dnipro; Eternal Flame; Blick zum Höhlenkloster)



(Obelisk; Brücke über den Dnipro; Eingang zum Höhlenkloster)


Pünktlich wie vorgesehen sind wir dann wieder vor unserem Hotel abgeladen worden. Jetzt wollte ich die Homepage updaten. Leider konnte ich dies aus technischen Gründen nicht machen. Dies hat mich genervt und mir auch ein wenig den Spass an der Arbeit genommen. Nichts desto trotz habe ich mir noch Proben abgeschaut und nahm an verschiedenen Pressekonferenzen teil. Schade dass die Reihenfolge der Proben nicht auch einmal umgestellt wird. Ich hätte dann eine bessere Möglichkeit gehabt noch mehr zu sehen. So habe ich mich mit der Diva aus Belarus (Angelica Agurbash) mit der „Voice“ Gennis Grace aus den Niederlanden und Selma aus Island begnügen müssen. All diese Proben liefen ohne erwähnenswerte Pannen ab.



(Zdob si Zdub, Moldawien; Glennis Grace, Niederlande; Slema, Island)


Nun war ein bisschen frische Luft angesagt. Ich habe mich mit Ivan in Richtung Innenstadt aufgemacht. Heute war der Tag Europa’s. Viele Länder haben sich da vorgestellt. Die ganze Hauptstrasse war zur Fussgängerzone erklärt worden. Beim Österreichischen Stand haben die Global.kryner ihre Musik zum Besten gegeben. Schnell noch etwas gegessen, bewegten wir uns wieder zurück zur Halle.

Die Pressekonferenz von Moldawien (endlich sind sie eingetroffen) habt aus Gründen der vorwärts rückwärts Übersetzungen den Inhalt verloren. Glennis Grace ist diesmal ohne Gefolge solo an der Pressekonferenz erschienen. Sie ist immer locker und fröhlich und meisterte ihre Aufgabe brilliant. Selma hat bei ihrem Auftritt im Pressekonferenzsaal einige Lieder angestimmt. Darunter auch den Song „All out of luck“ welchen sie im Jahre 1999 in Jerusalem gesungen hatte. Diesmal sogar noch mit einem Deutschen Textfragment. Auch Nuno Resende hat während seiner Befragung selbst ein Herzensanliegen angebracht und ein Portugiesisches Lied angestimmt.

Auf dem Weg zum Pressezelt ist uns die heute eingetroffene Französische Delegation über den Weg gelaufen. Bruno der Head of Delegation begrüsste uns und stellte auch gleich Ortal und einige andere Mitglieder der Delegation vor. Noch einmal versuchte ich mein geschriebenes Update zu übermitteln. Leider wurde mir der Zugang verweigert.

Mit etwas Verspätung habe ich zusammen mit Ivan den Weg zum Hotel unter die Füsse genommen. Zusammen mit Ronny und Louis sind wir auf die Suche nach einem Restaurant gegangen. Diesen Job haben wir dem ortsansässigen Ivan übergeben. Vor einem Restaurant trafen wir Bruno, den Franzosen, wieder. Er lud uns ein schnell alle, sich im Restaurant befindenden Personen der Delegation, zu begrüssen. Dieses Angebot haben wir angenommen und auch gleich noch ein paar Fotos gemacht.



(Ortal mit Tänzer beim Auswählen aus der Speisekarte; Gruppenbild mit Ortal, Ivan, Ronny, ich und Louis)


Nach einigen Minuten des Fussmarsches sind wir in ein Restaurant gegangen. Leider konnte uns dort kein Tisch angeboten werden. Auf der Strassenebene gab es jedoch noch einmal dasselbe Restaurant, jedoch nur eine Snack-Bar, an welcher dieselben Gerichte wie im Keller bestellt werden konnten. In Etappen wurde uns dann einem nach dem anderen das Essen serviert. Die Flasche Wein die Ronny und Louis bestellt hatten, hatte nicht die richtige Temperatur, also mussten noch Eiswürfel bestellt werden. Diese Eiswürfel konnte auch ich gebrauchen denn mein Sprite war lauwarm und somit beinahe ungeniessbar. Lieb und nett sind sie zwar aber kompliziert und ohne Flexibilität.

Jetzt hiess es ab in den Euroclub. Dort begegneten wir erneut der Französischen Delegation, Toni Wachter und Anita. Nikos Terzis versuchte sein Glück am Roulette Tisch. Mir war schon beim Betreten klar, dass ich nicht lange bleiben werde. Nach angeregten Gesprächen entschloss ich mich zurück zu ziehen. Unter dem sternenklaren Nachthimmel von Kiew bin ich zurück zum Hotel gelaufen.

Sonntag, 15.05.2005

Heute werden die zweiten Proben der Startnummern 14 – 25 von Rumänien bis Polen stattfinden. Viel ausserordentliches darüber gibt es nicht berichten. Einige nützen diesen zweiten Durchgang um Verbesserungen anzubringen, bei anderen wiederum konnte ich keinen Unterschied zur ersten Probe feststellen.

Bei den Pressekonferenzen wurde von denen die nicht viel sagen wollten, einfach gesungen. Nur die irische Delegation stach heraus. Da zum Song „Love ?“ noch getanzt wird (à la Riverdance), stellten sich die Girls gemäss Aufforderung von Denys (Leiter der Pressekonferenzen) auf die Tische. Schon nach einigen Steps krachte der Tisch unter zwei der Mädchen ein. So hatte das Publikum einen Lacher den weder die Besucher der Pressekonferenz noch die Irische Delegation schnell vergessen werden. Dazu zu sagen ist noch, dass es sich nicht um richtige Tische handelte. Es waren lediglich Spanplatten an welchen Füsse befestigt wurden.

Denys bat um Support, sollte wider erwarten eine Rechnung auf ihn zu kommen, da er die Tänzerinnen ja aufgefordert hatte auf den Tischen zu tanzen.

Etwas gibt es natürlich schon noch zu sagen. Vanilla Ninja sind diesmal in weissen Jacken aufgetreten. Sind das wohl die Kleider für’s Semi-Final? Ihnen ist es sehr gut gelaufen. Die Bühne ist wie deren zu Hause, so könnte man es auch ausdrücken. Noch ein paar Proben und dann müssen sie bereit sein alles zu geben, damit die Schweiz den Final erreicht. Ich persönlich habe da keine Zweifel.



(Vanilla Ninja beim zweiten Probedurchgang)

Montag, 16.05.2005

Die Kosmetikarbeiten an der Halle sind noch in vollem Gange. Die Einkleidung mit grünem Tuch ist bereits fertig. Jetzt werden noch die Glühbirnen für die Beleuchtung angebracht. Auch an den Treppen wurde noch rumgeschraubt, geschruppt und Lichtbänder verlegt. Man gibt sich alle nur erdenkliche Mühe am Donnerstag wie auch am Samstag in einem sehr guten Licht dazustehen. Zumal die Ukraine nach der Orangen Revolution sicherlich auch noch anderes zu tun hätte sind alle irgendwie in diese Arbeiten involviert. So wie die Stadt ausgekleidet ist und auch die Stimmung unter dem Volk, merkt man wie viel Kiew diese Eurovision Song Contest bedeutet.



(Der in grünes Tuch eingekleidete Sports Palast in Kiew)


Die Proben für diejenigen Länder die direkt ins Finale einsteigen haben heute begonnen. Nicht ganz nach Plan, da Zypern nicht zu der vorgeschriebenen Zeit vor Ort sein konnte. Die Eröffnung machte die mit einem kleinen Skandal die Britische Ausscheidung gewonnen hatte. Nicht dass ich den Teilnehmern zu Nahe treten will, dennoch hatte ich das Gefühl, dass diese nicht so den Drang nach Siegen hatten. Den Ehrgeiz der Semi-Final Teilnehmer kam meiner Meinung nach besser zur Geltung. Albanien hat mit seiner zweiten Teilnahme auch nicht mehr den Abräumer. Mit Vorhängen wird etwas wie eine Choreographie versucht zu machen. Ein Gleichklang mit dem Song oder sogar eine Unterstützung dessen kann aber nicht erreicht werden. Gülseren aus der Türkei versucht auf der Etho-pop Welle zu reiten. Viel Getrommel um vielleicht den Sieg ? Die pfundige Chiara aus Malta überzeugt erneut mit ihrer Stimme. Ob sie mit ihrem Song „Angel“ den Erfolg von Birmingham 1998 egalisieren oder gar verbessern kann?



(Gülseren, Türkei)

Drei verrückte Hühner, pardon, Hexen aus Spanien, wollen mit dem sehr an den erfolgreichen Las Ketchup Song „Aserje“ versuchen die Publikumsgunst an sich zu reissen. „Brujería“ so heisst der Titel ist eher ein Abklatsch und mag nicht wirklich zu überzeugen. Auf der Bühne teilen sich die Damen und die Tänzer das Feld strikte auf. Wozu dann überhaupt Tänzer?

Die Auftritte von Serbien-Montenegro und Schweden habe ich verpasst. Der Rap aus der Ukraine kommt nicht schlecht an. Das kann daran liegen, dass sehr viele Ukrainer in der Halle waren als dieser Song geprobt wurde.



(Martin Stenmarck, Schweden; Greenjolly, Ukraine)

Einen eher unglücklichen Eindruck machte mir die Teilnehmerin die für Deutschland an den Start geht. Gracia, ganz in schwarz beinahe nicht vom Hintergrund abgesetzt, sang ihren Song „Run & Hide“ eher lustlos. Nach dem Pressewirbel um CD Aufkäufe durch den Produzenten, kann ich das nachvollziehen. Ich denke sie kam nicht mehr aus dem Vertrag raus, ansonsten wäre sie wohl lieber nicht nach Kiew gekommen.



(Gracia, Deutschland)



Nun hiess es aber schnell zurück ins Hotel. Denn um 6.25 Uhr fährt unser Bus in Richtung Marinski Palast wo der offizielle Empfang zum Eurovision Song Contest 2005 stattfindet.

Obwohl wir pünktlich mit dem Bus losgefahren sind, konnten wir den Zeitplan nicht einhalten. Im Feierabendverkehr von Kiew sind wir steckengeblieben. Mit einer Verspätung von über 25 Minuten wurden wir beim Marinski Palast abgeladen. Der streng bewachte Palast und die dazugehörenden Gärten werden sonst nur für Staatsempfänge genutzt. Mit der erhaltenen Einladung wurde uns der Einlass auf das Gelände gewährt. Ein Symphonieorchester bestreitete den musikalischen Rahmen.

In mehreren Reihen waren Buffets aufgebaut worden die wohl jeden Geschmack abdecken konnten. Die Menge der Leute auf der Terrasse vor dem Palast war unüberschaubar. Es war nicht ganz einfach die Kollegen zu finden. Hier hatte ich dann auch die Gelegenheit einige Interpreten hautnah zu treffen. Von den meisten habe ich ein Lichtbild gemacht. Die Impressionen sind auf den folgenden Bildern zu sehen.



(Österreich meets die Niederlande; Donna and Joe, Irland; Walters & Kazha, Lettland; Gülseren, Türkei)



(Symphonieorchester; Glennis Grace im Interview mit SF DRS; Vanilla Ninja, Schweiz)



(Omar Naber, Slowenien; Dekoration; 2B aus Portugal; Ich vor dem Marinski Palast)

Der Abschluss dieser Eröffnungsfeier machte ein imposantes Feuerwerk. Danach haben sich die Gäste in die verschiedenen Busse gedrängt. Wir unsererseits sind zu Fuss in Richtung Euroclub gelaufen.

In der ersten Etage luden die Letten und die Litauer zu einer Party ein. Gegen den Aussagen bei den Pressekonferenzen wurde eine Selektion der Teilnehmer gemacht. So mussten wir zusehen wie Einige mit separater Einladung durch die Menschenmenge geschleust wurden, wir jedoch einfach links liegengelassen. Da vielen unter den Wartenden schon ein paar unglimpfliche Worte. Ich hatte schon beinahe aufgegeben, als mir doch noch Einlass gewährt wurde. Die Stimmung jedoch war auf dem Nullpunkt angelangt. Diese etwas komische Art hat mir den Abend versaut. Nach einem Drink und ein paar Darbietungen von Walters & Kazhas mit Martin Freimanis den Teilnehmern aus Litauen vom letzten Jahr und Laura & the Lovers habe ich nicht auf den Weg nach Hause gemacht.

Dienstag, 17. Mai 2005

Heute geht es mir darum noch soviel wie möglich vom zweiten Probedurchgang der Final-Teilnehmer zu sehen. Ich war schon ziemlich genervt darüber, dass die Internetverbindung immer wieder unterbrochen wurde und ich die Daten nicht ins Netz bringen konnte. So versuchte ich über den Grossbildschirm im Pressezentrum, neben meinen erfolglosen Versuchen den Internet-Update auf das Netz zu bringen, die Proben mit zu verfolgen.

Soweit ich es mitverfolgen konnte sind keine nennenswerten Pannen auf der Bühne passiert. An den Pressekonferenzen hat es jedoch schon noch Highlights gegeben. Feminnem aus Bosnien-Herzegowina ist mit einer Torte, welche mit 50 Kerzen bestückt war, in der Pressekonferentsaal einmarschiert und hat dazu „Happy Birthday Eurovision Song Contest“ gesungen.

Die Halle ist nun komplett eingekleidet und auch beleuchtet. Hier zwei Bilder die ich des Nachts machen konnte.

 

(Der Sport Palast mit Beleuchtung)

Mittwoch, 18. Mai 2005

Heute mal ein mehr oder weniger eurovisionsfreier Tag. Wir haben einen Ausflug in ein Freilicht Museum in der Nähe von Kiev gebucht. Ein Ballenberg aus Ukrainisch. Bei sonnigem Wetter durften wir die Häuser aus den alten Tagen der Ukraine besichtigen. Zur Unterhaltung spielte ein Orchester und für das leibliche Wohl wurde mit mehreren Buffets gesorgt. Ein rundum gelungener Ausflug bei welchem sich diverse Leute noch einen kleinen Sonnenbrand geholt haben.

Donnerstag, 19. Mai 2005

Seit die vielen Proben durch sind bleibt auch wieder etwas mehr Zeit. Deshalb habe ich mir ein Ticket für die Hauptprobe vom Nachmittag organisiert. Die Plätze waren eher ungünstig gelegen und die Halle nicht voll. Deshalb wurden wir gebeten in den vorderen Reihen, beinahe auf der Bühne, Platz zu nehmen.

Nach einer kleinen Verspätung begann der Ablauf wie er am Abend in ganz Europa ausgestrahlt wird. Diese Probe verlief problemlos und der Veranstalter kann guter Dinge sein die Live-Show am Abend ausstrahlen zu können.

Gegen 18.00 Uhr war dann die Probe abgeschlossen. Da wir Tickets für den Abend haben hiess es nun zurück ins Hotel duschen, rasieren und sich gut schweizerisch einkleiden. Alle von uns haben ein rotes T-Shirt mit Schweizerkreuz aus dem Schrank geholt. Swiss United. Mit Fahnen bewaffnet zogen wir gegen 20.00 Uhr in Richtung Halle. Der kleine Hunger wollte auch noch befriedigt werden. Beim Anstehen an der Sicherheitskontrolle sind wir noch Sandra Studer begegnet. Wer wird es wohl heute Abend schaffen. Da Edwin aus Holland und Ivan Sandra nicht kannten, habe ich ihnen die Repräsentantin der Schweiz 1991 von Rom vorgestellt. Diese konnten sich aber nicht an das Lied erinnern, spontan wie Sandra ist hat sie ein paar Zeilen aus ihrem „Canzone per te“ vorgesungen.

Auf dem Vorplatz der Halle konnten noch einige der Sänger und Interpreten getroffen werden die am Abend auf der Bühne stehen werden. Nuno Resende (Belgien) und Lise Darly (Monaco) waren anzutreffen. Von der Show am Samstag waren da Ruslana und Ortal (Frankreich) zu sehen.

Im Foyer der Halle hat sich ganz unbemerkt Triinu eingeschlichen. Pech gehabt, ich habe sie erkannt und da musste sie für ein Foto mit uns allen herhalten. Im zweiten Block links, von der Bühne ausgesehen, konnten wir unsere Plätze einnehmen. Die Spannung über den Ausgang des Abends war schon jetzt zu spüren.

Es geht nun mehr wie auf einer Fussballveranstaltung zu und her. Nicht so gesittet wie noch in den 80er Jahren. Mit Fahnen Plakaten und allem was Lärm macht und/oder auffällt nehmen die Besucher im Sport Palast ihre Plätze ein. Nur noch einige Minuten trennten uns vom Eurovisions-Signet. Dann endlich erklang sie die Melodie auf welche alle gewartet haben. Das Semi-Finale 2005 in Kiew war eröffnet.
Werden es meine Favoriten schaffen. Mit Schweiz, Ungarn, Niederlande, Monaco, Belgien, Belarus, Moldawien, Dänemark, Island und Kroatien habe ich einerseits meinen Geschmack abgebildet wie auch die Wahrscheinlichkeit. Wie’s dann am Ende des Abends aussehen wird, das werden wir noch sehen.

Die Show lief dann wie gewohnt reibungslos ab. Die folkloristischen Einlagen am Anfang mehr amüsant als interessant. Nur bei Belarus konnte ich am Anfang Unsicherheiten feststellen. Ob das Mikrofon nicht offen war, oder aber die Diva Angelica nicht gesungen hat, weiss ich nicht. Nach mehr als zwei Stunden ging es nun an eingemacht. Endlich die Präsentatoren kommen mit den Couverts auf die Bühne. In welchen wird wohl der Name „Switzerland“ sein.

Dass wir so lange auf die Folter gespannt würden hätte ich mir nicht gedacht. Erst beim 9. Couvert dann die Erlösung, Erleichterung und vor allem die grosse Freude wieder einmal im grossen Finale des Eurovision Song Contest mitmachen zu dürfen. Das Geschrei, Geklatsche und die Emotionen sind kaum auszudrücken welche durch die Schweizer Delegation führen.

Ich habe mich selten so glücklich und stolz gefühlt. Von überall her wurde uns gratuliert. Da wir ja unschwer an unseren Schweizer T-Shirt’s zu erkennen waren, wurden wir auch noch um das eine oder andere Interview gebeten. Ich war einfach nur überglücklich, dass wir’s geschafft haben.

Für einmal keine langen Nasen, sondern übersprudelnde Freude bei der Schweizer Delegation. Wann konnten wir dies das letzte Mal erleben? Geniessen und Feiern ist jetzt angesagt. Vanilla Ninja musste sich jedoch noch an die Pressekonferenz der Semi-Finalsieger begeben.

Folgende Nationen ziehen nun in den Final vom Samstag ein. Ungarn, Rumänien, Norwegen, Moldawien, Israel, Dänemark, Mazedonien, Kroatien, Schweiz und Lettland. Somit konnte ich, mit meinen Prognosen, doch einige Treffer landen. Vor lauter Schreien, was absolut nicht meinem Naturell entspricht, kann ich nun am Folgetag kaum mehr reden.


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